Radikal menschlich. Ilja Grzeskowitz

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Radikal menschlich - Ilja Grzeskowitz Dein Erfolg

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Experte je dazu in der Lage wäre.

      Dies sind nur einige Beispiele, es gibt noch eine ganze Menge weiterer spannender Zukunftsszenarien. Welche Entwicklungen auch immer auf uns warten, das digitale Zeitalter wird für den größten gesellschaftlichen Wandel seit der industriellen Revolution sorgen. Weil die technische Entwicklung schon lange nicht mehr linear, sondern exponentiell verläuft. Nehmen Sie nur das beliebteste Smartphone der Welt, das I-Phone von Apple. Es ist erst knapp zehn Jahre her, seit Steve Jobs in einer legendären Keynote die erste Version dieses revolutionären Telefons präsentiert hat. Heute sind wir bereits bei Version Nummer acht (bzw. zehn, dem I-Phone X), aber ich behaupte, dass wir uns immer noch ganz am Anfang der technischen Möglichkeiten befinden.

      Trotzdem verhält sich ein Großteil der Gesellschaft so, als ob diese Entwicklungen überhaupt nicht existent wären. Die Bürgerämter unserer Städte verehren nach wie vor den Formulargott in Papierform, in vielen Unternehmen wird die Digitalisierung nach wie vor konsequent ignoriert, und unsere Kinder werden mit Methoden von vorgestern auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Ein Beispiel gefällig? Gern. Im Kindergarten meiner jüngsten Tochter Elisabeth wurde vor einiger Zeit mit großem Tamtam ein Lerncomputer für die Kinder angeschafft. Dieser hatte noch einen Röhrenmonitor und war so voluminös, dass extra ein Computerraum eingerichtet werden musste. Natürlich waren die Erzieherinnen nicht in der Lage, das neumodische Gerät zu bedienen. Das war aber auch gar nicht nötig, denn die kleinen Knirpse gehören zu einer Generation, die schon in jungen Jahren mit I-Pads, Smartphones und Laptops aufwächst. Kein Wunder also, dass der kleine Theo voller Überzeugung verkündete: »Frau Löll, auf dieses olle Ding haben wir keine Lust. Aber wenn Sie wollen, bringe ich gern am Montag das MacBook Pro von meiner Mutter mit.«

      Ein Einzelfall? Mag sein, aber ich habe immer öfter das Gefühl, dass die Vorbereitung unserer Kinder auf die Zukunft komplett an der Realität vorbei organisiert wird. Meine älteste Tochter Emma ist gerade in die siebte Klasse gekommen. Und Sie können davon ausgehen, dass sie später einmal einen Beruf ausüben wird, den es heute noch gar nicht gibt. Weil eben auch der Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung, die demografische Entwicklung und die globale Vernetzung komplett durcheinander gewürfelt wird. Millionen von Berufen werden in der Zukunft von der Bildfläche verschwinden, dafür wird eine mindestens genauso große Zahl neuer Jobs entstehen. Und wie reagieren die Schulen darauf? Innovation ist nicht vorhanden, stattdessen herrscht Stillstand.5 Letztens war ich in meiner Heimatstadt Lübeck anlässlich einer Veranstaltung in meinem alten Gymnasium zu Besuch. Und obwohl ich im Jahr 1994 mein Abitur gemacht habe, sah es dort exakt noch so aus wie vor fünfundzwanzig Jahren. Selbst einer meiner damaligen Lehrer trug immer noch den gleichen beigefarbenen Pullover mit Zopfmuster wie zu meiner Schulzeit. Und ich habe den berechtigten Verdacht, dass es sogar derselbe sein dürfte. – Ich gebe es zu, ich bin ein Sprachfetischist.

      Alles verändert sich, nichts bleibt gleich. Change or die!

      Wenn ich Emma heute in ihrem Klassenzimmer besuche, dann habe ich das Gefühl, in der Zeit zurückgereist zu sein. Das Mobiliar ist noch aus den 1980er-Jahren, geschrieben wird immer noch mit Kreide auf einer Tafel (und das im Zeitalter von Tablets, Whiteboards und Wissen in der Cloud), und der Lehrplan bereitet die Schüler auf eine längst obsolete Karriereplanung vor: Abitur, Lehre / Studium, Arbeitsstelle in einem einzigen Unternehmen und dann mit 65 Jahren ab in die Rente. Doch diese Zeiten und die entsprechenden Lebensentwürfe sind längst vorbei. Heute folgen die High Potentials den lukrativen Jobangeboten rund um den Globus, ganze Imperien werden vom heimischen Wohnzimmer aus gesteuert und der Großteil der Menschen hat überhaupt keine Lust, mit Mitte Sechzig zum alten Eisen abgeschoben zu werden.

      Alles verändert sich, nichts bleibt gleich. Und nur damit wir uns richtig verstehen: Wir reden hier nicht von Utopia, sondern all diese Entwicklungen sind schon lange Realität. Im Jahr 2015 habe ich einen Vortrag beim Software Unternehmen Tobit in Ahaus gehalten. Dort hat der Firmengründer und Visionär Tobias Groten mitten auf dem platten Land einen Technologie-Campus erschaffen, der seinesgleichen sucht. Alles ist Hightech, es gibt einen firmeneigenen Beachclub und sogar eine Diskothek. Teil des Campus ist auch ein Hotel, welches Gästen und Mitarbeitern gleichsam zur Verfügung steht. Als ich vor Ort ankam, suchte ich verzweifelt nach der Rezeption. Bis mich eine Mitarbeiterin auf meinen Irrtum hinwies: »Das läuft alles über unsere App.« Und tatsächlich, nachdem ich die Software auf mein I-Phone geladen hatte, legte ich über mein Facebook-Profil einen Account an. Sofort erkannte die App, dass für mich die Suite Nummer 7 reserviert war. Einen Schlüssel gab es nicht. Dafür einen Button in der App: »Tür öffnen«. Nachdem ich diesen gedrückt hatte, öffnete sich die Zimmertür wie von Zauberhand. Ich kam mir vor wie in einer Folge von Star Trek. Im Zimmer selbst fungierte dann mein I-Phone als Schaltzentrale, über die sich alles steuern ließ. Und wenn ich »alles« sage, dann meine ich auch alles: Licht, Vorhänge, Musik, Fernsehen (Verzeihung, natürlich war es Internet-TV als Streaming Service), die Dusche und sogar der Zimmerservice.

      Es war wirklich ein mehr als beeindruckendes Erlebnis. Nach dem Check-out (selbstverständlich wieder per App) spürte ich, dass ich gerade die Zukunft erlebt hatte. Und gleichzeitig fragte ich mich, ob die traditionelle Hotellerie wohl bereits auf diese Entwicklungen vorbereitet ist oder in ein paar Jahren davon überrollt werden wird. Denn solche Beispiele werden Sie für jede Branche finden. Auch für Ihre. Die Gesellschaft, die Firmen und auch Ihr persönlicher Arbeitsplatz werden von der digitalen Revolution betroffen sein. Wir werden mit Problemen konfrontiert sein, die wir uns heute noch gar nicht richtig vorstellen können. Und gleichzeitig verbergen sich in diesen Herausforderungen auch riesige Chancen, die nur darauf warten, von uns erkannt und genutzt zu werden.

      Beim Frühstück in der Tobit-Mitarbeiterlounge hatte ich dann die Gelegenheit, mit einem Mitglied der Geschäftsführung über die innovativen Ideen des Unternehmens zu sprechen. Und eine Aussage hat mich am meisten beeindruckt: »Weißt du, Ilja, wir haben uns die Entwicklung nicht ausgesucht, aber wir versuchen, ihr immer einen Schritt voraus zu sein. Wir schauen ganz einfach, welche Probleme sich ergeben, und dann arbeiten wir mit Hochdruck an einer passenden Lösung. Denn wenn wir es nicht tun, dann tut es jemand anders.« Genau das ist die Mentalität, die den entscheidenden Unterschied macht.

       Achtsamkeit, Baby!

      »You don’t know what you don’t know.« Du weißt nicht, was du nicht weißt. Dieses Zitat stammt von dem amerikanischen Sprachwissenschaftler Noam Chomsky6 und bringt das zentrale Element dieses Abschnitts perfekt auf den Punkt: Wir nehmen nur einen kleinen Teil der Realität bewusst wahr, weil sich die große Masse unserer Gedanken, Entscheidungen und Handlungen auf unbewusster Ebene abspielt. Als grobe Hausnummer können Sie davon ausgehen, dass der bewusste Verstand zwischen fünf und neun Informationen gleichzeitig verarbeiten kann. Die Kapazität des Unterbewusstseins ist hingegen unendlich.7 Dies ist auf der einen Seite sehr praktisch, weil uns die dadurch entstehenden Automatismen den Alltag sehr erleichtern. Wenn wir einmal gelernt haben, wie man Fahrrad fährt, dass eine Herdplatte verdammt heiß sein kann oder dass man eine Tür öffnet, indem man die Klinke herunterdrückt, dann läuft das entsprechende Programm im Unterbewusstsein wieder und wieder ab, ohne dass es von uns einer bewussten Steuerung bedarf. Je älter wir werden, desto mehr bestimmen diese Gewohnheiten unser Leben. Viele davon sind auch gut und überaus nützlich. Doch ebenso haben wir im Laufe der Zeit eine riesige Anzahl von unbewussten Denkmustern, Entscheidungsstrategien und Verhaltensweisen gelernt, die eine negative Wirkung haben, uns von unseren Zielen abhalten und uns sogar schaden können.

      Und schon sind wir beim großen Dilemma. Denn wie wollen Sie etwas verändern, verbessern oder weiterentwickeln, das Ihnen überhaupt nicht bewusst ist, weil es sich um automatisierte Prozesse in Ihrem Unterbewusstsein handelt? Okay, das war natürlich eine rhetorische Frage, denn es ist schlichtweg unmöglich. Wir kommen daher zu einem der wichtigsten Sätze dieses Buchs. Er kommt sehr unscheinbar daher, hat aber – wenn Sie ihn wirklich in seinem vollen Ausmaß verinnerlichen – das Potenzial, Ihr

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