Das Geisterschiff. Hubert Haensel

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Das Geisterschiff - Hubert Haensel HOPF Autorenkollektion

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Kilometer Äquatordurchmesser!«, meldete Swensson. »Die Schwerkraft beträgt null Komma neun fünf Gravos. Stark ausgeprägte Polkappen. Nahezu die gesamte Oberfläche liegt unter dichten Wolkenfeldern verborgen.«

      Knapp zwanzigtausend Kilometer über dem Planeten schwenkte die MADELEINE in einen Orbit ein.

      »Sauerstoff, Stickstoff, Edelgase!« Vor Begeisterung platzte Swensson lauthals heraus. »Die Atmosphäre ist für uns atembar ‒ hört ihr?«

      Die Welt, die sich nun langsam unter ihnen drehte, schien unbewohnt. Falls sie intelligentes Leben hervorgebracht hatte, stand es bestenfalls auf einer vor-technischen Entwicklungsstufe. Die Antennen des Frachters fingen nicht die einfachsten Funksignale auf.

      Wo die Wolkendecke aufriss, wurde für kurze Zeit erkennbar, was sie sonst schamhaft verborgen hielt: die tiefblauen Wogen eines Ozeans und die schmutzig braune Vegetation weiter Landstriche.

      Der Landeflug erfolgte nur mithilfe des Antigravs. In knapp acht Kilometern Höhe tauchte die MADELEINE in die ersten dichten Wolkenbänke ein. Ringsum tobte ein Chaos aus Blitzen und dröhnenden Donnerschlägen. Faustgroßer Hagel prasselte gegen das Schiff.

      Obwohl die Morgendämmerung über diesem Bereich des Planeten schon einige Stunden zurücklag, herrschte finsterste Nacht. Captain Finch flog den Frachter ohne Sicht. Unaufhörlich zerrte und rüttelte der Sturm an der MADELEINE, als wolle er sie vom Kurs abbringen.

      Dann ‒ Bodenkontakt.

      Ein letztes Knistern und Knacken, mit dem Spanten und Verstrebungen zur Ruhe kamen, ein leichtes Nachfedern der mächtigen Landebeine. Das Dröhnen des Antigravs brach unvermittelt ab.

      Minuten später begann der Orkan abzuflauen. Es dauerte nicht lange, dann verklang das Donnergrollen in der Ferne. Am östlichen Horizont durchbrachen vereinzelte Lichtfinger das Schwarz der Wolken. Keine zehn Minuten später schien für kurze Zeit die Sonne.

      *

      Eine weite Steppe erstreckte sich bis an den Horizont. Das Land war so gleichmäßig eben, dass es eigentlich nur während einer Eiszeit entstanden sein konnte. In der Nähe der MADELEINE plätscherte ein weit mäandernder Fluss gemächlich dahin.

      Etwa zehn Kilometer südlich erhob sich eine bewaldete Hügelkette aus der Ebene. Nicht besonders hoch, aber den Messungen zufolge reich an Bodenschätzen.

      »Wir sehen uns die Sache aus der Nähe an«, entschied der Captain. »Je eher wir dieser Welt ade sagen können, desto besser.« Er wandte sich an Swensson: »Jack, du bleibst an Bord. Bis zu unserer Rückkehr sollte alles vorbereitet sein; vielleicht können wir schon morgen oder übermorgen mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Ach ja ‒ und setze alles daran, herauszufinden, was für unseren Fehlsprung verantwortlich war. Das lässt mir keine Ruhe.«

      Eine Viertelstunde später verließen der Captain, Dave Quinger und der Lagerist Walter Küber die MADELEINE durch die Heckschleuse. Sie führten einen hochmodernen Bodentaster mit sich, der Probebohrungen bis zu fünfzig Metern Tiefe ermöglichte. Zu ihrem Selbstschutz trugen sie die üblichen handlichen Laserpistolen. Auch wenn es unnötig erschien, die generellen Vorschriften für Raumfahrer enthielten in der Hinsicht eindeutige Passagen.

      Es war eine lautlose Landschaft, die sie auf ihren Antigravkissen überflogen. Eine in Reglosigkeit erstarrte Natur.

      »Es ist seltsam hier«, kommentierte Quinger. »Eine unwirkliche Welt. Ich vermisse Insekten, Vögel und überhaupt …«

      »Sei froh, dass wir uns nicht mit einer bedrohlichen Tierwelt herumschlagen müssen«, fiel der Captain dem Funker ins Wort. »So friedvoll ist es mir bedeutend lieber. Im Übrigen werden wir gleich die nötigen Messungen vornehmen. Schon um die Daten zu präzisieren, die wir vom Schiff aus bekommen haben.«

      Sie landeten auf einem sanft ansteigenden Hang, rund hundert Meter über dem Niveau der Ebene. Vor ihnen begann ein dichter werdender Wald.

      Bereits die ersten detaillierten Analysen bestätigten größere Erzvorkommen. Sie begannen in einer Tiefe von etwa dreißig Metern und setzten sich weit in die Kruste des Planeten hinein fort.

      Eine Probebohrung wurde niedergebracht. Mühelos fraß sich der wenige Zentimeter dicke Desintegratorstrahl in den Untergrund. Allerdings kam er schon nach wenigen Minuten zum Stillstand. Der stete Strom ihrer molekularen Bindungen beraubter Materie versiegte jäh. Daran änderte sich auch nichts, als der Captain die Energieleistung erhöhte und den Durchmesser des Bohrstrahls vergrößerte.

      »Unmöglich.« Kopfschüttelnd schaltete Finch das Gerät ab. »Es gibt nicht viel, was einem Desintegrator widerstehen kann.«

      »Metatol«, sagte Quinger. »Vor allem das künstliche Metall hat diese Widerstandskraft. Gerade deshalb und wegen seines geringen spezifischen Gewichts findet es im modernen Raumschiffsbau Verwendung.«

      Wer das langwierige, technisch aufwändige Herstellungsverfahren von Metatol kannte, dem musste sich eine Frage geradezu aufdrängen: Wie kam das Kunstmetall, das der Menschheit erst seit wenigen Jahren bekannt war, unter die Oberfläche einer offenbar unbewohnten Welt?

      »Es kann dort seit Jahrtausenden liegen«, überlegte Dave Quinger.

      »Das Wrack eines abgestürzten Raumschiffs?«, fragte der Captain. Er stutzte, weil Quinger auf eine einzelne Baumgruppe zuging. »Dave, was hast du vor?«

      Quinger hielt nur kurz inne und sah sich um. »Ich ‒ weiß nicht recht.« Er wirkte nervös. »Ich habe den Eindruck, wir werden seit einigen Minuten beobachtet.«

      »Hier ist niemand außer uns.« Finch winkte ab, doch wie er das tat, indem er sich halb um die eigene Achse drehte, verriet seine eigene Unsicherheit. Nach wie vor war alles ruhig ‒ zu ruhig, wie er mit einem Mal fand.

      »Zurück zur MADELEINE?«, fragte Küber.

      Dave Quinger stieß einen unterdrückten Schrei aus. Seine Rechte hatte er ohnehin schon nahe an der Laserpistole gehalten, nun riss er die Waffe vom Magnetholster und löste sie aus.

      Fauchend entlud sich der Strahlschuss. Dreißig Meter entfernt ließ die gebündelte Energie einen umgestürzten Baum aufglühen. Das feuchte Holz bot den aufzuckenden Flammen aber wenig Nahrung.

      Zweimal hintereinander betätigte Quinger den Auslöser. Die zweite Schussbahn lag etwas weiter links. Für den Bruchteil einer Sekunde traf der Laserstrahl auf ein bisher unsichtbares Hindernis, floss daran auseinander und zeichnete dessen Konturen nach. Die Umrisse schienen einer menschlichen Gestalt zu gehören.

      Gleichzeitig rissen auch der Captain und Walter Küber ihre Waffen hoch.

      »Also doch!«, stöhnte Quinger. »Jemand verfolgt uns, womöglich schon seit wir das Schiff verlassen haben. Es war nicht mehr als ein Zufall, dass ich dieses Wesen, oder was immer es sein mag, bemerkte.«

      »Wir sind also nicht allein hier«, bestätigte Finch. »Wer immer das ist, sein Versteckspiel lässt nicht das Beste ahnen. Gut, wenn es so sein muss: Wir schießen, sobald etwas verdächtig erscheint. Fragen stellen wir hinterher.«

      Der Captain hielt seinen Laser schussbereit und griff mit der linken Hand nach dem Bodentaster. Gemeinsam mit Küber hob er das Gerät an.

      »Wir gehen zurück«, entschied er.

      Der

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