313 kurzgefasste Vorschriften. Basilius der Große
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25. Frage.
Was ist Verleumdung?
Antwort. Zwei Verhältnisse gibt es meines Erachtens, in denen es gestattet ist, über Jemanden etwas Böses zu sagen: wenn Jemand genöthigt ist, sich mit anderen hiefür Bestimmten zu berathen, wie Der, welcher gesündigt hat, zu bessern ist, und wenn es ferner nothwendig ist, Einige zu warnen, die sich aus Unwissenheit an einen Bösen anschließen möchten, weil sie ihn für gut halten, da der Apostel gebietet, mit Solchen nicht umzugehen, damit seine Seele nicht in Fallstricke gerathe.76 Dasselbe hat, wie wir finden, der Apostel gethan, indem er an Timotheus schreibt: „Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erzeigt, vor ihm hüte auch du dich, denn er hat sich unsern Reden sehr widersetzt.“77 Wer aber ohne eine solche Dringlichkeit wider Jemanden Etwas sagt, um ihn dadurch zu verkleinern oder durchzuziehen, der ist ein Verleumder, auch wenn Das, was er sagt, wahr ist.
26. Frage.
Was verdient, wer einen Bruder verleumdet oder den Verleumder anhört?
Antwort. Beide verdienen ausgeschlossen zu werden; „denn wer heimlich seinen Nächsten verkleinert, den verfolge ich.“78 Und anderswo heißt es: „Einen Verleumder höre nicht gerne an, damit du nicht verdorben werdest.“79
27. Frage.
Wie sollen wir uns zu Dem stellen, der den Vorgesetzten verleumdet?
Antwort. Das Gericht hierüber zeigt sich im Zorne Gottes gegen Maria, weil sie Moses verleumdet hatte, deren Sünde, obgleich Moses für sie bat, Gott nicht ungestraft ließ.80
28. Frage.
Wenn Jemand, der kühn und ausgelassen antwortet und, darüber zur Rede gestellt, sagt, er habe nichts Böses im Herzen; ob Dem zu glauben.
Antwort. Nicht alle Fehler der Seele sind Allen offenbar, nicht einmal selbst Demjenigen, der damit behaftet ist, ebenso wenig wie die Gebrechen des Leibes. Wie nun die Kundigen ein dem Leibe gewisse Zeichen von den verborgenen Krankheiten haben, die selbst der Kenntniß der Kranken entgehen; so muß man auch bei der Seele, auch wenn der Sünder seine Krankheit nicht kennt, dem Herrn glauben, der ihm sowohl als denen, die mit ihm umgehen, versichert, daß der böse Mensch aus dem bösen Schatze seines Herzens das Böse hervorbringt. Wohl heuchelt der Böse oft ein gutes Wort oder eine gute Handlung; dagegen ist es unmöglich, daß der Gute etwas Böses heuchle. „Befleissiget euch des Guten,“ heißt es, „nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.“81
29. Frage.
Wie man sich des Zornes enthalten kann.
Antwort. Wenn man glaubt, daß man von dem Alles sehenden und dem gegenwärtigen Herrn immer gesehen wird. Denn welcher Unterthan wagt jemals Etwas vor den Augen seines Fürsten, was diesem nicht gefällt? Erwartet er auch von Anderen keinen Gehorsam, so soll er doch zum Gehorsame bereit sein, indem er Alle für höher hält als sich selbst. Denn fordert er den Gehorsam seines eigenen Nutzens wegen, so soll er wissen, daß das Wort des Herrn lehrt, Jeder solle den Anderen dienen; straft er aber die Übertretung des Gebotes des Herrn, so bedarf es nicht des Zornes, sondern des Mitleids und der Barmherzigkeit nach dem Vorbilde dessen, der da sagt: „Wer wird schwach, und ich werde nicht schwach?“82
30. Frage.
Wie rotten wir die böse Begierlichkeit aus?
Antwort. Durch ein brennendes Verlangen, den Willen Gottes zu erfüllen, und zwar durch ein solches, welches Jener an den Tag legte, der sprach: „Die Gerichte des Herrn sind wahrhaft, gerechtfertigt in sich selbst; wünschenswerther als viel Gold und Edelstein und süßer als Honig und Honigseim.“83 Denn das Verlangen nach Besserem nöthigt immer, wenn es in unserer Gewalt und Macht steht, das Ersehnte zu genießen, das Geringere zu verachten und zu verschmähen, wie alle Heiligen gelehrt haben; um wie viel mehr das Schlechte und Schändliche!
31. Frage.
Ob es überhaupt nicht erlaubt ist zu lachen.
Antwort. Da der Herr Diejenigen, welche jetzt lachen, verdammt,84 so ist offenbar, daß der Gläubige niemals Zeit zum Lachen habe, zumal bei der großen Menge Derjenigen, die durch die Übertretung des Gebotes Gott verachten und in der Sünde sterben, über die man trauern und seufzen muß.
32. Frage.
Woher die unzeitige und übermäßige Schlafsucht, und wie zu vertreiben?
Antwort. Eine solche Schlafsucht entsteht, wenn die Seele an Gott zu denken vernachläßigt und wir Gottes Gerichte verachten. Wir befreien uns aber von derselben, wenn wir aufrichtig und geziemend an die Herrlichkeit Gottes denken und seinen Willen zu thun begehren wie Jener, der gesagt hat: „Ich will meinen Augen keinen Schlaf, meinen Augenlidern keinen Schlummer, meinen Schläfen keine Ruhe vergönnen, bis ich einen Ort gefunden habe für den Herrn, eine Wohnung für den Gott Jakobs.“85
33. Frage.
Woran erkennt man den Gefallsüchtigen?
Antwort. Wenn er sich um Diejenigen eifrig bemüht, die ihn loben, die aber vernachläßigt, welche ihn tadeln. Denn wenn er dem Herrn gefallen will, wird er immer und überall Derselbe sein, erfüllend, was gesagt worden: „Durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und Linken, durch Ehre und Schmach, durch guten und schlechten Ruf, für Verführer gehalten und doch wahrhaft.“86
34. Frage.
Wie ist der Fehler der Gefallsucht und Ruhmsucht zu vermeiden?
Antwort. Durch die vollkommene Überzeugung von Gottes Gegenwart, das unablässige Bestreben, Gott zu gefallen, und durch ein inbrünstiges Verlangen nach den von Gott verheissenen Seligkeiten. Denn Niemand denkt in Gegenwart seines Herrn daran, seinem Mitknecht zu gefallen zur Schmach für seinen Herrn