Perry Rhodan 3092: Erdkern. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3092: Erdkern - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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so elementar, so grundlegend die fremden Erlebnisse und Empfindungen, dass sie sich anfühlten wie selbst erlebt.

      Anzu war so direkt mit Rhodan verbunden, dass sie sich in seinem Körper wähnte. Seine Gedanken waren nur einen Hauch von ihren entfernt.

      Er ging in ihrem Kopf ebenso wie im großen Theater der Evolution durch die Reihen der Zuschauertribüne und folgte dem Staub-Faktotum. Als sie die Bühne betraten, falteten sich alle Säulen, Bögen und Wände ein und versanken im Boden. Es geschah schnell und doch ohne Hektik; Rhodan und sie sahen es beiläufig und im Augenwinkel.

      Nur die Aquamarin-Stele blieb zurück, eine verkleinerte Version des riesigen Gebildes, das sie – das Rhodan – zuerst auf dem Planeten Yenren gesehen hatte. Jene Stele der Staubfürsten, die diese kosmischen Wesen auf unbekanntem Weg für die Galaktische Tastung nutzten.

      Und über die ich in die Eastside der Galaxis gelangt bin, kam es Anzu in den Sinn. Sie erinnerte sich sogar an vorherige Besuche, an die Jülziish, an Kriege und Begegnungen und Berührungen und Freude und Ängste. Sie dachte außerdem an das Gespräch mit dem Staubfürsten zurück, beiläufig, wie im Vorübergehen, und es erhob ihre Seele, an diesem entscheidenden Moment teilgenommen zu haben, ohne jemals dabei gewesen zu sein.

      »Leg die Hand an die Stele!«, forderte das Faktotum.

      Anzu/Rhodan gehorchte. »Wird der Handschuh des SERUNS stören?«

      »Ein lächerlicher Gedanke.«

      Sie fühlte die Kühle der Stele: 12,14 Grad. Seltsam, in einer solchen Präzision an den Wert zu denken. War das ... männlich? Oder eine Spiegelung der Messwerte des SERUNS? War es Erinnerung, Wissen?

      Die Kälte kroch über die Handinnenfläche den Arm hinauf, und Anzu – die echte Anzu – bekam eine Gänsehaut, während die andere Anzu – Rhodan – zusah, wie der Staubkonzess ihre Hand in die Stele hineinzog.

      Es war ein Griff ins pure Leben.

      Eine Begegnung mit der lebendigen Natur selbst, ein ungeheures Willkommen, tausendfach stärker als der Augenblick, als das Theater sie begrüßt hatte.

      Sie begriff, was es bedeutete, was es wirklich bedeutete, dass die Staubfürsten das Leben liebten. Ihre eigene Existenz erhielt dadurch eine tiefere Bedeutung.

      Und irgendwo im Jubel in ihr und um sie erinnerte sie sich an einen vergleichbaren Moment – als sie im Tiefenland am Berg der Schöpfung gestanden hatte.

      Die Wucht dieses Augenblicks riss sie aus der Verbindung, und sie war allein, nur sie selbst. Ich muss Perry nach diesem Erlebnis fragen, dachte sie, während ihr Bewusstsein zitterte und sie Iwas Spiegelung wieder akzeptierte.

      Rhodans/Anzus Hand zog sich ohne eigenes Zutun aus der Stele zurück.

      Das Faktotum umrundete die Aquamarin-Stele und besah sich die Rubin-Episoden in den rubinroten Kartuschen, die sich auf dem Gebilde verteilten. Es las die fremdartigen Muster und Hieroglyphen darin, die sich in diesem Augenblick veränderten – von einem unverständlichen Zeichenwirrwarr zum nächsten.

      Aber natürlich war der Diener der Staubfürsten in der Lage, es zu verstehen. »Ich bin erfreut. Nicht nur du bist akzeptiert, Perry Rhodan, sondern auch deine Begleiter. Ihr seid frei.«

      Das Chronogespinst löste sich auf. Anzu konnte sich bewegen.

      Iwa standen Schweißperlen auf der Stirn. Das Gesicht war verzerrt. »Nimm diese Macht von mir«, sagte die Mutantin. »Bitte.«

      »Gerne. Du hast deine Aufgabe erfüllt.«

      Die Verbindung löste sich auf. Es fühlte sich leer und schal an, und trotzdem großartig, wieder sie selbst zu sein.

      Nur sie selbst.

      Wie mochte es erst Iwa ergangen sein? Über die Wangen der Mutantin rollten Tränen der Erleichterung.

      *

      »Ich bin froh«, sagte das Faktotum wenig später, »dass mein erster Verdacht sich als falsch erwiesen hat.«

      »Welcher Verdacht?«, hakte Rhodan nach.

      Sie standen am Rand der Bühne, in der Nähe der kleinen Aquamarin-Stele. Alle waren frei und konnten sich ungehindert bewegen: Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger, Iwa Mulholland und Anzu selbst.

      »Ich hatte befürchtet, dass die Belagerung nach so langer Zeit in eine neue Phase getreten wäre«, antwortete der Diener der Staubfürsten.

      »Du redest von der Sonde der Candad-Suil?«

      »Wovon sonst?« Das Faktotum schüttelte auf seltsam terranisch anmutende Art den Kopf – oder die Staubschleier, sodass der Kapuzenstoff sich raschelnd bewegte. »Zum Glück unternehmen die Feinde seit hundert Millionen Jahren keine weiteren Schritte. Vielleicht auch nur seit hunderttausend Jahren. Vermutlich haben sie die Sonde vergessen, halten sie nicht mehr für wichtig. Ich weiß nicht, wie lange der aktuelle Zustand bereits besteht. Es ist schwer zu sagen, weil ich ständig neu entstehe.«

      »Wie meinst du das?«, fragte Anzu, während sie den Blick über die Bühne schweifen ließ. Es kam ihr vor, als wollte das Theater wieder mit der Wiedergabe einer Evolutions-Simulation beginnen, als drängte das Gebäude darauf, seinen Zweck zu erfüllen und könnte kaum abwarten, sich zu präsentieren.

      »Sieh mich als eine Art Ableger eines Staubfürsten«, sagte das Faktotum.

      »Ein Kind?«, präzisierte Anzu.

      »Deine Fragen überraschen immer wieder! Jedenfalls währt meine Verweildauer in den Tiefen eures Planeten bereits sehr lange. Und wenn ich in die Stele steige, forme ich mich neu. Ich bleibe ich selbst, aber ich erhalte einen neuen, frischen und jungen Körper.«

      Ein Körper, der nur aus wirbelndem Staub besteht, dachte Anzu, verkniff sich die Bemerkung jedoch. Man durfte eine Existenz wie das Faktotum wohl nicht mit einem ... normalen Lebewesen vergleichen.

      »Jedenfalls beobachtet die Sonde der Feinde das große Theater schon lange, und nach einer Ewigkeit kommt ihr daher, werdet gestoppt und zerstört kurz darauf die Sonde. Danach grabt ihr euch tiefer und dringt hier ein. Was soll ich da denken? Es gibt zwei Möglichkeiten: dass ihr Gesandte meiner Meister seid ... oder dass die Candad-Suil ein Schauspiel inszenieren, um mich zu täuschen.«

      »Beides wäre wahrscheinlich«, gab Sichu zu.

      »Was hast du in all der Zeit getan?«, fragte Anzu.

      Das Faktotum kam näher und hob den Blick der Nicht-Augen in den mahlenden Staubschleiern zu ihr. »Ich wusste, warum ich dich mag! Du interessierst dich tatsächlich für mich, wie du es behauptet hast. Aber kannst du dir deine Frage nicht selbst beantworten?«

      »Du beobachtest die Variationen im großen Theater der Evolution«, sagte Anzu. »Wie es deine Meister ebenfalls tun, nur dass sie das wahre Leben im Kosmos nutzen und du diese Holoaufführungen?«

      »Ich habe schon einmal zu erklären versucht, dass diese Simulationen ebenso real sein können wie das, was du das wahre Leben nennst. Ich stamme aus einer dieser Aufführungen – und bin ich echtes Leben oder nicht? Die Außenwelt kenne ich nicht, und sie interessiert mich nicht. Hier ist mein Heim und mein Dasein. Ich liebe die Evolution im großen Theater, das Werden und die

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