Big Ideas. Das Geschichts-Buch. Филип Уилкинсон

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erste Wegbereiter der Demokratie.

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      Der Parthenon, 447–438 v. Chr. als Tempel der Göttin Athene erbaut, wird oft als Symbol der Demokratie und der westlichen Zivilisation gesehen

      Im späten 6. Jh. v. Chr. geriet Athen unter die Kontrolle des Tyrannen Peisistratos und seiner Söhne. Daraufhin verbündeten sich einige Adlige unter Führung von Kleisthenes mit Angehörigen niedriger Schichten und übernahmen die Macht. Die Errichtung einer wirklichen Demokratie in Athen wird für gewöhnlich auf diesen Zeitpunkt (507 v. Chr.) datiert. Kleisthenes führte eine direkte Demokratie ein, bei der alle athenischen Bürger in der Volksversammlung (Ekklesia) die Politik bestimmten. Er organisierte die Bürger nach neu geschaffenen Phylen und durchbrach die traditionellen Bindungen, auf denen die athenische Adelsgesellschaft beruhte. Zudem reformierte er die Boulé (Rat der 500), die Gesetze entwarf und der Volksversammlung vorlegte. Die Befehlsgewalt über das Heer wurde auf vom Volk gewählte Generäle (strategoi) übertragen. 462 v. Chr. wurde Ephialtes zum Anführer der demokratischen Bewegung in Athen. Zusammen mit Perikles entmachtete er den Areopag und übertrug dessen Befugnisse an die Boulé, die Ekklesia und die Geschworenengerichte. Als Ephialtes 461 v. Chr. ermordet wurde, übernahm Perikles die politische Führung und wurde einer der einflussreichsten Politiker im antiken Griechenland.

       Eine perfekte Demokratie?

      Athen hatte nun eine direkte Demokratie, aber vielen Menschen war die Beteiligung daran verwehrt, da sie nicht als echte Bürger galten. Politische Rechte waren auf erwachsene athenische Männer beschränkt; Frauen, Fremde und Sklaven waren ausgeschlossen. Im 4. Jh. v. Chr. betrug die Gesamtbevölkerung Attikas, der Region um Athen, 300 000 Menschen, von denen aber nur 30 000 Männer stimmberechtigt waren. Theoretisch wurden Männer mit 18 Jahren zu stimmberechtigten Bürgern, aber da sie für gewöhnlich zwei Jahre Militärdienst leisten mussten, wurden sie erst mit 20 in die Listen für den Rat eingetragen. Volle politische Rechte erlangten sie erst mit 30.

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      Die athenische Verfassung beruhte auf einer sorgfältigen Gewaltenteilung. Dies war unabdingbar, um die direkte Demokratie praktisch umsetzbar zu machen. Es ermöglichte auch allen Bürgern (Männern über 20) die Ausübung eines Amts und verhinderte Machtmissbrauch

      Während der Zeit zwischen dem griechischen Sieg in den Perserkriegen (479 v. Chr) und dem Beginn des Peloponnesischen Kriegs (431 v. Chr.) erreichte Athen den Höhepunkt seiner Macht. 447 v. Chr. benutzte Perikles die Kasse des Attischen Seebunds (des antipersischen Bündnisses, das zum Werkzeug der athenischen Vormachtstellung geworden war), um auf dem Felsenhügel der Akropolis einen prächtigen Tempel zu bauen: den Parthenon. Das athenische Bürgerrecht war sehr begehrt und 451 v. Chr. verabschiedete Perikles ein Gesetz, dass dieses Bürgerrecht Männern vorbehalten war, deren Eltern beide aus Attika stammten.

      »Jenen, die sich dem gewerblichen Leben zugewendet haben, fehlt es gleichwohl nicht an Einsicht für die Angelegenheiten des Staates.«

       Perikles

       Ein Zentrum der Philosophie

      Athen war nicht nur der mächtigste Stadtstaat im antiken Griechenland, sondern auch die Brutstätte einer revolutionären neuen Richtung in der Philosophie, zum großen Teil bedingt durch Sokrates (ca. 469–399 v. Chr.). Frühere griechische Philosophen, die sog. Vorsokratiker, hatten im 6. und 5. Jh. v. Chr. selbst eine Revolution des menschlichen Denkens hervorgebracht. Sie lehnten übernatürliche Erklärungen der Schöpfung, die erklärende Funktion der Mythologie und die Autorität der Überlieferung ab und setzten sich zum Ziel, die Ursprünge und Mechanismen der Welt durch Verstand und Beobachtung zu ergründen. Die vorsokratischen Naturphilosophen entwickelten Theorien über die Elemente, Systematiken der Natur und mathematische und geometrische Beweise.

      Sokrates richtete seine Überlegungen nach »innen«, auf Fragen menschlichen Handelns – in den Worten Ciceros »holte er die Philosophie vom Himmel herunter«. Sokrates’ Methode bestand schlicht darin, Fragen zu stellen: Was ist Freundschaft? Was ist Gerechtigkeit? Was ist Wissen? Damit legte er landläufige Überzeugungen bloß und ließ andere oft als töricht oder hochtrabend erscheinen. Dies machte ihn unbeliebt, und er wurde schließlich zweier Verbrechen angeklagt – und zwar der Aufwiegelung der Jugend gegen die Regierung und der Gottlosigkeit – und daraufhin zum Tode verurteilt.

       Sokrates’ Nachfolger

      Sokrates’ Schicksal wurde von seinen Nachfolgern als Armutszeugnis der Demokratie betrachtet. Insbesondere Platon (ca. 428–348 v. Chr.) sah ihn als Märtyrer der Wahrheit. Platon betrieb eine eigene Akademie in Athen und entwickelte Ideen über universelle Wahrheiten und die Metaphysik, die alle darauffolgenden Religionen und Philosophien der westlichen Welt geprägt haben. Sein Schüler Aristoteles (384–322 v. Chr.) wurde ebenso einflussreich. Er gründete eine Schule, das Lykeion, und schrieb über so vielfältige Themen wie Politik, Ethik, Recht und Naturwissenschaften.

      Platon lehnte die Demokratie ab, denn er hielt die Menschen für nicht ausreichend philosophisch gebildet, um Gesetze zu verabschieden, und glaubte, die Regierung durch normale Bürger würde in einer Tyrannei enden. In seiner idealen Republik würden aufgeklärte Philosophen als Könige herrschen. Er griff auch das Grundprinzip der Demokratie an: das der Freiheit (eleutheria), die ihm zufolge die Menschen von einem ethischen Leben abbringen und soziale Uneinigkeit verursachen konnte.

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      Athener Publikum (1884) von Sir William Blake zeigt die Atmosphäre bei der Tragödie »Agamemnon« des Dichters Aischylos um 450 v. Chr. Diese Epoche gilt als goldenes Zeitalter des Theaters im antiken Griechenland

       Der Untergang der Demokratie

      Während des Peloponnesischen Kriegs (431–404 v. Chr.), in dem Athen schließlich Sparta unterlag, wurde die athenische Demokratie 411 und 404 v. Chr. aufgehoben.

      Die Oligarchen schrieben ihr Athens Schwäche zu und führten eine Gegenrevolution an, um die Volksherrschaft durch eine extreme Oligarchie zu ersetzen. In beiden Fällen wurde die demokratische Regierung innerhalb eines Jahres wieder eingeführt. Die athenische Demokratie florierte für die nächsten acht Jahrzehnte, doch nach der Eroberung Athens durch die Makedonier unter Philipp II. und seinem Sohn Alexander (später »der Große«) wurde sie 322 v. Chr. abgeschafft. Sie wurde während des hellenistischen Zeitalters im 2. und 1. Jh. v. Chr. zeitweise wieder eingeführt, aber die römische Eroberung setzte ihr praktisch ein Ende.

      »Die Tyrannei entwickelt sich aus der Demokratie, wenn Freiheit im Übermaß bewilligt wird … und je größer die Freiheit, desto größer die Sklaverei.«

       Platon

      Auch ohne die Volksherrschaft bestanden die athenische Wissenschaft und Philosophie weiter. Der Ruhm und Einfluss von Platon und Aristoteles überdauerte die folgenden Epochen, und viele Elemente ihrer Arbeit beeinflussen bis heute das westliche Denken. image

       Perikles

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