Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom

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Der letzte Admiral 3: Dreigestirn - Dirk van den Boom Der letzte Admiral

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um neue zu erschaffen.«

      »Wie bitte?«

      Sias Stimme enthielt nicht nur Unglauben, sondern auch den Unterton einer bösen Vorahnung.

      Cenn zuckte mit den Schultern. Sie sprach monoton, distanziert, wohl die einzige Möglichkeit für sie, den Schrecken ihrer Erinnerung zu konfrontieren. »Wenn wir alt sind, werden wir aufgeschnitten und eine Jüngere oder ein Jüngerer erhält die Gaben, kopiert und platziert nach dem Vorbild des sterbenden und blutenden Vorgängers.«

      Sia wurde blass. »Was? Verstehe ich das richtig?« Sie war ganz heiser.

      »Sie nennen es das ewige Leben. Leider gilt das nur für die Gaben. Nicht für die Gesalbten.«

      »Gaben?«

      Cenn streckte einen Arm aus und berührte eines der sich unter Sias Haut abzeichnenden Implantate. »Die Gaben.«

      »Verdammt«, flüsterte Sia. Sie schaute an Cenn vorbei ins Leere, bemüht, die Grausamkeit dessen zu erfassen, was die alte Frau ihr gerade mitgeteilt hatte.

      Ryk fühlte sich ebenfalls nicht gut. Je weiter er sich von der Erde entfernte, desto mehr begegnete er den Abgründen menschlicher Existenz, die keine Stufe der Barbarei auszulassen schienen. Nicht zum ersten Mal hatte er den Eindruck, dass er besser gar nicht erst auf die Reise gegangen wäre.

      »Wo fanden diese Rituale statt? In Kryv?«, fragte Sia dann.

      »Ja. Ich floh. Ein Segen für alle, die nach mir kamen.«

      »Aber warum? Wozu? Was ist das für ein Ort?«

      Cenn seufzte. »Ich erzähle dir alles. Aber jetzt würde ich gerne wissen, wo es solche unserer Art gibt, die diese Last würdevoller tragen als ich – und die den Gesalbten tatsächlich eine Wahl geben.«

      »Von der Erde kommen wir.«

      »Terra.« Cenn nickte. »Das ist für uns eher eine Legende, aber ich bin in den Dingen der Vergangenheit gebildet genug, um die Wahrheit dahinter zu erkennen. Dalia?«

      »Die Geschichte unserer Besucher ist insofern richtig, als dass wir ein Fragment des Dreigestirns entdeckt haben, dem sie entkommen sind.«

      »Eine Rettungskapsel«, erklärte Sia. »Wir sind vom Dreigestirn geflohen.«

      »Man weiß gar nicht mehr, wer eigentlich der Feind ist, nicht wahr?«, fragte Cenn und sprach damit exakt die Gedanken aus, die Ryk schon lange umtrieben.

      Sia begann, ihre Geschichte zu erzählen und Ryk fühlte sich zurückversetzt zu ihrem Empfang auf der Perlenwelt, den großen Hoffnungen und den darauffolgenden großen Enttäuschungen. Diesmal zumindest waren die Hoffnungen moderat und er würde sie auch so halten.

      Während Sia erzählte, vergrößerte sich die Schar der Zuhörer langsam. Die Menschen in dieser Siedlung schienen alle eine ähnlich geschneiderte Montur zu tragen, mit Variationen, die sich eher in den Farben ergaben, weniger in den Funktionen. Es war eine praktische Kleidung, sie enthüllte aber noch nichts darüber, wie die Menschen hier lebten und vor allem überlebten. Ryk ahnte, dass sie das früher oder später erfahren würden, und er behielt seine eigenen drängenden Fragen erst einmal für sich.

      Als die Sängerin mit ihrer Geschichte fertig war, gab es einige gemurmelte Kommentare, alle mit einem starken Unterton des Unglaubens versehen. Wer wollte es diesen Menschen übelnehmen? Hätte Ryk diese Geschichte gänzlich unvorbereitet vernommen, er hätte sie ebenfalls für die überbordende Fantasie eines Menschen gehalten, der zu viel Zeit damit verbrachte, sich absurde Dinge auszudenken, anstatt einer sinnvollen und produktiven Tätigkeit nachzugehen.

      »Die Frage, die sich uns nach alledem stellt«, sagte Sia zum Schluss in die atemlose Stille hinein, die auf das Ende ihrer Erzählung folgte, »ist also in der Tat, wer der Feind ist und was wir jetzt damit anfangen.«

      »Beide sind es.« Dalia sprach mit fester Stimme. Sie schien zu dem Schluss gekommen zu sein, dass Sias abenteuerliche Schilderungen der Wahrheit entsprachen, oder zumindest nur leichte Übertreibungen enthielten. Die Tatsache, dass Cenn mit den Ereignissen ebenfalls im Reinen zu sein schien, half offenbar, Sias Darlegung Glaubwürdigkeit zu verleihen. Auch die anderen Alten, die Skrutinatoren, erhoben zumindest bis jetzt keine Einwände.

      »Beide sind der Feind, nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten und für unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Welten«, sagte sie dann. »Die Frage ist also eher, wen man wann aus welchen Gründen bekämpfen will und ob man die notwendigen Mittel dafür hat.«

      »Armando Lekish hat diese Frage damals eindeutig für sich beantwortet«, murmelte Cenn etwas gedankenverloren.

      »Armando Lekish?«, echote Sia. Auch Ryk war aufmerksam geworden. Er hatte den Namen schon einmal gehört, aber wie immer war das Erinnerungsvermögen seiner Gefährtin besser als das seine.

      »Du kennst diesen Namen, mein Kind?«

      »Er wurde mir gegenüber erwähnt, von einem sehr alten Mann namens Willie.«

      »Der, von dem du gerade erzählst hast?«

      »Genau der. Wer ist Armando Lekish?«

      Cenn zuckte mit den Schultern, eine Regung, die von einem unangenehmen, knackenden Laut begleitet wurde, der Ryk unwillkürlich zusammenzucken ließ.

      »Der Gründer von Kryv. Er ist seit langer Zeit tot, aber seine Nachfahren handeln in seinem Sinne. Für sie und die übrigen Apostel ist der Feind eindeutig der Hive und nicht das Dreigestirn und das, wofür es steht. Ob er selbst genauso gedacht hat, weiß ich gar nicht, aber seine Nachfolger tun es ohne Zweifel.«

      Jetzt saßen sie alle kerzengerade, sogar Momo war zusammengezuckt.

      »Die Apostel?«, echote Uruhard. »Die Herren von Kryv nennen sich Apostel?«

      »Das stimmt.« Cenn sah Uruhard fragend an, der plötzlich blass wirkte. »Die Apostel sind auf Terra bekannt?«

      »Nun«, erwiderte der Mann leise, »ich hoffe, dass es ist wie bei den Hybriden: dass auf Terra die Dinge weitaus weniger schlimm sind als hier und dass die gleichen Begriffe nicht notwendigerweise die gleichen Inhalte haben.«

      »Wie meinst du das?«

      »Ich gehöre zu den Aposteln.« Es gab einen seltsamen, zischenden Laut, als mehrere Anwesende gleichzeitig scharf Luft holten, wie die Warnung einer Schlange, die bereit war zum Angriff. Uruhard hob sogleich abwehrend die Hände. »Wir salben niemanden, haben keine Stadt gegründet, führen keine Operationen durch und bringen keinen um. Wir sind – auf der Erde – eine Gruppe von Gelehrten oder solchen, die sich dafür halten, auf der Suche nach alten Artefakten und Hinterlassenschaften der Vergangenheit, die gemeinsam den Traum verfolgen, Admiral Rothbards Ruhestätte zu finden. Nein, nicht einmal das. Einige von uns halten diese Idee für ausgesprochen dumm. Aber so sind wir entstanden und deswegen bin ich hier. Das ist alles.« Er sah Sia an. »Ich kenne keinen Armando Lekish. Willie hat ihn erwähnt?«

      »Willie nannte den Namen.«

      »Dann sind die Apostel ursprünglich mehr gewesen als das, was sie jetzt sind, zumindest auf Terra.« Erneut hob Uruhard die Arme und zeigte seine leeren Handflächen. »Sie mögen in Kryv den gleichen Namen tragen, aber das ist es dann auch schon. Ich habe mit so was nichts

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