Audreys Geheimnis | Erotischer Roman. Claire D. Anderson

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Audreys Geheimnis | Erotischer Roman - Claire D. Anderson Erotik Romane

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– er hatte zwar artig auf den Weihnachts- und Geburtstagskarten seiner Mutter unterschrieben, die sie mir immer geschickt hatte, aber darüber hinaus ... ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. Vor allem, weil er mit einem Teil meiner Vergangenheit verknüpft war, an den ich mich bei Gott nicht erinnern wollte. Die Träume waren schon viel seltener geworden, und ich wollte nichts wieder heraufbeschwören, wenn es nicht unbedingt notwendig war.

      Dennoch wanderten meine Gedanken zurück, ich konnte sie nicht daran hindern. Und als würden sie mich über einen tiefen Graben tragen, den ich drumherum aufgebaut hatte, war ich plötzlich wieder dort.

      Ich sah uns vor mir, mit den anderen, als wir zum ersten Mal in den Keller der Lust gingen, wie wir ihn nannten. Irgendjemand hatte jemanden gekannt, der jemanden kannte, der an Kokain kam. Als Gegenleistung sollten wir mit verbundenen Augen in einem Raum zu sphärischer Musik tanzen. Das war der Anfang. Wir waren sieben junge Leute, drei Mädchen und vier Jungs, und wir waren auf Abenteuer aus.

      Natürlich war uns langweilig. Wir wollten mehr vom Leben spüren, mehr sehen, als uns die Reichtümer unserer Elternhäuser bieten konnten. An einem schwülen Sommertag trafen wir also in einer schmuddeligen Seitengasse des alten Viertels von Colante auf unseren Lieferanten, einen schmierigen Typen, dem ein Schneidezahn fehlte. Er führte uns die Stufen hinab in einen dunklen Keller. Wir drängten uns aneinander. Jacob stellte sich damals schon schützend vor mich. Gerade hatten wir unsere pubertären Differenzen überwunden und er hatte begonnen, den Beschützer für mich zu spielen. Aber wir waren noch so jung! Und beschützen konnte er am Ende niemanden von uns.

      Während uns die Augen verbunden wurden, begann die Musik zu spielen und rund um uns schienen sich Menschen zu bewegen. Man hörte gedämpftes Gemurmel, Husten, Lachen. Bald rann mir der Schweiß zwischen den Schulterblättern hinab und ich fand alles unglaublich aufregend. Manchmal berührten mich die Hände der anderen Tänzer um mich und bis auf ihren Atem in meiner Nähe und die Musik war kaum etwas zu hören.

      Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und wir wurden nacheinander in einen Raum gerufen, wo man uns ein durchsichtiges Päckchen mit feinem, gelblich weißem Pulver in die Hand drückte – und einen Zettel. Wer mehr wolle, müsse wiederkommen. Beim nächsten Mal würde man von uns erwarten, mit nacktem Oberkörper zu tanzen.

      Ich rannte nach draußen und traf dort auf die anderen. Überschwemmt von Adrenalin, übermütig durch unsere Kühnheit und unsere Tat, rannten wir bis zum Meer. Jeder von uns probierte von der Droge. Es war der pure Wahnsinn. Und natürlich wollten wir alle mehr.

      Keine zwei Wochen später waren wir wieder in dem Keller versammelt. Bevor man uns die Augen verband, mussten die Jungs ihre T-Shirts und die Mädchen ihre Tops und BHs ausziehen. Ich erinnerte mich an Jacobs Gesichtsausdruck. Er stand vor mir und versuchte, mir in die Augen zu sehen. Noch bevor wir zu tanzen begannen, waren wir schon schweißgebadet. Der Sommer war fast an seinem Höhepunkt angelangt, die Hitze beinahe unerträglich. Und Jacobs Blick wanderte langsam meinen Hals entlang. Ich sah, wie er schluckte, als er auf meine Brüste blickte. Ich weiß noch genau: Ich habe ihn angegrinst und ihm die Zunge herausgestreckt. Doch er schaute mich nur an. Dann sah ich nichts mehr. Wieder die Dunkelheit, die Musik mit den dröhnenden Bässen, das Gemurmel der Menschen und die zufälligen Berührungen der anderen. Ich hörte meinen Atem schneller werden, genauso wie den der anderen auch. Und wieder bekam jeder ein Päckchen und einen Zettel mit Anweisungen.

      Das nächste Mal also ganz nackt.

      Auch in der folgenden Woche trafen wir uns. Wir wollten die Droge, allerdings begannen manche von uns, Skrupel zu bekommen. Wir alle hatten den Zusatz auf dem Zettel gelesen: Wer plauderte, starb. Wir wussten, wir saßen in der Falle, aber in unserer jugendlichen Unbekümmertheit dachten wir, es würde alles gut werden und niemandem könnte etwas geschehen. Keiner von uns wusste, wer uns zusah in den Nächten, in denen wir tanzten, und was die Menschen machten, während sie uns zusahen. Doch das Kokain war so gut, es war unser Freund geworden und wir mussten mehr davon haben. Und endlich gab es etwas, für das wir nicht mit dem Geld unserer Eltern bezahlen konnten, sondern das wir uns selbst verdienen mussten.

      Also gingen wir wieder hin. Ich traf Jacob etwas früher als die anderen in der Gasse. Er wirkte nervös.

      »Was hast du denn?«, fragte ich ihn.

      Ich war aufgekratzt und sprang vor ihm auf und ab.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Nichts, Audrey.«

      »Na komm schon, raus mit der Sprache. Hast du Angst, weil wir jetzt alle zum ersten Mal deinen Schwanz sehen?«

      Ich pikste mit meinem Zeigefinger im Takt zu meinen Sprüngen in seine Brust.

      »Ach, komm.«

      Er packte mich an den Schultern und zwang mich, mit dem Gehüpfe aufzuhören. Als ich still vor ihm stand und ihn mit großen Augen ansah, nahm er mein Gesicht in seine großen Hände.

      »Audrey, du musst das nicht tun. Niemand von uns muss das, aber vor allem du nicht.«

      »Wieso? Glaubst du, dass ich jetzt einen Rückzieher mache? Komm schon, es ist einmal ausziehen, dann das weiße Gold kassieren, abhauen, genießen. Mir macht das nichts aus! Mir geht’s gut dabei. Ich seh’ ja nicht mal, wer uns zusieht!«

      »Hast du wirklich keine Ahnung, wer sich in den Nischen dieses Kellers aufhält, während wir tanzen? Es sind die Reichen, die Mächtigen, die Geschäftsleute aus Colante, aus Corrin genauso, hetero, schwul – die holen sich einen runter, während wir tanzen, die Frauen lassen sich genauso gehen dabei, wenn sie uns sehen, dann treiben sie’s miteinander ... Audrey, ich weiß nicht, ob es das wert ist.«

      Doch ich war so dumm. So jung. Ich wollte immer mehr.

      »Jacob, das ist mir egal. Ich will meinen Spaß, ich will meine Drogen, und dann nichts wie weg.«

      Ich stupste ihn mit der Nase an, legte meine Arme um seine breiten Schultern und sagte mit leiser, verführerischer Stimme:

      »Komm schon, sei kein Spielverderber. Wir liefern ihnen eine Show, dass sie explodieren vor Lust und Begierde.«

      In Jacobs Augen blitzte etwas auf. Er sog scharf die Luft ein und starrte mich an. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen. Dann riss er sich plötzlich los und trat einen Schritt zurück. Er drehte sich einmal um sich selbst, schaute mich wieder an und sagte mit einem wölfischen Grinsen:

      »Gut, Süße, kannst du haben.«

      Dieser Abend war anders. Wieder drängelten wir sieben uns die dunklen Stufen hinunter, doch dann ließ uns der schmierige Türsteher einzeln in einen kleinen Raum gehen, in dem wir unsere Kleidung ablegen sollten. Gleich danach wurden wir – wieder einer nach dem anderen – in die Mitte des Raumes mit der Musik geschubst. Es war unglaublich heiß in dem Keller, aber die Luft war nicht abgestanden. Es duftete ein wenig nach frischen Blumen. Der Boden war mit Teppich ausgelegt und fühlte sich warm an. Bevor man mir die Augen verband, trat Jacob neben mich. Ich musterte ihn ausführlich, mit unverhohlenem Interesse und schelmischem Blick. Jacobs ganzer Körper glänzte vom Schweiß und ich sah, wie sich sein Penis langsam aufzurichten begann. Hinter mir spürte ich die Wärme eines anderen Körpers. Ein Mädchen berührte mich an meiner Seite. Ein Schauer der Erregung durchlief mich von oben bis unten. Dann war alles dunkel und die Musik setzte ein. Es schien, als würde ich alles doppelt so sehr spüren, doppelt so sehr wahrnehmen wie bei den ersten Malen. Ich hörte den Atem der anderen laut und schon nach wenigen Minuten griff eine Hand nach mir. Es war eine weiche, zarte Hand. Das Mädchen. Es drängte sich an mich und begann, meinen Hals hinab bis zur Schulter zu küssen.

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