Perry Rhodan 1479: Prophet des Todes. H.G. Francis

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Perry Rhodan 1479: Prophet des Todes - H.G. Francis Perry Rhodan-Erstauflage

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um den Reflex zu überwinden, der sie zur Atembewegung zwingen wollte.

      Dann endlich begriff sie, dass sie es nicht schaffen würde. Der Strudel hielt sie gefangen, und er würde sie vielleicht auch nach Stunden noch nicht freigeben.

      Als sie dem Atemzwang bereits nachgeben wollte, um ihre Qualen zu beenden, spürte sie eine Kraft, die sie packte und aus der Strömung riss. Es war keine natürliche Kraft, denn sie koordinierte nicht mit der des Wassers, sondern wirkte ihm entgegen.

      Die Space-Jet!, schoss es ihr durch den Kopf. Sie wollen mich mit einem Traktorstrahl herausziehen.

      Nur jene Wesen in der Space-Jet konnten es sein, und sie wollte sich ihnen nicht ausliefern. In ihre Gefangenschaft zu geraten, war schlimmer als der Tod.

      Sie öffnete den Mund und atmete tief ein.

      Ein grauenhafter Schmerz durchfuhr sie, als das eiskalte Wasser in ihre Lungen strömte, doch sie spürte ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann verlor sie das Bewusstsein.

      Seltsamerweise blieb ein gewisses Empfinden der Leichtigkeit. Sie meinte zu schweben und zugleich zu spüren, wie sich ihr Körper erwärmte.

      Sie war überzeugt davon, in die dunklen Arme des Todes zu gleiten, und sie wunderte sich, weil sie von keinerlei Furcht erfüllt war.

      Ein Licht irritierte sie und ließ ihre Augen nicht zur Ruhe kommen.

      »Nun komm schon, Kleine«, sagte jemand. »Es ist alles in Ordnung.«

      Sie schlug die Augen auf, sah das trockene, rissige Gesicht einer alten Frau und schloss die Augen wieder.

      »Du hast es also geschafft«, krächzte die Alte. »Ich wusste es ja. Nun los. Wie lange soll ich noch warten?«

      »Wer bist du?«, fragte Clare Thou, ohne die Augen zu öffnen. Ihre Brust schmerzte, und sie meinte, einen Eisbrocken auf sich zu fühlen. Plötzlich überkam sie die Erinnerung an das Wasser, und sie richtete sich ruckartig auf. Ebenso erschrocken wie verwirrt blickte sie sich um.

      Sie befand sich in einer Felsenhöhle, die mit schlichten Möbeln spärlich eingerichtet war, jedoch einen keineswegs primitiven Eindruck machte. Die alte Frau saß auf einem hohen Hocker, während sie selbst auf einer Matratze auf dem Boden gelegen hatte. Unmittelbar neben ihr befand sich ein Syntro, mit dessen Hilfe sie offenbar dem Tod entrissen worden war. Auf dem Monitor zeigten verschiedene Kurven und Grafiken ihre Biodaten an.

      »Dorta Mara«, antwortete die Alte.

      »Dorta Mara«, stammelte Clare Thou überrascht. »In der Legende heißt es, dass du in der Wildnis lebst – als Geist!«

      »Stimmt nur zum Teil, wie du siehst.« Sie überprüfte die Daten der medizinischen Syntronik und schaltete das Gerät ab. »Ich lebe aber ich bin kein Geist. Du wärst beinahe ertrunken. Und wenn du nicht an dem Wasser in deiner Lunge zugrunde gegangen wärst, dann an der Unterkühlung. Aber ich konnte dich aus dem Strudel fischen, deine Lungen abpumpen, dich wieder aufwärmen und verhindern, dass sich eine Lungenentzündung einstellt und dir den Rest gibt.«

      »Du hast mich aus dem Wasser gezogen?«

      »Mit einem Traktorstrahl«, bestätigte die Alte, von der Clare Thou in der Tat schon viel gehört hatte, an deren Existenz sie jedoch nie so recht geglaubt hatte. Dorta Mara war eine der geheimnisvollsten Gestalten in der Geschichte ihres Volkes. »Wie bist du bloß auf den Gedanken gekommen, den Wasserfall runterzuschwimmen. Er ist mindestens fünfzehn Meter hoch. Eine normalerweise tödliche Falle!«

      »Wenn ich es nicht getan hätte«, erwiderte die junge Siganesin, »dann wäre ich jetzt ebenso tot wie Donan Cruish!«

      Die Alte fuhr erschrocken zurück.

      »Er ist tot?«

      Clare Thou berichtete, was geschehen war.

      »Damit finde ich mich noch nicht ab«, erklärte Dorta Mara danach. Sie erhob sich. »Ich werde nachsehen. Warte hier auf mich.«

      Die junge Frau stand ebenfalls auf. Sie hatte das Bedürfnis, sich ein wenig zu bewegen.

      »Wie lange war ich bewusstlos?«, fragte sie.

      »Vier Tage«, antwortete die Eremitin. »Ich habe dich am 15. Juni aufgefischt. Jetzt haben wir den 19. 6. 1146!«

      Damit eilte sie durch einen Felsspalt davon. Verstört versuchte Clare Thou zu errechnen, wie alt Dorta war, und sie kam auf mehr als siebenhundert Jahre. Wenn sie den Erzählungen der Alten glauben wollten, dann war Dorta Mara vor dem Jahr 440 geboren.

      Früher wurden die Menschen so alt!, dachte sie. Es soll sogar welche gegeben haben, die noch viel älter geworden sind.

      Das Haar ihrer Lebensretterin war silbergrau und außerordentlich dünn. Es reichte ihr bis über die Schultern herab und ließ sie ein wenig verwahrlost aussehen. Ihre Haut war stumpfgrün und voller Risse und Schründe, doch das schien sie nicht zu stören, da sie offenbar keinen Versuch machte, sie zu behandeln. Sie hatte einen wiegenden Gang, so als ob sie überschüssige Kräfte hätte.

      Seltsamerweise bestand ihre gesamte Kleidung aus Leder – sowohl die blusenartige Jacke, der Schulterüberwurf, die viel zu weite Hose, die Stiefel und sogar die kleine Kappe, die ihren Hinterkopf bedeckte. So etwas hatte Clare Thou noch nie gesehen. Sie wusste lediglich aus den historischen Berichten, dass es auf Siga einmal eine Zeit gegeben hatte, in der es große Mode gewesen war, sich in Leder zu kleiden. Man war jedoch sehr bald wieder zu synthetischen Stoffen übergegangen, die viel angenehmer zu tragen waren.

      Sie ist eben ein Relikt aus alter Zeit, dachte sie. Vielleicht ist sie sogar schon 800 Jahre alt. Oder noch älter.

      Dorta Mara war eine seltsame Frau, und eigentlich hatte Clare Thou angenommen, dass sie nicht wirklich existierte. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass es tatsächlich Siganesen gab, die älter als 250 Jahre wurden.

      Wenn jemand von Dorta Mara sprach, hieß es stets, sie sei das Vorbild der weiblichen Hauptrolle in dem Theaterstück »Dortamar«, gewesen, das Generationen von Besuchern zu Tränen gerührt habe. Es handelte von jener großen Expedition, die in den Jahren um 500 in die Weiten der Galaxis ausgeschickt worden war, um zu ergründen, welche geheimnisvollen Mächte sich in der Milchstraße eingenistet hatten und die Freiheit der Völker bedrohten.

      Clare Thou hatte geglaubt, dass Dorta Mara die Kunstfigur des Autors des Theaterstücks war, mit deren Hilfe er das Ominöse schildern wollte, das sich wie eine dunkle Wolke in der Galaxis ausgebreitet hatte.

      Doch Dorta Mara war keine Kunstfigur. Sie lebte!

      Clare Thou vergegenwärtigte sich, dass sie nur wenige Kilometer von der subsiganesischen Anlage und den landwirtschaftlichen Betrieben entfernt war, in der sie ihr ganzes Leben verbracht hatte.

      Dorta Mara lebt praktisch vor unserer Haustür, dachte sie, und ihre Verwirrung steigerte sich. Sie begann sogar daran zu zweifeln, dass sie wirklich wach war. Vorübergehend glaubte sie, dass sie sich in einem Traumzustand befand, wie er sich möglicherweise kurz vor dem Eintritt des Todes einstellte. Sie biss sich so kräftig auf die Zunge, dass sie anschließend erschrocken aufstöhnte und sich wünschte, sie hätte es nicht getan. Und keiner von uns hat es gewusst.

      Wirklich keiner?

      Sollte

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