Homilien über die Buße. Johannes Chrysostomus

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Homilien über die Buße - Johannes Chrysostomus Die Schriften der Kirchenväter

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Antheil von Dem nimmt, was er nicht durch Arbeit errungen? Da nun der Zöllner ein Sünder ist und eine so große Gnade erhielt, weil er demüthig war; wie viel mehr Gnade wird der Tugendhafte finden, wenn er demüthig ist? Wenn du also deine Sünden bekennest und demüthig bist, so wirst du dadurch gerecht. Willst du aber wissen, wer demüthig ist? Sieh auf Paulus, den wahrhaft Demüthigen, auf Paulus, diesen Lehrer der Welt, diesen geistlichen Redner, dieses auserwählte Rüstzeug, diesen ruhigen Hafen, diesen unerschütterlichen Thurm, auf ihn, der mit schwachem Körper alle Welt durchzog und wie mit Flügeln von einem Orte zum andern eilte. Siehe, wie demüthig er ist; sieh’ diesen Thoren und Weisen, diesen Armen und Reichen. Ihn nenne ich wahrhaft demüthig, ihn, der so viel gearbeitet hat, ihn, der tausend Siege wider den Satan davon trug, ihn, der da ausruft und sagt: „Seine Gnade ist an mir nicht vergeblich gewesen; allein ich habe mehr als sie alle gearbeitet“53: welcher Gefängniß, Streiche und Schläge ertrug, welcher die ganze Welt mit seinen Briefen bekehrte, welcher durch eine himmlische Stimme berufen wurde; der war demüthig, da er sagte: „Ich bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht werth bin, ein Apostel zu heissen.“54 Siehst du die Größe der Demuth? Siehst du, wie Paulus sich erniedrigt, indem er sich selbst den Geringsten nennt? „Denn ich,“ sagt er, „bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht werth bin, ein Apostel zu heissen.“ Denn das ist die wahre Demuth, daß man sich in Allem erniedrigt und sich den Geringsten nennt. Erwäge nur, wer Der war, der dieses sagte: Paulus, der Himmelsbürger, mit dem schwachen Leibe selbst, womit er umgeben war, die Säule der Kirchen, der irdische Engel, der himmlische Mensch. Ich verweile so gerne bei diesem Manne, wenn ich die Schönheit seiner Tugend betrachte. Die aufgehende Sonne mit all ihren glänzenden Strahlen, die sie entsendet, erheitert meine Augen nicht so sehr, als das Antlitz des Paulus meinen Geist erleuchtet. Denn die Sonne erleuchtet zwar die Augen, aber Paulus erbebt unsern Blick selbst bis zum Himmelsgewölbe: denn er macht die Seele erhabener als die Sonne, und herrlicher, als der Mond ist. Das ist die Kraft der Tugend: sie macht den Menschen zum Engel; sie beflügelt die Seele im Laufe zum Himmel. Diese Tugend lehrt uns Paulus. Bestreben wir uns, eifrige Nachahmer dieser Tugend zu werden!

      Allein es ziemt sich nicht, von unserem Gegenstande abzuweichen; denn es war unsere Absicht, die Demuth als den dritten Weg zur Buße zu zeigen, daß der Zöllner sich nicht gedemüthigt hat, sondern bloß aufrichtig war, indem er seine Sünden bekannte und gerechtfertigt wurde ohne Aufwand von Geld, ohne Meere zu durchschneiden, ohne lange Fußreisen zu machen, ohne unermeßliche Meere zu durchschiffen,55 ohne daß er seine Freunde um ihre Fürsprache bat oder viel Zeit verwendete: bloß durch seine Demuth wurde er gerechtfertigt und des Himmelreichs für würdig befunden. Möchten wir alle durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesu Christi desselben theilhaftig werden! Ihm sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit!

      Amen.

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