Zu den Klippen von Vanikoro. Jean-Francois de Lapérouse

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Читать онлайн книгу Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse страница 14

Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse Edition Erdmann

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auf ihren Pirogen allerlei Tauschwaren zu: einige Schweine, Süßkartoffeln, Bananen, Aronwurzeln, die sie Taro nennen, selbstgewebte Stoffe und allerlei Krimskrams, der zu ihrer Tracht gehört. Ich wollte nicht, dass sie an Bord kamen, bevor die Fregatte vor Anker gegangen war und ihre Segel gerefft hatte, und erklärte ihnen daher, das Schiff sei für sie tabu. Das Wort, dessen Bedeutung ich von den Berichten englischer Seefahrer her kannte, tat wie erwartet seine Wirkung; Herr de Langle, der nicht zur gleichen Vorsichtsmaßnahme gegriffen hatte, sah das Deck seines Schiffs in wenigen Augenblick von einer solchen Menge Indianer überschwemmt, dass er in arge Verlegenheit geriet. Sie waren jedoch so folgsam und hatten so große Furcht, uns zur Last zu fallen, dass es nicht der geringsten Anstrengung bedurfte, sie zur Rückkehr auf die Pirogen zu bewegen. Niemals hätte ich mir vorgestellt, dass diese Leute so sanft und artig wären. Auch als ihnen gestattet worden war, auf meine Fregatte zu kommen, setzten sie ohne Erlaubnis keinen Fuß von der Stelle. Man sah es ihnen an, dass sie beständig die Furcht hatten, unser Missfallen zu erregen. Ihre Tauschgeschäfte betrieben sie mit der größten Redlichkeit. Die eisernen Spitzen unserer alten Zirkel weckten ihr ganzes Verlangen, aber anstatt sie zu entwenden, boten sie ihre ganze Geschicklichkeit auf, um sie uns abzukaufen. Keiner von diesen Händlern war bereit, uns einen größeren Posten Stoff oder mehrere Schweine auf einmal zu verkaufen. Sie wussten sehr genau, dass sie mehr dabei gewannen, wenn wir ihnen jedes Stück einzeln abhandelten.

      Ihre Gewandtheit im Feilschen und ihre Kenntnis des Eisens, die sie nach eigenem Bekunden nicht dem Umgang mit Engländern verdankten, bestärkten mich in der Annahme, dass die Sandwich-Inseln in älterer Zeit schon von spanischen Schiffen angelaufen worden waren. Die spanische Nation hatte triftige Gründe, die Existenz dieser Inselgruppe ihren Nachbarn zu verheimlichen. Es strotzte in den Gewässern westlich von Amerika nur so von Seeräubern. Hätten sie von diesen Inseln Kenntnis gehabt, so hätten sie sich auf ihnen auch mit Lebensmitteln versorgt. Da dies aber nicht der Fall war, mussten sie, wenn es ihnen an Proviant, Holz und Wasser gebrach, entweder gen Westen bis in das Indische Meer segeln oder aber über Kap Hoorn in den Atlantik zurückkehren. Als dann die Schifffahrt der Spanier so sehr in Verfall geriet, dass nur noch einmal im Jahr ein einziges Galionsschiff nach Manila fuhr, dieses Galionsschiff aber stets eine so wertvolle Ladung an Bord hatte, dass seine Eigentümer sich um seine Erhaltung die größten Sorgen machten, da schrieb man ihm sehr wahrscheinlich ganz genau seinen Weg vor – einen Weg, der vergleichsweise ungefährlich war und von dem es unter keinen Umständen abweichen durfte. So gerieten dann jene Inseln, die Cook zum Verhängnis wurden, bei den Spaniern immer mehr in Vergessenheit.

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       Ankerplatz der Franzosen vor der Insel Mowée

      Einige Windstöße abgerechnet, die aber nicht länger dauerten als zwei Minuten, war die Nacht ruhig und still. Als es tagte, ließ ich sogleich das große Boot der Astrolabe aussetzen, das die Herren de Vaujuas, Boutin und Bernizet an Bord nahm. Sie hatten den Auftrag, eine sehr geräumige Bucht nordwestlich von uns zu untersuchen. Ich hoffte, hier einen besseren Ankerplatz zu finden. Die Offiziere meldeten, der in Aussicht genommene Ankerplatz sei leicht zu erreichen, aber nicht besser als die Stelle, an der wir uns befänden. Dieser Teil der Insel Mowée, so lautete ihr Bericht, werde zu Recht von den Seefahrern gemieden. Es fehle hier sowohl an Holz wie auch an Wasser, und die Reeden seien schlecht.

      Um acht Uhr morgens waren vier zu unseren Fregatten gehörende Boote zur Abfahrt bereit. In den ersten befanden sich zwanzig bewaffnete Soldaten unter dem Kommando von Schiffsleutnant de Pierrevert. In die beiden anderen setzten sich Herr de Langle und ich mit allen Passagieren und Offizieren außer denjenigen, die Dienstgeschäfte halber an Bord blieben. Am Ufer erwarteten uns ungefähr hundertzwanzig Personen, teils Männer, teils Frauen. Die Seesoldaten und ihre Offiziere landeten als Erste und bestimmten den Bezirk, den wir uns vorbehielten. Die Soldaten hatten ihre Bajonette aufgepflanzt und marschierten so akkurat, als ob sie vor dem Feind stünden. Das militärische Schauspiel machte auf die Inselbewohner keinerlei Eindruck; ihre Weiber gaben uns durch die ausdrucksvollsten Gebärden zu verstehen, dass sie uns in aller und jeder Hinsicht zur Verfügung ständen; die Männer aber suchten in ehrerbietiger Haltung die eigentlichen Beweggründe unseres Besuchs zu erforschen, um unsere Wünsche auf den ersten Blick erfüllen zu können. Zwei Indianer, die einige Autorität über ihre Landsleute zu besitzen schienen, kamen gerade auf mich zu und hielten mit viel Würde eine ziemlich lange Ansprache, von der ich kein einziges Wort verstand; am Ende derselben machte jeder von ihnen mir ein Schwein zum Geschenk. Ich nahm die Gaben an und verehrte ihnen meinerseits Medaillen mit dem Bild des Königs, Beile und andere Gegenstände aus Eisen, die für sie von unschätzbarem Wert waren.

      Meine Freigebigkeit machte auf alle den lebhaftesten Eindruck. Die Frauen waren doppelt so liebenswürdig zu uns. Sehr verführerisch waren diese Insulanerinnen nicht; sie hatten grobe Gesichtszüge, und unter den Tüchern, die sie um sich geschlungen hatten, zeigten sich die deutlichsten Spuren jener Verheerungen, die von der Lustseuche herrühren. Da in den Pirogen keine einzige Weibsperson zu uns an Bord gekommen war, war zu vermuten, dass sie in den Europäern die Urheber der Krankheit sahen, deren Merkmale sie an sich trugen; bald aber stellte ich fest, dass diese Erinnerung in ihrem Gemüt kein Ressentiment zurückgelassen hatte.

      Es sei mir erlaubt, der Frage nachzugehen, ob die Syphilis von den Seefahrern unserer Zeit in der Südsee eingeschleppt wurde. Bekanntlich erheben die Verfasser mehrerer zeitgenössischer Reiseberichte diesen Vorwurf. Geschwaderarzt Dr. Rollin untersuchte auf Mowée mehrere Kranke. Er stellte an ihnen Symptome fest, die sich in Europa bei Geschlechtskranken erst nach zwölf bis fünfzehn Jahren zeigen. Er sah auch Kinder von sieben bis acht Jahren, die an der Lustseuche litten, die sie sich wohl schon im Schoß der Mütter zugezogen hatten. Die Mannschaft Kapitän Cooks kann somit nicht für die weitere Verbreitung dieser Krankheit auf Mowée verantwortlich gemacht werden; Kapitän Cook selbst notierte, fast alle Bewohner dieser Insel, die zu ihm an Bord kamen, seien geschlechtskrank gewesen. Diese Geißel der Menschheit sucht Hawaii schon seit längerer Zeit heim. Die Krankheit ist ein zusätzlicher Beweis, dass schon vor Cook Europäer auf der Insel gewesen sind.

      Nachdem ich das nächstliegende Dorf in Augenschein genommen hatte, befahl ich sechs Soldaten und einem Unteroffizier, uns auf einem Ausflug ins Landesinnere zu begleiten. Die anderen blieben unter dem Befehl des Herrn de Pierrevert am Ufer zurück, um unsere Boote zu behüten.

      Obwohl die Franzosen in jüngster Zeit als Erste auf der Insel Mowée an Land gingen, sah ich doch davon ab, sie im Namen des Königs in Besitz zu nehmen. Die Gepflogenheiten der Europäer sind in dieser Hinsicht mehr als abgeschmackt. Unsere Intellektuellen stöhnen, wenn sie hören, dass Landsleute von ihnen, deren einziger Vorzug darin besteht, dass sie über Kanonen und Bajonette verfügen, sechzigtausend Indianern ihren Willen aufzwingen und sich um deren heiligste Rechte keinen Deut scheren. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der man unter dem Deckmantel der Religion Gewalt und Raublust freien Lauf ließ. Die modernen Seefahrer verfolgen, wenn sie die Sitten neu entdeckter Völker beschreiben, nur die eine Absicht: die Kenntnis der Menschheit und ihrer Geschichte zu vervollständigen. Ihre Weltreisen dienen dem Zweck, den Erdball vollends zu erforschen, und die Kenntnisse, die sie verbreiten, zielen einzig und allein darauf ab, die Bewohner der von ihnen besuchten Inseln glücklicher zu machen und ihnen ihren Lebensunterhalt zu erleichtern.

      Nach diesem Grundsatz schaffen sie Stiere, Kühe, Ziegen, Schafe und Widder nach jenen Inseln, pflanzen sie Bäume, säen sie Samen aus aller Herren Länder und verschenken sie die Werkzeuge, mit denen sich die wirtschaftliche Fortentwicklung beschleunigen lässt. Was uns betrifft, so wären wir für die unsäglichen Strapazen, die wir auf unserer Entdeckungsreise auf uns nahmen, vollauf entschädigt, wenn es uns gelänge, dem in der Südsee offenbar weitverbreiteten Brauch der Menschenopfer Einhalt zu gebieten. Im Gegensatz zu Herrn Anderson und Kapitän Cook teile ich die Ansicht des Kapitäns King über die Bewohner der Sandwich-Inseln: Er nennt dieses Volk zu gutmütig, zu sanft und zu gastfrei, als dass es

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