Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman - Helga Torsten страница 52
Auf all dies aber achtete der Mann nicht.
Er sprang aus dem Wagen, orientierte sich an den Namensschildern und jagte dann die Treppen hinauf, immer zwei Stufen auf einmal, genau wie sein Sohn Stoffel es zum Ärger von Frau Franzen zu tun pflegte. Und dann klingelte er ganz oben im fünften Stock.
Er keuchte ein wenig.
Aber er fühlte sich so jung wie noch niemals zuvor in seinem Leben.
Ich liebe! Ich liebe! Und ich darf hoffen, daß ich wiedergeliebt werde! Sein Blut sang und rauschte.
Ganz vorsichtig wurde die Tür geöffnet.
»Oh!« sagte Jasmine nur. Das klang nicht wie ein freudiger Empfang, sondern wie ein tiefes Erschrecken.
Sie hatte sich tatsächlich nach einer Taxifahrt mit den Kindern und dem Unheilstifter Julius in ihre kleine, bescheidene Wohnung geflüchtet, die eigentlich nur aus einem einzigen Raum bestand. Hinter einem Vorhang gab es eine winzige Küche und auch eine Dusche.
Stoffel und Vronli hatten sich hinter einer großen Standvase versteckt, Kater Julius zwischen sich.
Was würde jetzt geschehen?
Das Maß war wohl wahrhaftig voll. Davon war sogar der sonst für sich immer sehr optimistische Stoffel überzeugt.
Papa aber schalt nicht, wenn er auch noch so stürmisch ins Zimmer eingedrungen war.
Er schien auch weder die Kinder noch den grauen Kater zu sehen. Er hatte wohl überhaupt nur Augen für Jasmine.
Und wie er sie in die Arme zog!
Ob er böse mit ihr war?
Aber einen, dem man böse war, den küßte man doch nicht einfach so… so immerzu.
Einen anderen Ausdruck fand Stoffel nicht für seinen Vater.
»Du!« Michail von Bassarow preßte Jasmine so fest an sich, daß Stoffel nun doch aus seinem Versteck mahnend sagte: »Du zerbrichst sie ja, unsere Jasmine, Papa!«
»M e i n e Jasmine«, erklärte da Michail Fürst von Bassarow sehr laut und deutlich. Er schaute in die dunklen Augen des Mädchens, in denen plötzlich helle Goldfunken zu tanzen schienen.
»Oder… widersprichst du, Schneekönigin?«
Jasmine schwankte ein wenig.
»Aber… aber ich bin doch kein Bild. Und von Kunst verstehe ich überhaupt nicht viel!«
Da lachte der Mann und küßte den süßen jungen Mund noch einmal, aber nicht mit der Leidenschaft männlicher Forderung, sondern unsagbar innig und beinahe zärtlich behutsam.
»Ich will ja auch kein Bild mehr, kleine Jasmine, nur dich habe ich lieb, sehr lange schon.«
»Na, und wir schon viel länger!«
Jetzt wagten sich Stoffel und Vronli auch hinter der riesigen Vase mit den goldschimmernden Blüten hervor. »Wir haben Jasmine zuerst liebgehabt, Papa. Das kannst du glauben. Und überhaupt: Wer hat Jasmine nicht lieb?«
In diesem Augenblick drängte sich etwas Maunzendes, Warmes, Seidenfelliges an Jasmines rechten Fuß.
»Julius!«
»Der hat dich auch lieb«, behauptete Stoffel, aber mit etwas kleinlauterer Stimme.
Denn was wurde nun mit Julius?
Schließlich hatte er ein kostbares Gemälde zerstört, und Frau Franzen behauptete, Julius trage die Schuld an ihrem Sitzenbleiben in der Schule.
All das legte man Julius nun zur Last.
»Julius!« Wie aus einem Mund sprachen es plötzlich Jasmine und die beiden Kinder.
»Julius«, wiederholte der Mann, der des Katers Sündenregister kannte.
Aber seltsam: Papa sprach gar nicht böse.
Er beugte sich sogar zu dem wunderschönen Tier hinab und streichelte es.
»Darf… Julius bei uns bleiben?« fragte Vronli.
»Und ob! Er bekommt doppelte Portionen Hack von mir höchste eigenhändig serviert!«
Die Kinder schauten sich an.
Sie verstanden Papa nun wirklich nicht mehr. Kenne sich einer bei Erwachsenen aus!
»Ja, aber…«
Auch Jasmine wagte noch einmal ein Aber einzuwenden.
Da zog der Mann sie ganz fest in seine Arme, so, als wolle er sie niemals wieder loslassen.
»Jasmine, kleine Jasmine, weißt du überhaupt, weshalb ich das Bild der zerkratzten Madonna so geliebt habe, es nicht verkaufen wollte? Es ist ganz einfach dein Ebenbild! Doch nun brauche ich kein Abbild mehr von dir. Jetzt habe ich dich, in Fleisch und Blut.«
»Du, Papa?« In diesem Augenblick zupfte Vronli den Vater am Ärmel. »Meinst du das wirklich ernst mit Julius? Und Frau Franzen…«
»In Zukunft werdet ihr ja eine Mama haben, die euch einmal auf die Finger klopft, wenn ihr faulenzt.«
»Eine Mama?« Vronli verstand die Zusammenhänge noch immer nicht ganz.
»Na, meine Frau wird doch eure Mama«, erläuterte Michail von Bassarow.
»Endlich!« Stoffel stieß einen Stoßseufzer aus, um dann aufzutrumpfen: »Na, die Franzen, die Frau Franzen«, verbesserte er sich schnell, »die wird Augen machen.«
»Sie hat immer viel Gutes für euch getan«, nahm Jasmine die Angegriffene in Schutz.
»Aber eine Mama, eine Mama ist besser, viel besser!«
»Das meine ich auch!« Michail von Bassarow schloß sie jetzt alle drei in seine Arme: die Schneekönigin aus dem Kinderweihnachtsmärchen, den Stoffel und das Vronli.
Vor ihnen auf dem Tisch aber saß plötzlich mit einem Satz Julius, der seidenfellige graue Kater. Seine grünen Augen mit den schmalen schrägen Pupillen leuchteten.
Na, schien er zu sagen – na, wäret ihr alle so glücklich, wenn ich nicht existiere? Eigentlich bin ich doch die Hauptperson heute!
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».