Der Trost der Philosophie. Boethius
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Den Wert dieser Beschuldigung sahen auch die Ankläger selbst, und um sie durch Beimischung irgend eines Frevels zu schminken, erlogen sie, daß ich mein Gewissen um Würden zu erschleichen mit einem Sakrileg befleckt habe. Und doch hattest du, die du mir eingepflanzt bist, alle Begier nach irdischen Dingen aus der Stätte unseres Geistes vertrieben, und unter deinen Augen war es nicht möglich, daß für ein Sakrileg ein Platz blieb. Denn du flößtest täglich meinenOhren und Gedanken jenes Pythagoreerwort ein: „Folge dem Gotte“. Und schlecht hätte gepaßt, daß ich, den du zu solcher Auszeichnung erhobst, ihn Gott ähnlich machtest, nach dem Schutz verworfener Geister haschen sollte. Außerdem verteidigen mich die unschuldige Heimlichkeit meines Hauses, der Kreis ehrenhaftester Freunde, ein Schwiegervater, heilig und verehrungswürdig, gleich wie du selbst gegen jeglichen Verdacht eines solchen Verbrechens. Aber o Frevel! Glaubwürdigkeit für ein solches Verbrechen schöpfen sie aus dir, und der Zauberei scheinen wir teilhaft zu sein gerade darum, weil wir mit deinen Lehren getränkt, in deinen Sitten unterrichtet sind. So ist es denn nicht genug, daß mir die Ehrfurcht, die dir gebührt, nichts genutzt hat, vielmehr wirst du noch durch den Angriff auf mich verletzt. Aber als Gipfel aller unserer Leiden kommt noch hinzu, daß die Menge in ihrer Schätzung nicht denVerdienst der Sache, sondern den Ausgang des Geschicks ins Auge faßt und nur das für vorgesehen hält, was das Glück auszeichnet. Daher rührt es, daß von allem zuerst der gute Ruf den Unglücklichen verläßt. Ich mag gar nicht daran denken, welche leeren Gerüchte und wie mannigfache widersprechende Meinungen jetzt im Volke umlaufen mögen. Nur eins will ich sagen: Das ist die äußerste Bürde widrigen Schicksals: Wenn sich an die Unglücklichen eine Beschuldigung heftet, so müssen sie das, was sie erdulden, auch verdient haben. So habe ich aus meinen Gütern vertrieben, meiner Würden entkleidet, in meinem Rufe geschändet für Wohltat das Todesurteil davongetragen. Es scheint mir, ich sehe die verruchten Werkstätten der Frevler, wie es in ihnen wogt von Jubel und Freude, und wie sie ganz verderbt mit neuem Betrug nach Anklagen trachten. Die Guten liegen danieder, hingestreckt vom Schrecken über unsere Gefahr; die Verruchten spornt Straflosigkeit, jede Schandtat zu wagen, und Belohnung, sie zu vollführen; die Unschuldigen aber sind beraubt nicht nur der Sicherheit, nein, sogar der Verteidigung. Darum will ich aufschreien:
V.
Schöpfer des sternenfunkelnden Kreises,
Der du vom ewigen Thron hernieder
Lenkst den Himmel wirbelnden Schwunges,
Zwingst Gestirne streng in Gesetze,
Daß jetzt voll die leuchtende Scheibe
Ab vom Strahle des Bruders gewendet,
Luna auslöscht die kleineren Sterne,
Dann erbleichend mit dunkelnder Sichel
Phöbus näher einbüßt ihr Leuchten.
Und was in erster nächtlicher Stunde
Frostig aufwärts als Hesperus steiget,
Dann als Luzifer wechselt die Zügel,
Vor dem Aufgang des Phöbus erbleichend.
Wenn das Laub im Froste zerstoben,
Zwingst den Tag du in kürzere Schranken;
Und erscheint dann glühend der Sommer,
Treibst zur Eile du nächtliche Stunden;
Regelst mit deiner Macht die Gezeiten,
Jagt des Boreas Brausen die Blätter,
Führt die zarten zurück der Zephir;
Was Arctur als Saaten gesehen,
Reift in Sirius Glut zu Ähren.
Nichts ist frei von alten Gesetzen,
Nichts weicht ab·von eigenen Bahnen,
Alles führst du zu sicheren Zwecken,
Menschlichem Handeln wehrest du einzig,
Daß es in gleichem Maße verbleibe.
Warum wechselt schlüpfrig das Glück uns
Immer die Lose? Es trifft Unschuld’ge
Oft die Strafe, dem Frevler gebührend.
Nahe den Thronen spreizen verderbte
Sitten sich, sie treten mit Füßen Heilige Nacken, unseligen Wechsels.
Tugend birgt sich verstoßen im Finstern,
Leuchtend im Dunkeln, Gerechte leiden
Strafe des Bösen!
Nicht Betrug schadet ihnen, nicht Meineid,
Ausgeschmückt mit der Farbe der Lüge.
Da nach Belieben sie nützen die Kräfte,
Freut sie’s, sich Könige zu bezwingen,
Die unzählige Völker fürchten.
O schau her auf die arme Erde,
Der du knüpfst der Schöpfung Gesetze,
Wir, nicht schlechtester Teil deines Werkes,
Treiben um auf dem Meer des Geschickes.
Zähme die reißenden Fluten, o Herrscher,
Wie du lenkst den unendlichen Himmel,
Füge die Erde in feste Gesetze!
Als