Mission SOL 2020 / 4: Im Sphärenlabyrinth. Hermann Ritter

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Mission SOL 2020 / 4: Im Sphärenlabyrinth - Hermann Ritter PERRY RHODAN-Mission SOL 2

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betrug laut Angaben der Bordsupratronik derzeit achthundertdrei Wesen. Das war ein Kräfteverhältnis von über zweihundert Gegnern für jeden aus seinem Einsatzteam.

      Im Moment verfügten die vier Menschen nur über die Ausrüstung, die sie mit ihrem Gepäck mitgebracht und in der Zentrale übernommen hatten. Es gab keinen Nachschub. Sie konnten sich nichts liefern lassen, keine Gegenstände anfertigen und nicht auf irgendwelche geheimen Ressourcen hoffen, die man ihnen zur Verfügung stellte.

      Noch waren die vier Menschen wachsam. Aber irgendwann mussten sie essen, schlafen, sich von den Anspannungen erholen.

      Dazu kamen zwanzigtausend Lebewesen an Bord, die alle als Opfer für lebensverachtende medizinische Experimente der Chaotarchenhelfer herhalten sollten. Es war ein grauenvoller Plan der Kolonnen-Anatomen. Wenn Danton nur daran dachte, schüttelte es ihn.

      Um ein einziges Wesen zu erzeugen, das als Nebelzonen-Navigator geeignet war, als sogenannter Kompant, mussten 19.999 andere sterben. Einfach nur deswegen, weil die TRAITOR-Mediziner noch nichts gefunden hatten, was diese Prozedur beschleunigte oder vereinfachte. Es gab keine Erklärung, warum von zwanzigtausend Probanden nur einer die Torturen der Veränderung überlebte, um am Ende die gewünschten Fähigkeiten zu erhalten.

      Ein unverständlicher Ansatz, überlegte Danton, während er in den Nebel starrte, der das Hologramm vor seinen Augen auszufüllen schien.

      Schon nach den ersten Versuchen hätte man auf der Erde und anderen Planeten erkannt, dass dieses Vorgehen im wahrsten Sinne des Wortes unmenschlich war. Man hätte die Forschungen stattdessen so weiterbetrieben, dass man sich dem Problem zunächst theoretisch näherte, ohne damit Leben in Gefahr zu bringen.

      Und höchstwahrscheinlich hätte man die Experimente eingestellt, sobald klar geworden war, dass die Zahl der Toten in keinem Verhältnis zu den Erfolgschancen stand.

      Er hatte selbst schon Menschen in den Tod geschickt, erinnerte sich ungern daran, wie es gewesen war, im Widerstand gegen Unterdrücker zu kämpfen. Das war die Last, die mit der Verantwortung für Untergebene einherging. Es war nicht lange her, da hatte er ... Nein. Er hatte dringendere Probleme, als in alten Wunden zu bohren.

      Krefferk war der Kommandant der Skapalm-Bark gewesen, und nun war er tot. Aber die von ihm ausgesprochene Drohung, dass die zwanzigtausend Wesen sterben mussten, wenn Danton ihm nicht die Kontrolle über die GRAGRYLO zurückgab, war noch nicht ausgeräumt. Jemand wie Krefferk hatte sicher einen Stellvertreter, der unter ihm gedient hatte. Solche Wesen dachten meist ähnlich wie ihr ehemaliger Vorgesetzter.

      Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der aufgerückte Kommandant auf dasselbe perfide Spiel verfallen würde. Womöglich würde Danton keine andere Wahl bleiben, als zu kapitulieren – denn was war schon das Schicksal von vier Terranern gegen das Leben von so vielen unschuldigen Opfern?

      Und außerhalb des Raumschiffs? Gab es da draußen irgendjemanden, irgendetwas, das ihnen zu Hilfe eilen konnte?

      Roi Danton hatte in seinem langen Leben viel gesehen. Explodierende Sonnen, fremde Welten von bedrohlicher Fremdartigkeit oder Schönheit jenseits des menschlichen Verständnisses. Doch im Augenblick sah er: nichts. Oder genauer: Nebel.

      Hätte er eine der Lichtschleusen benutzen müssen, die in die Nebelzone führten? Dienten die Schleusen nicht nur der Steuerung des Verkehrs, sondern war es schlichtweg gefährlich, wenn man direkt einflog?

      Dagegen sprach, dass der Nebel der Skapalm-Bark nicht schadete. Keine Anzeige wies auf Veränderungen an der Außenhülle hin, die Besatzung hatte keine Auffälligkeiten gemeldet – keine Kopfschmerzen, keine Ausfälle durch andere, unerklärliche Faktoren. Es war einfach nur ... Nebel.

      Danton seufzte. Und wie kommen wir zurück? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er versuchte, sich ein wenig zu sortieren.

      Wahrscheinlich konnte er zum Ausgangspunkt zurückfliegen, dem Ort, wo sie im Mauritiussystem in die Deckung der tausendfünfhundert Kilometer durchmessenden Nebelkugel geflüchtet waren. Aber verließ er dort die Nebelkugel, warteten keine Freunde auf ihn, sondern die schussbereiten Schiffsgeschütze seiner Verfolger.

      Im Augenblick fand er es daher angenehmer, durch den Nebel zu stolpern, statt sich klaren Geistes der Verhaftung, wenn nicht Schlimmerem zu stellen.

      Danton war kein ängstlicher Mensch. Auch seine drei Begleiter wussten, dass jede neue Mission ihre letzte sein konnte. Aber er hatte die Verantwortung für sie – und für die zwanzigtausend Wesen an Bord. Wenn die vier Menschen einfach zurückkehrten, würden die Experimente weitergehen, die fast alle dieser Lebewesen töten würden.

      Bis auf eins von zwanzigtausend, dachte er und verdrehte die Augen. Was sollte er tun?

      Es gab nur einen Ausweg, wie er in der momentanen Lage zumindest Zeit schinden konnte. Kurz schloss er die Augen, kontrollierte die Atmung. Kann ich das? Die Antwort war eindeutig: Er musste.

      Entmutigt schaute Danton auf die Anzeigen der Zentrale. Wie oft hatte er sie schon angestarrt?

      Er rief trotzdem einige Hologramme auf, um sicherzugehen. Die Skapalm-Bark tauchte als Projektion auf – eine achteckige Säule mit bleistiftspitzenartigen Pyramiden an beiden Enden. Zuerst ließ er die Bereiche farblich markieren, auf die er zugreifen konnte. Das vor ihm schwebende Abbild wurde grün.

      Das reicht nicht. Er modifizierte seine Anfrage an die Bordsupratronik. Welche Bereiche kann ich kontrollieren?

      Sofort veränderte sich die Darstellung. Wo eben noch ein grünes Raumschiff in seiner ganzen Pracht vor ihm geschwebt war, sah er nun ein buntes Gebilde, in dem es wenige grüne, einige gelbe und viele, viele rote Bereiche gab.

      Er hatte die GRAGRYLO mit einem kühnen Handstreich in seine Gewalt gebracht. Noch beherrschte er manche Bereiche komplett. Aber dies konnte sich jeden Augenblick ändern. Wenn das vor ihm die SOL wäre, gäbe es sicherlich eine Möglichkeit, die Kontrolle über die Zentrale von einem anderen Punkt des Raumschiffs aus zurückzugewinnen.

      Was würde Perry tun? Wie oft ich diese Frage schon vermeiden wollte ... um doch immer wieder auf sie zurückzukommen.

      In all den Jahren, die er mit seinem Vater verbracht hatte – was war ihnen wirklich gemeinsam gewesen? Er war nicht wie andere Kinder aufgewachsen. Sein Vater war nicht irgendein sterblicher Mensch, sondern der Terraner schlechthin. Perry Rhodan hatte diesen Titel gehasst, aber er war an ihm kleben geblieben.

      Andere Väter leiteten vielleicht eine Firma, während sein eigener Vater stets den Eindruck machte, als laste das Gewicht der Verantwortung für die gesamte Menschheit, sogar für die Milchstraße auf seinen Schultern.

      Zwar hatte Danton viel Zeit mit seinem Vater verbracht. Aber nicht weil sein Vater in den ersten dreißig Jahren seines Lebens zur Stelle gewesen wäre, als er ihn gebraucht hätte. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, weil sie beide potenziell unsterblich waren.

      Das kann einem die Vater-Sohn-Beziehung nachhaltig verhageln.

      Das war jedoch nichts, worüber er in den vergangenen Jahrtausenden nicht schon oft genug nachgedacht hätte. Und nichts, was ihn im Moment weiterbrachte.

      Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass man die Skapalm-Bark ausschließlich von der Zentrale aus kontrollieren konnte? Gleich null, gab er sich selbst die Antwort. Umso notwendiger war es, dass er sich einen Überblick über die Situation verschaffte, der ihm Handlungsoptionen eröffnete.

      Gab es jemanden

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