Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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hier,« sagte, sich zu dem alten Edelmann wendend und die Stimme in einer Weise erhebend, die bewies, daß er zu einem schwerhörigen Menschen sprach, »sieh hier den Ehegemahl meiner Tochter, der mit ihr an dem fürstlichen Hofe getraut ward, und der meine Zustimmung erlangt hat. Nach meinem Tode wird er folglich der Herr über Spychow sein, er wird der Erbe der Burg, der Ländereien, der Wälder, der Sümpfe, der Leute, kurz all des Habes und Gutes sein, das sich in Spychow befindet …«

      Diese Worte versetzten Tolima in großes Staunen. Unablässig wendete er seinen unförmigen Kopf bald zu Zbyszko, bald zu Jurand. Allein er erwiderte nichts, sprach er doch nur ganz selten, dagegen neigte er sich schließlich vor Zbyszko und umfaßte dessen Knie.

      Jurand aber fuhr fort: »Pater Kaleb hat meinen letzten Willen niedergeschrieben und dieses Schriftstück mit seinem Siegel aus Wachs versehen, Du aber sollst bezeugen, daß ich Dir dies alles mitgeteilt und Dir befohlen habe, diesem jungen Ritter ein ebenso offenes Ohr zu leihen, wie dies bei mir der Fall gewesen ist. Zeige ihm auch die Beute und das Geld, welche die Schatzkammer birgt, und diene ihm treu bis in den Tod in Friedenszeiten und in Kriegsläuften. Hast Du mich verstanden?«

      Tolima legte die Hand ans Ohr, neigte bejahend das Haupt und verließ, von Jurand durch eine Handbewegung entlassen, rasch das Gemach. Letzterer jedoch redete nun in besonders eindringlichem Tone zu Zbyszko: »Für das, was sich in der Schatzkammer befindet, kann man, selbst wenn die Forderung noch so hoch gestellt sein würde, nicht nur einen, sondern hundert Kriegsgefangene loskaufen, dessen gedenke stets.«

      »Weshalb habt Ihr mir jetzt schon Spychow verschrieben?« fragte Zbyszko.

      »Etwas weit Kostbareres als Spychow habe ich Dir ja bereits überlassen – mein eigenes Kind.«

      »Und unsere Todesstunde kennen wir nicht,« warf Pater Kaleb ein.

      »Wahrlich, wir kennen sie nicht,« wiederholte Jurand in traurigem Tone. »Aus dem Schnee hat man mich ja erst vor kurzem herausgraben müssen, allein, wenn mir Gott auch einen Retter geschickt hat, die frühere Kraft besitze ich doch nicht mehr.«

      »Beim Allmächtigen!« rief Zbyszko, »seit gestern Abend ist irgend etwas mit Euch vorgegangen! Statt von Danusia zu sprechen, redet Ihr vom Tode. Beim allmächtigen Gotte, was bedeutet das?«

      »Danusia kehrt zu Dir zurück, sie kehrt zurück!« versetzte Jurand. »Sie steht in Gottes Hand. Sobald sie jedoch zurückgekehrt sein wird – hörst Du – bringe sie unverzüglich nach Bogdaniec. Spychow übergebe Tolima … Er ist ein treuer Mann … Hier ist eine schlimme Nachbarschaft … Von dort wird niemand Dir Dein Weib gebunden hinwegführen … Dort kannst Du sie vor Gefahr beschützen …«

      »Hei!« schrie nun Zbyszko auf, »Ihr sprecht ja gerade, als ob Ihr schon im Jenseits wäret! Was soll das heißen?«

      »Viel hätte nicht mehr gefehlt, und ich wäre aus dieser Welt geschieden! Nun aber ist’s mir, wie wenn mich eine Krankheit darnieder beugte. Der Gram ist’s um das Kind – ich habe ja nur dies eine. Und Du, obwohl ich weiß, daß Du sie liebst …«

      Hier brach er plötzlich ab, zog das »Misericordia« aus der Scheide und hielt den Griff des kurzen Dolches seinem Eidam mit den Worten entgegen: »Du schwörst mir auf dieses Kreuz, daß Du ihr nie ein Unrecht zufügen, daß Du sie stets in Treuen lieben wirst.«

      Dem jungen Ritter standen plötzlich Thränen in den Augen. Auf die Knie fallend und die Finger auf den Dolchgriff legend, rief er: »Bei den Wundmalen des Erlösers, nie werde ich ihr ein Unrecht zufügen, ewig werde ich sie in Treuen lieben!«

      »Amen!« sprach der Priester Kaleb.

      Das »Misericordia« wieder in die Scheide steckend, breitete Jurand nun die Arme gegen Zbyszko aus und sagte: »In unserer Liebe für dieses Kind sind wir ja eins.«

      Dann trennten sie sich, denn es war schon spät geworden, und mehrere Nächte hindurch hatte keiner von ihnen rechten Schlaf gefunden. Trotzdem erhob sich Zbyszko am folgenden Morgen mit Tagesanbruch. Er konnte den Gedanken nicht los werden, Jurand sei krank, es drängte ihn daher, zu hören, wie der alte Ritter die Nacht verbracht habe.

      Vor Jurands Gelaß traf er mit Tolima zusammen, der gerade aus der Thüre trat.

      »Wie steht es mit dem Herrn? Ist er gesund?« fragte Zbyszko.

      Jener verneigte sich tief, führte die Hand an das Ohr und bemerkte: »Was befiehlt Euer Gnaden?«

      »Ich frage, wie es mit dem Herrn steht,« wiederholte Zbyszko mit erhobener Stimme.

      »Der Herr hat eine Reise angetreten.«

      »Wohin?«

      »Ich weiß es nicht. Er ist bewaffnet.«

      Siebentes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Der anbrechende Tag warf bereits seinen lichten Schein auf die Bäume, die Sträuche und auf die rings auf dem Gefilde zerstreut umher liegenden Kalksteine, als der gedungene Führer, der neben dem Pferde Jurands einherschritt, anhielt und sagte: »Vergönnt mir eine kurze Rast, Herr Ritter, damit ich mich ausschnaufen kann. Durch das Tauwetter ist es neblig, doch unser Ziel ist nicht mehr fern …«

      »Geleite mich bis zur Landstraße, dann magst Du zurückkehren,« entgegnete Jurand.

      »Die Landstraße liegt rechts neben dem Wäldchen, und vom Hügel aus werdet Ihr gleich die Burg sehen.«

      So sprechend kreuzte der Bauer die Arme, schlug sich mit den Händen, die in der feuchten Morgenluft wohl ein wenig starr geworden sein mochten, fortwährend unter die Achselhöhlen und ließ sich schließlich auf einen Stein nieder, um sich besser ausruhen zu können.

      »Weißt Du nicht, ob der Komtur in der Burg ist?« fragte Jurand nach kurzer Pause.

      »Wo sollte er sonst sein, da er krank ist.«

      »Was fehlt ihm?«

      »Die Leute sagen, ein polnischer Ritter habe ihm eins versetzt,« antwortete der alte Bauer.

      Und der Ton seiner Stimme bekundete eine gewisse Zufriedenheit. Er war freilich den Kreuzrittern unterthan, aber sein masurisches Herz freute sich über jedes Wagestück eines polnischen Ritters. So fügte er denn auch nach einer Weile hinzu: »Hei! Gar mächtig sind unsere Herren, aber nicht leicht ist mit ihnen auszukommen.«

      Unverweilt blickte er aber nun prüfend auf den Ritter, wie wenn er sich vergewissern wolle, ob ihm aus diesen Worten, die ihm unbedacht entschlüpften, kein Schaden erwachse, und fügte hinzu: »Ihr, o Herr, seid nach der Art, wie Ihr unsere Sprache sprecht, kein Deutscher.«

      »Nein,« erwiderte Jurand, »doch führe mich weiter.«

      Der Bauer erhob sich und schritt wie zuvor neben dem Pferde her. Unterwegs griff er dann und wann in einen ledernen Beutel, holte ein Handvoll ungemahlenes Korn daraus hervor, das er in den Mund steckte, um damit den ersten Hunger zu stillen. Dabei unterließ er es nicht, zu erklären, weshalb er die Kerne roh esse, obwohl Jurand dies gar nicht bemerkt hatte, da er viel zu viel mit seinem eigenen Schicksal, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war.

      »Gott

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