Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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Vorderstube brannten in dem thönernen Kamine, das überall in dem Gehöfte die gewöhnlich in der Mitte der Gelasse befindlichen Feuerherde ersetzte, lustig prasselnd mächtige Scheite aus Tannenholz, während zwei von eisernen Ringen über dem Tische festgehaltene Fackeln noch mehr Licht verbreiteten. Macko erblickte auch sofort Jasko, den Böhmen Hlawa und noch einen jungen Burschen mit Wangen so rot wie ein Apfel.

      »Wie steht’s mit Dir, Jasko, und was ist mit Jagienka?« fragte der alte Ritter.

      »Jagienka befahl mir, Euch zu sagen,« antwortete der Gefragte, indem er Macko die Hand küßte, »sie habe nach reiflichem Ueberlegen beschlossen, zu Hause zu bleiben.«

      »Da sei Gott vor! Und warum denn, weshalb denn? Was ist ihr denn plötzlich in den Sinn gekommen?«

      Seine blauen Augen fest auf Macko richtend, brach der junge Bursche mit einem Male in lautes Lachen aus.

      »Was soll dieses Gelächter bedeuten?«

      Doch das Lachen verstummte nicht, nein, Hlawa und der andere junge Bursche stimmten fröhlich darin ein.

      »Was sagt Ihr nun!« rief der vermeintliche Jasko. »Wenn Ihr mich nicht erkennt, wer soll mich denn sonst erkennen?«

      Jetzt blickte Macko prüfend auf die anmutende Erscheinung und rief dann sofort:

      »Im Namen des Vaters und des Sohnes! Die reinste Fastnacht! Doch weshalb bist Du hier, Du Irrwisch?«

      »Traun, weshalb? Wer eine Fahrt unternehmen will, der muß sich zeitig auf den Weg machen.«

      »Doch Du solltest ja erst morgen mit Tagesanbruch hierher kommen.«

      »Wo denkt Ihr hin! Morgen, bei Tagesanbruch, damit mich ein jeder sehen kann! Morgen werden sie in Zgorzelic denken, daß ich bei Euch zu Gast sei, und erst übermorgen wird man Nachforschungen anstellen. Sieciechowa und Jasko wissen zudem alles, und Jasko hat mir auf seine ritterliche Ehre einen Eid geleistet, daß er nur dann die Wahrheit enthüllen werde, wenn sich meine Leute beunruhigen sollten. Ihr habt mich also wirklich nicht erkannt?«

      Nun brach auch Macko in Lachen aus.

      »Laß Dich einmal anschauen! Hei, ein ganzer Kerl bist Du, etwas ganz Besonderes! Bei meiner Treu, wenn ich nicht schon so alt wäre – doch ich sage Dir, Mägdlein, nimm Dich in acht, nimm Dich in acht. Wenn wir uns zu oft sehen, dann …«

      Lachend drohte er Jagienka mit dem Finger, während er sie mit stets wachsender Bewunderung betrachtete, hatte er doch noch nie zuvor einen solch hübschen Burschen gesehen. Sie trug ein rotseidenes Netz über den Haaren, ein grünes Tuchwams, Beinkleider, von denen die eine Hälfte die Farbe des Netzes hatte, die andere gestreift war, und welche sich an den Hüften weit aufbauschten, gegen die Knöchel zu aber eng und anschließend wurden. Ein kostbares Schwert prangte an dem Gürtel der Maid, ihr Antlitz aber war so sonnig und strahlend wie die Morgenröte, ihre Schönheit so anziehend, daß man kein Auge von ihr verwenden konnte.

      »So wahr mir Gott helfe,« ergriff schließlich Macko fröhlich das Wort, »man weiß in der That nicht, ob Du irgend ein feines Herrlein oder eine holde Blume bist. Doch wer ist das hier?« fuhr er fragend fort. »Gewiß irgend ein rechter Taugenichts.«

      »Das ist ja die Tochter der Sieciechowa,« antwortete Jagienka. »Gar einsam würde ich mich bei Euch fühlen, wäre ich allein. Wie könnte dies auch anders sein? So nahm ich denn Anielka mit mir, dann ist’s lustig, und ich habe sowohl Gesellschaft wie Hülfe. Sie wird ebensowenig erkannt werden wie ich.«

      »Das ist nun wieder eine wahre Lust für Dich, Du Schalk! An einer war es nicht genug, es müssen gleich zwei sein.«

      »Verspottet mich nicht!«

      »Ich spotte doch nicht! Sobald indessen der Tag anbricht, wird man Dich und sie erkennen.«

      »Ach was! Woran denn?«

      »Weil Deine Knie sich einwärts biegen und die ihren auch.«

      »Ei, laßt mich in Frieden!«

      »Vor mir hast Du Ruhe, denn ich bin über dies Alter hinaus. Ob Dich aber Cztan und Wilk in Frieden lassen werden, das weiß Gott allein. Doch rate einmal, Du wilde Hummel, woher ich komme? Nirgends anders her als von dem alten Wilk.«

      »Gerechter Gott! Was sagt Ihr?«

      »Die Wahrheit, wie es auch die Wahrheit ist, daß der alte und der junge Wilk sich verpflichtet haben, Bogdaniec und Zgorzelic gegen Cztan zu verteidigen. Einen Feind herauszufordern oder mit ihm zu kämpfen, dazu gehört nicht viel, wer aber den Feind zum Wächter des eigenen Besitztums zu bestellen versteht, der kann kein Tölpel sein.« Nun schilderte Macko seinen Besuch bei dem alten und dem jungen Wilk und erzählte ausführlich, wie er allmählich die beiden in ihrer eigenen Schlinge zu fangen gewußt hatte. Voll Spannung lauschte Jagienka der Erzählung, schließlich aber erklärte sie: »Der Herr Jesus hat es bei Euch nicht an Schlauheit fehlen lassen. Zweifellos wird alles so geschehen, wie Ihr es wünscht.«

      Da senkte Macko das Haupt, als ob er gar betrübt wäre, indem er sagte: »Hei, Mägdlein, wenn alles so ginge, wie ich wünsche, dann würdest Du längst die Herrin in Bogdaniec sein.«

      Jagienka schaute den Sprechenden mit ihren blauen Augen zuerst groß an, dann beugte sie sich auf seine Hand und drückte einen Kuß darauf.

      »Was soll das heißen?« fragte der alte Ritter.

      »O nichts, nichts … Ich will Euch nur ›Gute Nacht‹ sagen, denn es ist schon spät, und wir müssen uns vor Tagesanbruch auf den Weg machen.«

      Nach diesen Worten entfernte sie sich mit Anielka, während sich Macko mit Hlawa in eine Nebenstube begab, wo die beiden, auf Büffelfellen ruhend, bald in tiefen, festen Schlaf fielen.

      Drittes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Wenn schon Sieradz, welches die Kreuzritter im Jahre 1331 dem Erdboden gleich machten, nachdem sie ein entsetzliches Blutbad angerichtet und mit Feuer und Schwert daselbst gewütet hatten, unter Kasimir dem Großen wieder neu aufgebaut worden war, zeichnete sich der Platz doch durch nichts Besonderes aus und stand hinter manch anderen Städten des Königreiches weit zurück. Jagienka freilich, deren Leben sich bis jetzt zwischen Zgorzelic und Krzesnia abgespielt hatte, ward von Staunen und Bewunderung ergriffen beim Anblick der Mauern, der Türme, des Rathauses, vor allem aber beim Anblick der Kirchen, denen die aus Holz erbaute Kirche in Krzesnia in nichts ähnelte. Im ersten Momente verlor sie in solchem Maße die sie sonst kennzeichnende Lebhaftigkeit und Entschiedenheit, daß sie nicht laut zu sprechen wagte, sondern Macko nur im Flüstertone über all die Wunder befragte, welche ihre Augen blendeten. Als der alte Ritter sie aber gar noch versicherte, Sieradz lasse sich mit Krakau ebenso wenig vergleichen, wie eine gewöhnliche Flamme mit der Sonne, wollte sie dies nicht glauben, hielt sie es doch für unmöglich, daß es noch eine zweite Stadt von solcher Pracht auf Erden gebe.

      In dem Kloster wurden sie von jenem hochbejahrten Prior begrüßt, der sich noch aus seiner Kindheit an das von den Kreuzrittern angerichtete Blutbad erinnerte und von welchem bei einer früheren Gelegenheit Zbyszko empfangen worden war. Macko vernahm voll Kummer und Sorge die Nachrichten über den Abt, der längere Zeit in dem Kloster verweilt hatte. Erst seit vierzehn Tagen, so berichtete der Prior, halte sich

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