Mythor 50: Die Mauern von Logghard. Paul Wolf
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Читать онлайн книгу Mythor 50: Die Mauern von Logghard - Paul Wolf страница 3
»Kämpft lieber, anstatt zu schwätzen!«, rief Luxon, der den Kontakt zu Mythor verloren hatte und mit dem Rücken an einer Mauer stand.
Die Angreifer hatten ihn abgedrängt und versucht, ihn von hinten anzufallen. Er hatte sich gerade noch durch einen Sprung zur Seite retten können. Nun wurde er von sechs krummen Gestalten bedrängt.
Luxon spürte, dass er der Übermacht nicht lange würde standhalten können. Er hatte diese Kreaturen unterschätzt.
Nach den ersten ungestümen Angriffen, die ihnen nichts eingebracht hatten, formierten sie sich nun. Sie umlauerten ihn und warteten darauf, dass er sich eine Blöße gab.
Solange er kräftig genug war, sie mit dem Schwert in Schach zu halten, war er sicher. Jedes Mal wenn einer seiner Gegner zum Angriff ansetzte, machte er einen Ausfall und stieß mit dem Schwert zu. Zwei der Kreaturen konnte er auf diese Weise niederstrecken. Die anderen vier waren daraufhin zurückhaltender. Aber gerade als er glaubte, sich etwas Luft gemacht zu haben und einen Vorstoß wagen zu können, hörte er über sich einen heiseren Laut.
Unwillkürlich blickte er hoch und sah über sich auf der Mauer eine Gestalt kauern. Sie setzte gerade zum Sprung an, als sie plötzlich wie von einem unsichtbaren Schlag erschüttert wurde. Aus ihrer Brust ragte ein Pfeil – ein Pfeil aus dem Mondköcher.
Luxon konnte noch erkennen, dass Mythor in voller Ausrüstung einen erhöhten Standort erklettert hatte. Er ließ gerade einen weiteren Pfeil von der Sehne des Sternenbogens schnellen. Eine der Kreaturen, die Luxon bedrängten, wurde davon gefällt, aber da waren die drei anderen über ihm.
Mythor sah es und vertauschte den Bogen wieder mit dem Gläsernen Schwert. So zielsicher er mit dem Sternenbogen auch war, so wagte er nicht, in das Knäuel von miteinander ringenden Körpern zu schießen.
Mit Alton in der Hand sprang er von der Erhöhung und bahnte sich einen Weg durch die Reihen der Gegner, die schreiend auseinanderstoben. Aber das Klagen und Singen Altons übertönte ihr Schreien. Mythor schlug einen Angreifer mit dem Sonnenschild einfach zur Seite. Es gab einen dumpfen Laut. Plötzlich klammerte sich einer der Verwundeten an seinem Bein fest. Mythor spürte einen stechenden Schmerz, als sich Krallen in das Fleisch seiner Waden bohrten. Er schrie auf, trat mit dem anderen Bein nach dem auf dem Boden Liegenden und befreite sich.
Plötzlich hatte er keinen Gegner mehr.
»Sie fliehen!«, hörte er Sadagar triumphierend rufen. »Denen haben wir es aber gegeben.«
Mythor blickte zu der Stelle, an der Luxon soeben noch mit seinen Gegnern gerungen hatte. Aber an dem Platz lagen nur noch die Körper der gefallenen Kreaturen.
»Luxon!«, schrie Mythor und blickte sich um.
Aus den Ruinen kam ein heiserer Schrei, der jedoch sofort wieder verstummte.
Mythor lief in die Richtung, aus der er Luxons abgewürgten Ruf vernommen hatte. Als er durch einen halb eingestürzten Torbogen kam, sah er unweit vor sich zwei der krummen Gestalten, die eine dritte trugen. Es war Luxon, der verzweifelt versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien.
Mit einem wütenden Schrei nahm Mythor die Verfolgung auf. Als die beiden Kreaturen ihn kommen sahen, ließen sie Luxon einfach fallen und wollten das Weite suchen.
»Lass sie nicht fliehen, Mythor«, rief Luxon, kaum dass er frei war. »Das ist der Anführer. Er beherrscht Gorgan.«
Da waren die beiden Fliehenden jedoch bereits zwischen den Trümmern verschwunden. Mythor erreichte Luxon, befestigte Alton an seinem Gürtel und stützte den Kameraden.
»Es geht schon«, sagte Luxon. »Ich habe nur ein paar Kratzer abbekommen. Aber ich will lieber nicht daran denken, welches Schicksal mir in Gefangenschaft dieser Kreaturen geblüht hätte.«
Sadagar rief nach ihnen, und Mythor meldete sich. Er machte sich mit Luxon auf den Rückweg. Dabei fragte Mythor:
»Was hat der Anführer zu dir gesagt?«
»Er nannte sich Gfeer oder so ähnlich und bezeichnete sich als Oberhaupt der Mabaser und als Herrscher dieses Dunklen Bezirks«, antwortete Luxon. »Lässt das nicht die Vermutung zu, dass wir uns hier tief in der Düsterzone befinden?«
»Auch Logghard liegt an der Düsterzone«, sagte Mythor dazu.
Als sie zu Sadagar und Hrobon zurückkehrten, war der Steinmann gerade damit fertig, seine Wurfmesser einzusammeln. Hrobon hatte sein Schwert gesäubert und steckte es in die Scheide zurück. Er begegnete Mythors Blick und wandte sich abrupt ab.
»Wahrscheinlich werden die Mabaser keinen zweiten Angriff mehr wagen«, sagte Mythor. »Aber wer weiß, welche Überraschung dieser sogenannte Dunkle Bezirk noch für uns bereit hält. Wir müssen auf der Hut sein, wenn wir den Marsch in die Richtung fortsetzen, die uns der Helm der Gerechten weist.«
»Kann man aus deinen Andeutungen schließen, dass du weißt, wo wir uns hier befinden?«, erkundigte sich Sadagar.
»Ich muss Flüsterhand glauben, dass er uns nach Logghard geschickt hat«, sagte Mythor. »Immerhin wissen wir, dass er nicht aus alleiniger Kraft uns alle befördert haben kann. Also muss es auch hier Große geben. Außerdem weist mich der Helm der Gerechten in eine bestimmte Richtung. Logghard muss zumindest ganz nahe sein.«
»Die Sache gefällt mir trotzdem nicht«, sagte Sadagar. »Warum zeigen sich die Großen nicht, die uns hergeholt haben?«
»Ich muss dem Steinmann zustimmen«, sagte Luxon. »Ich würde mich an deiner Stelle nicht zu sehr auf die Großen verlassen. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
Mythor nickte zögernd. Er war nicht ganz Sadagars und Luxons Meinung, wenn auch er kein Freund der Stummen Großen war. Er verabscheute ihre Rituale und die Art der Selbstverstümmelung, die sie betrieben, indem sie sich die Münder zunähten. Aber er wusste auch, dass sein Schicksal eng mit diesem Geheimbund verknüpft war und dass die Großen allein das Rätsel seiner Herkunft kannten. Da er die Großen wegen ihrer eigenartigen Methoden verurteilte, konnte er nicht recht glücklich darüber werden, dass sie ihn unterstützten. Einige Male hatte er sich bereits gegen ihre Hilfeleistungen gewehrt und sich gegen ihren Willen gestellt.
Manchmal dachte Mythor sogar, dass ihm die Großen als Feinde lieber wären, denn als Freunde. Doch das war vermutlich ungerecht.
Wie auch immer, trotz aller Bedenken gegen diesen mächtigen Geheimbund hatte Mythor keinen Grund, an Flüsterhands Versprechen zu zweifeln, dass er sie nach Logghard befördern würde.
Denn der Große aus Erham hatte glaubhaft versichert, dass alle in der Ewigen Stadt der Ankunft des Sohnes des Kometen harrten.
Seltsam nur, dass ausgerechnet blutrünstige Mabaser zu seinem Empfang bereitgestanden hatten.
»Schade, dass uns Gfeer entwischt ist«, meinte Mythor wie zu sich. »Der Anführer der Mabaser hätte uns sicher einige Fragen beantworten können.«
»Ich habe eine Idee, wie wir doch noch an ihn herankommen könnten«, sagte Luxon. »Als Köder für eine Falle wäre ein Teil deiner Ausrüstung vorzüglich geeignet. Denn ich gehe davon aus, dass die Mabaser es einzig auf die Waffen des Lichtboten abgesehen hatten. In diesem Falle wird Gfeer zugreifen, wenn sie ihm angeboten werden.«
»Vielleicht