Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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mochte. Hochmütig schauten die scharfblickenden Augen unter den schwarzen Brauen hervor. Gleich den andern Mönchen war er in eine Kutte gekleidet, aber über dieser Kutte trug er einen schwarzen, rot gefütterten Mantel und um den Hals eine goldene Kette, an der ein gleichfalls goldenes, mit kostbaren Steinen besetztes Kreuz hing. Seine ganze Erscheinung verriet den Hochmut eines Menschen, dem das Befehlen zur zweiten Natur geworden, der voll Selbstvertrauen ist.

      Wohlwollend, ja sogar fast unterthänig, begrüßte er indessen die Fürstin, deren Gatte aus dem gleichen Geschlechte der masurischen Fürsten stammte, aus dem nicht nur die Könige Wladislaw und Kasimir hervorgegangen waren, sondern auch von mütterlicher Seite die regierende Königin, die reichste Herrscherin der Welt. Das Haupt neigend, überschritt er die Thorschwelle, und mit einer kleinen goldenen Kapsel, die er zwischen den Fingern der rechten Hand hielt, das Zeichen des Kreuzes sowohl über Anna Danuta, sowie über deren ganzes Gefolge machend, sprach er: »Seid gegrüßt, huldreiche Frau, auf der armseligen Klosterschwelle. Möge der hl. Benedikt aus Nursia, der hl. Maurus, der hl. Bonifacius, der hl. Benedikt aus Anian und auch Johannes aus Tolamei – unsere Schutzheiligen, die in dem Glanze der Ewigkeit leben – Euch Gesundheit, Glück verleihen, und mögen sie Euch segnen siebenmal tagtäglich während der Dauer Eures Erdenlebens.«

      »Taub müßten sie sein, wenn sie den gütigen Worten eines solch großen Abtes nicht Gehör schenken würden,« entgegnete mit herzlichem Tone die Fürstin, »und dies um so mehr, als wir zur Messe kommen, während welcher wir uns unter deren Schutz stellen.«

      Bei diesen Worten reichte sie dem Abte die Hand, die er, nach höfischer Sitte sich auf ein Knie niederlassend, ritterlich küßte. Dann überschritten sie gemeinsam die Thorschwelle. Mit der Messe hatte man augenscheinlich nur auf sie gewartet, denn in diesem Augenblicke ertönten die Glocken und Glöckchen, Musiker, die zu Ehren der Fürstin an den Kirchenthüren aufgestellt worden waren, bliesen in ihre hellklingenden Trompeten, während andere auf ungeheuere, aus Kupfer geschmiedete, mit Fellen überzogene Kessel schlugen und dadurch einen schallenden Lärm hervorriefen. Auf Anna Danuta, die nicht als Christin geboren worden war, hatte bis jetzt jede Kirche einen großen Eindruck gemacht, die Kirche in Tyniec aber übertraf an Pracht fast alle andern, nur ganz wenige ließen sich mit ihr vergleichen. Dämmerung herrschte in dem Heiligtum, nur an dem Hochaltar zitterten einige Lichtstreifen und vermengten sich mit dem Kerzenscheine, in dem die Vergoldung und das reiche Schnitzwerk sichtbar wurden. Ein Mönch im Ornate celebrierte die Messe. Wohlriechender Weihrauch stieg aus den hin und her geschwungenen Gefäßen in leichten Ringeln in die Höhe. Bald waren Priester und Altar davon eingehüllt, so daß das Geheimnisvolle der Kirche noch erhöht wurde. Die Hände vor dem Antlitz, mit zurückgebeugtem Haupte betete Anna Danuta inbrünstig. Aber als die Orgel erklang, damals noch eine Seltenheit in den Kirchen, als in dem mächtigen Raume herrliche, süße Accorde ertönten, die gleich Engelsstimmen, die gleich Nachtigallensang anzuhören waren, richteten sich die Augen der Fürstin gen oben. Wohl prägte sich auf ihrem Gesichte Frömmigkeit und Bangen aus, aber gleichzeitig auch eine Wonne ohne Grenzen – und wer auf sie schaute, dem erschien sie wie eine Gebenedeite, die in einem wunderbaren Traumgesichte den Himmel geöffnet vor sich sah.

      Wenn auch die im Heidentume aufgewachsene Tochter des Kiejstut, wie die meisten ihrer Zeitgenossen, im alltäglichen Leben freudig und vertrauensvoll auf Gottes Barmherzigkeit und Hilfe baute, so betete sie doch im Hause des Herrn mit kindlicher Demut und erhob voll Furcht die Blicke zu der geheimnisvollen und unermeßlichen Macht.

      Aber auch das ganze Gefolge betete voll Hingebung, die Hofdamen hatten sich mit der Fürstin in die Stalla begeben, Zbyszko jedoch kniete inmitten der Masuren vor der Stalla und empfahl sich dem göttlichen Schutze. Immer wieder blickte er auf Danusia, die mit gesenkten Augen neben der Fürstin kniete, und stets sagte er sich dann aufs neue, es lohne sich wohl der Mühe, der Ritter eines solchen Mädchens zu sein. Er hatte ihr indessen auch nicht das erste beste Gelöbnis abgelegt. Wohl trug er unter seiner erbeuteten Jacke einen hänfenen Strick, was wollte aber dies heißen! Noch ganz andere Schwierigkeiten mußten überwunden werden. Jetzt, da ihm der Kopf wieder klar geworden war von dem Bier und von dem Weine, die er in der Herberge getrunken hatte, sann er nach, auf welche Weise er seinen Verpflichtungen nachkommen sollte. Krieg herrschte nicht. Bei den Grenzstreitigkeiten konnte er zwar mit einem Deutschen anbinden und entweder dessen Knochen zerschlagen oder selbst mit dem Kopfe dafür büßen. Das hatte er auch Macko auseinandergesetzt. Nur – das kam ihm jetzt in den Sinn – trug ja nicht jeder Deutsche Büsche aus Pfauen-oder Straußfedern auf dem Helme. Von den Gästen der Kreuzritter hatten nur die Pfauenfederbüsche auf den Helmen, welche dem Grafenstande angehörten, von den Kreuzrittern selbst nur die Komture – und von diesen nicht ein jeder. »Bevor es zu einem Kriege kommt,« so sagte er sich nun, »können Jahre vergehen, also können auch noch Jahre verstreichen, bevor ich die drei Büsche erringe. Da ich selbst noch nicht Ritter bin, darf ich auch keine Ritter zum Kampfe herausfordern. Zwar darf ich es als sicher annehmen, daß ich während der Ritterspiele, die zur Feier der Taufe angesagt sind, den Rittergurt aus den Händen des Königs empfange, aber was beginne ich dann? Ich werde zu Jurand aus Spychow gehen; mit ihm will ich ausziehen und so viel Knechte erschlagen, als es in meiner Macht liegt. Damit muß ich mich begnügen. Doch ach, die Knechte der Kreuzritter tragen keine Pfauenfederbüsche auf den Helmen.«

      In seiner Bedrängnis wurde es ihm immer gewisser, daß sich ohne Beistand Gottes nichts ausführen lasse, deshalb betete er: »Verleih uns, Jesus, Krieg mit den Kreuzrittern und mit den Deutschen, denn sie sind Feinde dieses Königreiches und aller Nationen, die in unserer Sprache Deinen heiligen Namen anbeten. Segne uns und zermalme jene. Sie ziehen es vor, dem Höllenvogte zu dienen, statt sich Deinem Dienste zu weihen, Haß tragen sie gegen uns im Herzen, weil unser König und unsere Königin ihnen verbot, nachdem die Litauer die heilige Taufe erhalten hatten, mit dem Schwerte Deine christlichen Diener niederzuschlagen. Ich aber, der sündige Zbyszko, thue Buße vor Dir und vor Deinen fünf Wunden. Flehentlich bitte ich um Deine Hilfe. Sende mir zu, sobald wie möglich, drei namhafte Deutsche mit Pfauenfederbüschen auf den Helmen und gestatte mir in Deiner Gnade, sie tödlich zu treffen. Denn ich habe jene drei Büsche Deiner Dienerin, der Tochter des Jurand, dem Jungfräulein Danusia versprochen und auf meine ritterliche Ehre gelobt. Alles hingegen, was ich sonst erbeute in dem Kampfe, das schenke ich getreulich als Zehnten Deinen heiligen Kirchen, damit auch Du, o süßer Jesu, Nutzen und Ruhm durch mich erringst, und damit Du erkennst, daß ich aufrichtigen Herzens und nicht nur so gedankenlos etwas versprach. Und da meine Worte auf reiner Wahrheit beruhen, so stehe mir bei, Amen!«

      Immer inbrünstiger wurde er in seinem Gebete, und immer wieder neue Gelübde legte er ab. So gelobte er, daß er nach Auslösung von Bogdaniec der Kirche alles Wachs weihe, das sich das Jahr hindurch in den Bienenstöcken ansammle. Sein Oheim Macko werde sich dem nicht widersetzen, beteuerte er in seinem Gebete, und da sich der Herr Jesus sicherlich auf das Wachs für Kerzen unendlich freue, dürfe er wohl auf dessen rasche Hilfe bauen, denn der Herr Jesus wolle doch gewiß so bald wie möglich seine Kerzen erhalten. Diese Ueberzeugung machte ihn froh und heiter. Fast mit Sicherheit rechnete er jetzt nicht nur darauf, daß es zum Krieg komme, sondern daß er auch sein Ziel erlange, wenn kein Krieg ausbreche. Vor Kraft strotzend, hätte er es allein mit einem ganzen Fähnlein aufgenommen, ja, er verstieg sich sogar so weit, daß er Danusia noch zwei Deutsche gelobte. Schließlich gewann indessen die Vernunft den Sieg über den jugendlichen Uebermut, und er sagte sich, er dürfe nicht durch allzu große Wünsche die Geduld Gottes gefährden. Selbstverständlich wuchs aber sein Vertrauen noch mehr, als er, nachdem der ganze Hof nach der Messe der Ruhe gepflogen hatte, beim Frühmahle das Gespräch hörte, das der Abt mit Anna Danuta führte.

      Einesteils aus Frömmigkeit, andernteils infolge der prächtigen Geschenke, welche der Großmeister der Kreuzritter nicht sparte, hegten die meisten damaligen Fürstinnen und Königinnen große Freundschaft für diesen Orden. Sogar die gottesfürchtige Jadwiga hielt, so lange sie lebte, ihren Gemahl davon zurück, die Kreuzritter seine Macht fühlen zu lassen. Nur Anna Danuta machte darin eine Ausnahme. Ihre Familie hatte durch den Orden solche Kränkungen erfahren, daß sie die Kreuzritter von ganzer Seele haßte. Als sich daher der Abt bei ihr über Masovien erkundigte, beklagte sie

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