Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika. David Livingstone

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Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika - David Livingstone Edition Erdmann

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Krug Honig zu unserer Nahrung und übergab uns der Fürsorge von Mahale, welcher die Gesandtschaft nach Kolobeng angeführt hatte und sich jetzt gern das alleinige Verdienst unseres Kommens beigemessen haben würde. Man gab uns als Decken für die Nacht zubereitete Ochsenhäute, die so weich waren wie Tuch; und da man diesem Häuptling nichts wieder zurückgeben darf, so fielen sie dem Mahale als Eigentum zu. Noch lange vor Tagesanbruch kam Sebituane selber zu uns, setzte sich bei dem Feuer nieder, welches für uns hinter der Hecke, wo wir lagen, angemacht worden war, und erzählte uns die Schwierigkeiten, mit welchen er einst selber hatte kämpfen müssen, da er als ein junger Mann dieselbe Wüste durchreiste. Da sein Leben höchst merkwürdig gewesen und er ohne Frage der bedeutendste Mann in diesem ganzen Land war, so wird ein kurzer Abriss seiner Lebensgeschichte dem Leser einiges Interesse darbieten.

      Sebituane war ungefähr fünfundvierzig Jahre alt, hoch von Wuchs, von straffer Gestalt; seine Hautfarbe war olivgelb oder hellbraun wie Milchkaffee, sein Kopf etwas kahl; in seinem Gebaren kaltblütig und gesetzt, war er in seinen Antworten offenherziger als irgendein anderer Häuptling, den ich je getroffen hatte. Er war der größte Krieger, dessen Ruf jemals über die Kolonie hinausgedrungen war, denn im Gegensatze zu Mosilikatze, Dingaan und anderen führte er seine Leute stets persönlich ins Gefecht. Sooft er des Feindes ansichtig wurde, befühlte er die Schneide seiner Streitaxt und sagte: »Nun, sie ist scharf, und jeder, der den Feinden den Rücken zukehrt, der soll ihre Schneide fühlen.« Er war ein so behänder Läufer, dass alle seine Leute wussten, ein Feigling könne ihm nicht entrinnen, da jeder ohne Erbarmen niedergehauen werden würde. Wenn ein Krieger sich versteckte, um sich dem Kampf zu entziehen, ließ er ihn nach Hause zurückkehren; später rief er ihn zu sich und sagte: »Also du willst lieber zu Hause sterben als im Feld, nicht wahr? Du sollst deinen Willen haben.« Dies war das Signal zu seiner unverzüglichen Hinrichtung.

      Sebituane kam aus dem Land in der Nähe der Quellen der Flüsse Likwa und Namagari im Süden, und wir trafen ihn also in einer Entfernung von 800–900 Meilen von seinem Geburtsort. Er war kein Häuptlingssohn, obschon mit der Familie der Herrscher der Basutu nahe verwandt, und als bei einem Angriff Sikonyeles der Stamm aus einem Landesteil vertrieben wurde, gehörte auch Sebituane zu jener ungeheuren Horde von Wilden, welche im Jahr 1824 durch die Griquas von Kuruman fortgejagt wurden. Er flüchtete damals nach Norden mit einer unbedeutenden Anzahl Leute und Vieh. Zu Melita riefen die Bangwaketse die Bakuena, Bakatla und Bahurutse zusammen, um »sie aufzufressen«. Er stellte seine Leute vorne ins Treffen und die Weiber hinter das Vieh und schlug die ganze Schar seiner Feinde mit einem einzigen Streich. Nachdem er auf diese Weise Makabe, den Häuptling der Bangwaketse, besiegt hatte, nahm er sogleich von seiner Stadt und seiner ganzen Habe Besitz.

      Sebituane ließ sich nachher in Litubaruba nieder, wo Setschele noch wohnt, und seine Leute erlitten schwere Verluste in einem jener, nicht durch die Geschichte verewigten Überfälle der Weißen, in welchen Metzeleien begangen werden und das Gewissen durch Frevel aller Art für den Tag künftiger Rechenschaft belastet wird.

      Schicksale der verschiedensten Art stießen ihm im nördlichen Teil des Betschuanenlandes zu; zweimal büßte er all sein Vieh durch die Überfälle der Matebele ein, allein stets gelang es ihm, seine Leute beisammen zu behalten, und er holte sich mehr wieder, als er verloren hatte. Er durchreiste damals die Wüste beinahe auf demselben Weg, welchen wir zurückgelegt hatten. Er hatte einen Führer gepresst, und da man bei Nacht reisen musste, um Wasser zu erreichen, so machte der Führer sich dieses zunutze und entwischte ihm. Nachdem sie bis zum Morgen marschiert und vermeintlich der rechten Richtung gefolgt waren, fanden sie sich wieder auf der Fährte, der sie am Tag zuvor gefolgt waren. Vieles Vieh entlief ihm, vom Durst toll gemacht, und kehrte nach Serotli zurück, welches damals noch ein großes Wasserbecken war, und nach Maschue und Lopepe, den Wohnplätzen ihrer ursprünglichen Besitzer. Er versah sich wieder mit Vieh unter den Batletli, am See Kumadau. Er eroberte das ganze Land um den See her und hörte dabei von weißen Männern, welche an der Westküste leben sollten; da trieb ihn der Wunsch, mit dem weißen Mann in Verkehr zu treten – ein Wunsch, der ihn sein ganzes Leben hindurch begleitete –, abermals weiter nach Südwesten, in jene Gegenden, welche neuerdings durch Galton und Andersson erschlossen worden sind. Dort kamen er und seine Begleiter, vom Durst unaussprechlich gequält, zu einem kleinen Brunnen, und Sebituane entschied, dass hier die Menschen und nicht das Vieh trinken sollten, denn die Ersteren seien vom größten Wert, da sie sich anderes Vieh verschaffen könnten, falls ihr jetziges verloren gehen sollte. Am Morgen fanden sie, dass ihnen ihr Vieh zu den Damaras entlaufen war.

      Sebituane kehrte nun ärmer als bei seinem Aufbruch um, zog am Teoughe aufwärts bis zum Hügel Soriba, und dann durch eine sumpfige Gegend nach Osten. Nachdem er seine Wanderung bis zu dem tief liegenden Becken des Leeambye fortgesetzt hatte, bemerkte er, dass es für ein Hirtenvolk, wie sein Stamm war, keinen Aufenthalt gewähre, und zog daher an diesem Fluss hinab unter die Baschubia und Batoka, welche damals auf dem höchsten Punkt ihres Ruhmes standen. Er war fortwährend genötigt, die verschiedenen Stämme anzugreifen, und noch bis auf den heutigen Tag rechtfertigen seine Leute jede Maßregel, die er getroffen hatte, als vollkommen gerecht und billig. Die Batoka wohnten auf großen Inseln im Leeambye oder Zambesi; und da sie sich in diesen Festungen ganz sicher fühlten, so lockten sie oft flüchtige oder wandernde Stämme dorthin auf unbewohnte Eilande unter dem Vorwand, sie über den Fluss setzen zu wollen, und ließen sie dort umkommen, um sich ihrer Habe zu bemächtigen. Sekomi, der Häuptling der Bamangwato, war in seinen Kinderjahren von demselben Schicksal bedroht gewesen; allein ein Mann, der noch am Leben ist, fühlte Mitleid mit ihm und ermöglichte es seiner Mutter, nachts mit ihm zu entfliehen. Der Strom ist so breit, dass selbst das schärfste Auge nicht imstande ist, den Unterschied zwischen einer Insel und einer Krümmung des gegenüberliegenden Ufers anzugeben. Allein Sebituane mit seiner gewohnten Vorsicht bat den Häuptling der Insel, welcher ihn über den Strom setzte, seinen Sitz bei ihm im Kahn einzunehmen, und hielt ihn an seiner Seite fest, bis seine Mannschaft und all sein Vieh wohlbehalten gelandet waren. Das ganze Batokaland war damals dicht bevölkert, und es herrschte unter ihnen der sonderbare Brauch, ihre Dörfer mit den Schädeln von Fremden zu verzieren. Als Sebituane in der Nähe der großen Wasserfälle des Zambesi erschien, sammelte sich ein gewaltiges Heer, um Trophäen aus den Schädeln der Makololo zu machen; allein dies glückte ihnen nicht nur nicht, sondern lieferte Sebituane einen willkommenen Vorwand, sie anzugreifen, wobei er so viel Hornvieh erbeutete, dass seine Leute sich gar nicht um die Schafe und Ziegen kümmern konnten. Er überzog nun sämtliche Hochebenen bis nach Kafue und ließ sich in einem Hirtenland nieder, wo der Boden leicht wellenförmige Ebenen mit kurzem Graswuchs und nur wenig Wald bildet. Die Makololo haben ihre Anhänglichkeit an diese schöne gesunde Gegend auch niemals wieder verloren.

      Allein die Matebele, ein Kaffer- oder Zulu-Stamm, setzten unter Mosilikatze über den Zambesi, griffen Sebituane an und nahmen ihm Vieh und Weiber weg. Er sammelte jedoch seine Mannschaft von Neuem, zog ihnen nach und jagte ihnen alles wieder ab. Ein neuer Angriff wurde gleichfalls zurückgeschlagen, und Sebituane gedachte, den Zambesi weiter hinabzugehen nach dem Land der Weißen. Er hatte eine Idee – woher sie ihm gekommen war, konnte ich niemals erfahren –, dass er in Frieden leben könnte, wenn er eine Kanone hätte. Er hatte ein kriegerisches Leben geführt, und doch sehnte sich anscheinend niemand mehr nach Frieden als er.

      Sebituane hatte nicht allein alle schwarzen Stämme auf einem ungeheuren Landstrich bezwungen, sondern sich selbst dem schrecklichen Mosilikatze furchtbar gemacht. Er konnte jedoch diesem blutdürstigen Häuptling niemals trauen, und da die Batoka auf den Inseln sich das Vergehen hatten zuschulden kommen lassen, seine Feinde über den Zambesi zu setzen, so überzog er sie plötzlich mit Krieg und vertrieb sie alle aus ihren Inselfesten. Ohne sein Wissen und Wollen leistete er hierdurch dem Land einen guten Dienst, indem er das alte System, welches die Ausbreitung des Handelsverkehrs nach dem großen Zentraltal hemmte, völlig vernichtete. Von den Häuptlingen, welche entronnen waren, sagte er: »Sie lieben Mosilikatze; lasst sie nur bei ihm wohnen: Der Zambesi ist meine Verteidigungslinie«; und längs demselben wurden überall Krieger als Schildwachen aufgestellt. Als er von unserem Wunsch, ihn zu besuchen, hörte, tat er alles, was in seinen Kräften stand, um unsere Hinreise zu unterstützen und zu fördern. Setschele, Sekomi und Letschulatebe verdankten seiner

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