Chefarzt Dr. Norden 1165 – Arztroman. Jenny Pergelt

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Chefarzt Dr. Norden 1165 – Arztroman - Jenny Pergelt Chefarzt Dr. Norden

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zu schwer zu sein. Achtlos legte sie sie auf dem Stuhl ab. Dabei stützte sie sich mit der freien Hand an der Lehne ab. Während das Publikum lautstark nach einer Zugabe verlangte, drehte sie sich schwankend um und ging mit zittrigen Beinen von der Bühne. Sie schaffte nur wenige Meter, bis sie zusammenbrach und bewusstlos liegenblieb. Der Applaus erstarb. Alle starrten wie gebannt auf die reglose Gestalt auf der Bühne. Alle – bis auf Daniel, der sofort losgelaufen war, kaum dass Sophie zusammensackte. Und auf einmal lösten sich auch die anderen aus ihrer Starre. Noch bevor Fee bei Sophie und Daniel ankam, umringten die anderen Musiker und Bühnenarbeiter die beiden. Auch Nadja war auf die Bühne gelaufen und kniete nun neben ihrer leblosen Tochter.

      »O mein Gott! Sophie, was ist mir dir? Dr. Norden, bitte, tun Sie doch irgendetwas! Was hat sie denn nur?«

      »Das weiß ich noch nicht«, murmelte Daniel leise, während er hastig nach Sophies Puls suchte. Zum Glück fand er ihn rasch. Sophies Herz schlug kräftig, wenn auch etwas schnell. Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Probleme mit der Atmung gab es nicht; die Lunge schien frei zu sein. Viel mehr konnte er noch nicht feststellen. Nicht auf dieser Bühne inmitten von Schaulustigen und ohne seine Arzttasche.

      »Wir müssen sie hier sofort wegbringen!«, ordnete er an.

      Fast im selben Augenblick kamen zwei Männer mit einer Trage zu ihm gelaufen. Vorsichtig betteten sie die junge Frau darauf und trugen sie unter dem aufgeregten Geraune des Publikums davon.

      »In ihre Garderobe!«, rief Nadja sofort, kaum dass sie hinter der Bühne waren. »Bringen Sie sie sofort in ihre Garderobe! Dort erholt sie sich bestimmt schnell.«

      Daniel fand das seltsam. Von der überängstlichen, besorgten Mutter fehlte nun jede Spur. Nadja war ruhig und beherrscht, während sie die Männer anwies, ihre Tochter in die Garderobe zu bringen. In Daniel kam ein Verdacht auf. »Leidet Sophie öfter an Ohnmachtsanfällen?«, fragte er ihre Mutter so leise, dass andere ihn nicht hören konnte.

      Unter seiner Frage zuckte Nadja wie ertappt zusammen.

      »Nein … ja … aber ganz selten. Das war immer völlig harmlos gewesen.«

      »Harmlos? Ich halte es nicht für harmlos, wenn man wiederholt in Ohnmacht fällt. Wurde die Ursache denn dafür herausgefunden?«

      Nadja nagte an ihrer Unterlippe und erwiderte dann ausweichend: »Wie ich schon sagte, es ist nichts Ernstes. Das kommt schon wieder in Ordnung.«

      Bevor Daniel weiter nachfragen konnte, rief jemand: »Der Rettungswagen ist gleich hier!«

      »Rettungswagen?«, empörte sich Nadja. »Wieso wurde der gerufen? Das ist doch wohl unnötig!«

      »Frau Dannehl, Ihre Tochter ist immer noch bewusstlos. Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Natürlich musste da der Rettungsdienst gerufen werden.«

      Es gefiel Daniel überhaupt nicht, wie sich Sophies Mutter benahm. Sie zeigte wenig Mitgefühl, tat nichts, um zur Klärung der Ohnmacht beizutragen, und schimpfte nun auch noch darüber, dass jemand so umsichtig gewesen war, einen Krankenwagen zu rufen. Verhielt sich so eine fürsorgliche Mutter?

      »Bitte bringen Sie Sophie Dannehl nach draußen, damit sie gleich in den Rettungswagen kann«, bestimmte er.

      »Aber, aber … das ist keine gute Idee!«, rief Nadja aus. »Können wir nicht etwas diskreter damit umgehen? Wenn die Presse nun davon erfährt!«

      »Im Moment mache ich mir mehr Sorgen um Ihre Tochter als um die Presse«, erwiderte Daniel leicht verstimmt. »Und im Übrigen wird den Journalisten der Vorfall nicht entgangen sein. Schließlich saßen sie unter den Zuschauern.«

      In diesem Augenblick schlug Sophie die Augen auf. Verwirrt blickte sie in die Gesichter der vielen fremden Leute, die sie umringten.

      »Hallo, Sophie, schön, dass Sie wieder unter uns weilen«, sagte Daniel warm. »Wissen Sie, wer ich bin?«

      Sophie brauchte einen Moment, bis sie antworten konnte: »Ja … ja, natürlich! Dr. Norden! Wieso … was ist passiert?«

      »Sie sind nach Ihrem Auftritt ohnmächtig geworden.«

      »Nach dem Auftritt?« Sophie wirkte erleichtert, als Daniel nickte. Dann überlegte sie. »War … war ich schon hinter der Bühne?«

      »Nein, Sophie, du hast es nicht mehr von der Bühne geschafft«, übernahm Nadja das Antworten.

      Unter ihren anklagenden Worten zuckte Sophie zusammen. Sie schloss die Augen und stöhnte gequält auf. »O nein! Das ist ja schrecklich. Es tut mir so leid.«

      »Das muss Ihnen nicht leidtun«, erwiderte Daniel verwundert. »Niemand verliert absichtlich das Bewusstsein. Es zeigt vielmehr, dass leider irgendetwas nicht in Ordnung ist.«

      »Sophie leidet nur unter Jetlag«, mischte sich Nadja wieder ein. »Also kein Grund zur Sorge.«

      Daniel beachtete sie nicht. Inzwischen waren sie durch den Bühneneingang nach draußen gelangt, wo der Rettungswagen gerade eintraf. Daniel begrüßte die beiden Sanitäter, die er bereits von früheren Einsätzen kannte. Mit knappen, präzisen Worten informierte er sie über das, was vorgefallen war. Ohne dass weitere Anweisungen nötig waren, machten sich die beiden Rettungskräfte sofort an die Arbeit und schlossen Sophie an diverse medizinische Gerätschaften an. Die Tür des Rettungswagens hatten sie zugezogen, sodass sie mit ihrer Patientin und Daniel Norden allein waren.

      »Hundert zu sechzig«, sagte ein Sanitäter nach der Blutdruckmessung. »Puls bei neunzig.«

      »Haben wir schon ein EKG?«

      »Kommt sofort.«

      Ruhig und routiniert tat Daniel Norden das, was er am liebsten tat und wofür er geboren wurde: Menschen in ihrer Not zu helfen. Und dass Sophie seine Hilfe brauchte, daran hatte er keinen Zweifel.

      »Wie geht es Ihnen jetzt?«, fragte er sie.

      »Besser. Ich denke, ich kann wieder aufstehen und auch zurückgehen.«

      »Bitte bleiben Sie noch einen Moment liegen, Sophie. Sie waren ein paar Minuten bewusstlos. Da sollte man nicht einfach aufstehen und weitermachen, als wäre nichts gewesen. Sie wollen doch sicher auch, dass der Grund für Ihre Ohnmacht herausgefunden wird. Ihre Mutter meinte, dies sei nicht Ihre erste gewesen.«

      Sophie nickte. »Ja, ein paar Mal kam das schon vor. Aber nie auf der Bühne. Bisher hatte ich es immer noch gerade rechtzeitig in die Garderobe geschafft, sodass niemand etwas mitbekam.«

      »Außer Ihre Mutter.«

      »Ja, natürlich. Sie ist ja immer bei mir.«

      ›Wie ein Wachhund‹, schoss es Daniel unwillkürlich ein, und sofort bedauerte er diesen Gedanken. Er kannte weder Sophie noch Nadja gut genug, um sich ein Urteil über das Verhältnis der beiden Frauen bilden zu dürfen. Wahrscheinlich schätzte er Nadja falsch ein. Sie war nicht nur Sophies Managerin, sondern auch ihre Mutter, die dafür sorgte, dass ihr in dem mitunter rauen Geschäft kein Haar gekrümmt wurde. Immerhin war Sophie noch sehr jung gewesen, als sie mit ihrer Karriere begonnen hatte. Wie schnell hätte sie unter die Räder geraten können, wenn ihre Mutter kein wachsames Auge auf sie geworfen hätte.

      »Ihr Blutdruck ist etwas niedrig, Sophie.« Daniel stutzte kurz und lächelte. »Tut mir leid, wenn ich

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