Gesammelte historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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Fürsten, wollte er sich doch sofort auf den Weg machen. Bevor indessen alle auseinander gingen, nahm Mikolaj aus Dlugolas, der die Kreuzritter genau kannte, den jungen Kämpen auf die Seite und fragte: »Wie ist es mit dem Böhmen, Deinem Knappen? Willst Du ihn mit Dir zu den Deutschen nehmen?«

      »Er wird mich sicherlich nicht verlassen wollen. Doch weshalb fragt Ihr?«

      »Weil er mich jammert. Er ist ein tüchtiger Bursche, drum merk nun auf das, was ich Dir sage: Du wirst mit heiler Haut aus Marienburg zurückkehren, es sei denn, daß Du dort im Zweikampfe auf einen überlegenen Gegner stoßest, der Böhme aber geht einem sicheren Verderben entgegen.«

      »Weshalb glaubt Ihr das?«

      »Weil die Weißmäntel ihn der Ermordung des Herrn de Fourcy zeihen. Sie haben jedenfalls dem Großmeister von dessen Tod geschrieben und sicherlich behauptet, der Böhme sei der Urheber des Mordes. In Marienburg vergiebt man ihm diese vermeintliche Schuld nicht. Man wird ihm den Prozeß machen, ihn verurteilen, denn wie kannst Du den Großmeister von Hlawas Unschuld überzeugen? Dazu kommt auch noch, daß er Danveld das Handgelenk verdreht hat, Danveld aber war ein Blutsverwandter des Großmeisters der Johanniter. Gar leid ist es mir um den Burschen, und ich wiederhole es nochmals, daß er einem sicheren Tod entgegengeht, so er Dir folgt.«

      »Ihm droht keine Gefahr, denn er bleibt in Spychow zurück.«

      Doch es kam ganz anders. Durch mannigfache Gründe wurde das Verbleiben des Böhmen in Spychow vereitelt. Zbyszko und de Lorche machten sich am nächsten Morgen mit ihrem Gefolge auf den Weg. De Lorche, der durch Pater Wyszoniek von dem Eide freigesprochen war, mit dem er sich Ulrika de Elner angelobt hatte, trat glückselig und ganz erfüllt von der Holdseligkeit Jagienkas aus Dlugolas die Fahrt an, auf der er sich infolgedessen recht schweigsam verhielt. Er und Zbyszko konnten sich zudem nur schwer mit einander verständigen.

      So war denn letzterer darauf angewiesen, mit Hlawa über Danusia zu sprechen, wodurch der Knappe auch von der beabsichtigten Fahrt nach Marienburg Kenntnis erhielt, von der er bisher nichts gewußt hatte.

      »Ich gehe nach Marienburg,« teilte ihm Zbyszko mit, »und Gott allein weiß, wann ich zurückkehren werde. Vielleicht geschieht dies bald, vielleicht im Frühling oder in einem Jahre, vielleicht komme ich niemals zurück. Verstehst Du mich?«

      »Ich verstehe alles. Ihr, gnädigster Herr, wollt dort gewiß die Ritter zum Zweikampfe fordern. Lob und Preis sei Gott dafür, denn sicherlich hat jeder Ritter auch einen Knappen.«

      »Nein,« antwortete Zbyszko, »nicht um zu kämpfen ziehe ich aus, es sei denn, daß ich selbst herausgefordert werde. Du aber folgst mir nicht nach Marienburg, Du bleibst in Spychow.«

      Diese Worte kränkten den Knappen aufs tiefste. Anfänglich jammerte er kläglich, dann aber bat er seinen jungen Herrn, ihn doch nicht zu verbannen.

      »Ich habe geschworen,« erklärte er, »niemals von Euch zu weichen, gnädigster Herr; auf das Kreuz und auf meine Ehre habe ich diesen Eid geleistet. Und wenn Euch, gnädigster Herr, ein Unfall begegnen sollte, wie dürfte ich jemals wieder meiner Herrin in Zgorzelic unter die Augen treten? Geschworen habe ich es ihr, o Herr! Deshalb erbarmt Euch meiner, damit ich nicht mit Schimpf und Schande beladen, vor ihr erscheinen muß.«

      »Hast Du ihr aber nicht auch gelobt, mir gehorsam zu sein?« fragte Zbyszko.

      »In allem soll ich Euch Gehorsam leisten, nur verlassen soll ich Euch nicht. Wenn Ihr, gnädigster Herr, daher mich von Euch weist, muß ich Euch in geringer Entfernung folgen, um, so dies nötig wäre, sofort bei der Hand zu sein.«

      »Ich weise Dich nicht von mir und werde Dich niemals von mir weisen!« antwortete Zbyszko. »Doch ich wäre ja geradezu geknechtet, wenn ich Dich nicht an irgend einen entfernt gelegenen Platz schicken, wenn ich mich selbst nicht auf einen Tag von Deiner Gegenwart befreien könnte. Du wirst doch nicht beständig hinter mir stehen wollen, wie der Henker hinter einer armen Seele? Und wie willst Du mir im Kampfe beistehen? Ich spreche nicht vom Kriege, denn in der Schlacht streiten die Menschen scharenweise, allein im Einzelkampfe kannst Du mir doch nichts nützen. Wäre Rotgier der Stärkere gewesen, so befände sich seine Rüstung nicht auf unserem Wagen, sondern die meine auf dem seinen. Keinen Vorteil würde mir Deine Anwesenheit in Marienburg bringen, nein, Unheil könnte mir nur daraus erwachsen.«

      »Wie meint Ihr das, gnädigster Herr?«

      All das, was Mikolaj aus Dlugolas ihm mitgeteilt hatte, erzählte nun Zbyszko dem Fragenden und sagte ihm, daß er, Hlawa, von den Komturen, die jede Schuld von sich abzuwälzen versucht hatten, des Mordes an Herrn de Fourcy beschuldigt worden sei, weshalb ihn sicherlich die Rache der Kreuzritter treffen werde.

      »Und wenn sie Dich greifen,« fügte Zbyszko schließlich hinzu, »werde ich Dich doch nicht ihrer Rache überlassen. Mit meinem Kopfe müßte ich es aber dann bezahlen.«

      Mit düsterer Miene lauschte der Böhme diesen Worten, deren Wahrheit er nur zu wohl erkannte. Trotzdem versuchte er es aber nochmals, seiner Bitte Gehör zu verschaffen.

      »Von all denen, die mich sahen, ist keiner mehr am Leben,« warf er ein, »denn wie mir gesagt ward, hat der Gebieter von Spychow gar viele erschlagen, und Rotgier fiel durch Euere Hand.«

      »Die Knechte sahen Dich, die jenen voranzogen, auch lebt der alte Kreuzritter Zygfryd noch und befindet sich sicherlich in Marienburg. Ist dies aber nicht der Fall, so wird ihn der Großmeister gewiß dahin berufen. Das gebe Gott!«

      Darauf ließ sich nichts mehr sagen. Das Gespräch verstummte, und schweigend zogen nun Ritter und Gefolge bis nach Spychow. Dort trafen sie die ganze Besatzung der Burg zum Kampfe gerüstet, weil der alte Tolima nicht anders dachte, als daß entweder die Kreuzritter einen Ueberfall machen würden, oder daß Zbyszko nach seiner Rückkunft mit den Mannen zur Rettung Jurands ausziehen werde. An allen Uebergängen über die Sümpfe, auf den Wällen der Burg standen Wachen, die kriegsgewohnten Mannen harrten voll Ungeduld auf die Deutschen, von denen sie reiche Beute zu gewinnen hofften. Zbyszko und de Lorche wurden von dem Priester Kaleb empfangen, der ihnen nach dem Nachtmahle das mit Jurands Siegel versehene Pergament zeigte, auf welches er eigenhändig den letzten Willen des Gebieters von Spychow geschrieben hatte.

      »In der Nacht, bevor er sich nach Szczytno auf den Weg machte, sagte er mir alles Wort für Wort vor. Traun, er glaubte nicht an seine Rückkehr.«

      »Warum sagtet Ihr von all dem nichts?«

      »Wie durfte ich dies, da mir Jurand seine Plane als Beichtgeheimnis anvertraute? Verleihe ihm die ewige Seligkeit, o Herr, und laß ihm das ewige Licht leuchten.«

      »Sprecht dies Gebet nicht für ihn,« wendete Zbyszko ein, »er lebt noch. Ich weiß dies aus dem Munde des Kreuzritters Rotgier, mit dem ich einen Waffengang an dem fürstlichen Hofe hatte. Das Gottesgericht hat zwischen uns entschieden – er fiel durch meine Hand.«

      »Damit verringert sich noch die Hoffnung auf Jurands Heimkunft – es sei denn, daß er durch Gottes Macht gerettet werde.«

      »Mit diesem Ritter hier ziehe ich nun aus, um ihn aus den Händen der Feinde zu befreien.«

      »Du kennst die Kreuzritter nicht, das unterliegt keinem Zweifel. Ich aber kenne sie, denn ehe Jurand mich zu sich nach Spychow berief, weilte ich während fünfzehn Jahren als Priester in ihren Landen. Nur Gott allein vermag Jurand zu retten.«

      »Nur er kann uns seine Hilfe angedeihen lassen.«

      »Amen!«

      Pater

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