Rotzverdammi!. Reiner Hänsch

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Rotzverdammi! - Reiner Hänsch

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Klaus nicht merkt, dass ich nicht beiläufig genug frage.

      „Jaa, da chibbt et wohl so ’n Interessenten“, sagt Klaus mit viel Betonung auf dem letzten Wort. „Der taucht ab und zu mal hier auf, abba … ach, ich weiset nich genau. Man redet ja viel, woll.“

      Mmh. Einen „Interessenten“ gibt’s also.

      „Ja, un der Harald“, fährt er dann ungerührt fort, „der bringt dich um, wenn er dich sieht. Eiskalt.“ Dabei sieht Klaus einigermaßen ernst aus und ich muss einen Moment überlegen, ob er es auch wirklich so meint.

      „Dat is’ klar. Der is’ wie ’n Elefant, weiße ja. Der verchisst nix. Un dat du ihm dammals au' noch seine Birgit ausgespannt hass, dat wird der dir auf geden Fall nich verchessen.“

      „Das hab’ ich doch gar nicht!“

      Ach, Harald Lüsebrink, unser Drummer und mein bester Freund vor fünfundzwanzig Jahren, hatte leichtfertig seinen Job als Zigarettenautomatenfüller gekündigt, und als es dann zuende war mit uns, der Band, hat er erst mal keinen neuen mehr bekommen. Und als dann auch noch seine ganz große Liebe Birgit Koschorreck mit ihm Schluss gemacht hatte, angeblich wegen mir, obwohl ich überhaupt nichts dafür konnte und auch überhaupt nichts hatte mit der Birgit, da war es dann vorbei. Er hat mir einfach nicht geglaubt.

      Er brauchte auch irgendwie einen Sündenbock für alles, glaube ich. Nach dem Ende der Band hat er dann angefangen, mehr Alkohol als unbedingt nötig in sich reinzuschütten. Und Schuld an allem war natürlich ich. Umbringen wollte er mich – vor allem wahrscheinlich wegen Birgit Koschorreck. Langsam zu Tode quälen, hat er damals lauthals und besoffen verkündet – kurz bevor ich dann verschwunden bin. Blöde Birgit Koschorreck! Was die jetzt macht, will ich wirklich nicht wissen.

      „Dem würd’ ich aus ’m Weech cheh’n“, sagt Klaus dann noch.

      Mmh. Soso. Und dann erzählt er mir noch, dass Harald jetzt ja mit Gaby zusammen ist.

      „Mit Gaby Westermann?“

      „Ja, kennze donnoch, oder?“

      Klar kenne ich Gaby, Klaus. Gut sogar. Zu gut. Gaby war nett. Sehr nett sogar. Zu nett. Und ich hatte ja meine Henni ...

      „Der macht getz mit Chaby den Hof von ihre Eltern. Sin’ ja beide tot, woll?“

      Harald ist jetzt also Bauer. Naja, warum nicht?

      Günni, unser Gitarrist, macht jetzt Pollmanns Kneipe, erzählt Klaus mir dann noch.

      „Den wiersse kaum wiedererkennen.“

      Warum, sagt er nicht. Günni hatte damals sein gerade hoffnungsvoll begonnenes Studium der Sozialpädagogik für die Band geschmissen. Lieber reich und berühmt! Tja, leider nicht. Und Holger wäre jetzt Steuerberater in der Kanzlei von seinem Papa in Schmallenberg, sagt Klaus. Holger. Der hat damals ’ne Menge Geld in die Sache mit der Band gesteckt, das er auch nie wiedergesehen hat.

      „Tja, Klaus“, sage ich, „das hätte damals alles irgendwie anders laufen müssen. Tut mir leid.“

      „Ach ja, komm, lass ma stecken, is’ lange her.“

      Ja.

      „Hör mal, Klaus, weißt du, was ich gerade im Radio gehört hab’?“, fällt mir da plötzlich ganz heiß wieder ein.

      „Kann’s mir schon denken“, meint Klaus. „Die Misthaufen?!“

      „Genau“, sage ich schon wieder einigermaßen euphorisch. „Das gibt’s doch nicht, Klaus! Die spielen das immer noch!“

      „Och, dat spielen die oft. Dat ist DER Hit hier. Hass du wahrsskheinlich im feinen Düsseldorf char nich’ mitchekricht.“

      „Nee, das hab’ ich nicht“, muss ich ehrlich zugegeben.

      „Mit dem Lied sin’ we hier immer noch ’ne Legende, weiße“, sagt Klaus. „Dat läuft auf gede Party, Hochzeit, in gede Disko, auf gede Beärdi… du glaubsset nich’, dat is’ DIE Hymne hier! Ach, wenn we noch mal zusammenkämen … also, als Band … dat wär … Na komm, egal. Da sint we!“, sagt er und öffnet mit großer Geste die Eingangstür zu Pollmanns Kneipe.

      7

      Fell versaufen

      Die Trauerfeier, oder soll ich lieber „Fete“ sagen, steigt im Hinterzimmer von Pollmanns und die Stimmung auch, wie es scheint. Die ersten Lacher quellen schon durch die geschlossenen, schmutzigen Fenster und gehen hoch in die verrauchte, stickige Luft, und bald hat man sicher auch vergessen, dass es Hilde Flottmann ist, die hier noch ein allerletztes Mal einen ausgibt. Alles auf Hilde ihre Kappe. Aber richtig! Auf ei’m Bein kannsse nich steh’n! … und die ganzen Sprüche.

      Die ersten munteren Bierchen machen längst die Runde. Die Phase der ersten Traurigkeit scheint man erfolgreich hinter sich gelassen zu haben. Es darf jetzt etwas lockerer zugehen, hat man wohl beschlossen. Stufe zwei wird gezündet und die „Beschleuniger“, also, „Kurze“, naja, ich meine, die klaren Schnäpse kommen ins muntere Spiel.

      Das darf doch wohl nicht wahr sein, denke ich, als ich den fröhlichen Lärm aus dem Saal höre. Na, da werde ich erst mal aufräumen müssen. Später. Jetzt muss ich erst mal dringend meinen Bruder suchen. Der Porsche liegt noch immer im Graben und verlangt nach augenblicklicher Rettung, der Arme. Ich sehe mich im Tresenraum um, kann aber niemand entdecken. Sind alle am Feiern. Aber da kommt Bruder Bernie wie gerufen schon aus dem Hinterzimmer.

      „Mensch, wo bleibse denn, Heino? Die Feier is’ doch schon in vollem Gange“, sagt er vorwurfsvoll. „Du gehörs’ doch dabei!“

      „Sag mal, Bernie, seid ihr denn alle bekloppt geworden? Was ist das denn für ’ne Sause da drin? Wir sind hier auf ’ner Beerdigung, Mensch! Unsere Mutter ist tot. Das geht doch nicht!“

      „Ja, du hass ja recht. Die übertreiben immer ’n bisken. Die nutzen eben gede Gelegenheit“, meint er kleinlaut. „Ich sach ma gleich Bescheid.“

      Und dann verschwindet er wieder im Saal von Pollmanns Kneipe und ich habe wieder nicht mit ihm über die dringende Rettung meines Autos reden können. Und ich höre auch nicht, dass sich irgendwas geändert hat an der Geräuschkulisse der Trauergemeinde. Jetzt muss ich da selbst rein!

      „Heino!“, höre ich da aber jemanden rufen und dieser Jemand kommt direkt breitbeinig und so wuchtig auftretend auf mich zu, dass die Gläser hinter dem Tresen klappern. Es ist ein ganz dicker Mann, der kaum noch etwas mit dem Günni Günther Niggeloh zu tun hat, den ich kenne. Mindestens hundert Kilo schwerer als damals. Aber er ist es. Hinter den dicken Backen und dem gewaltigen Doppelkinn sind seine alten Gesichtszüge noch so in etwa zu erkennen.

      „Mensch, Günni … ich … ich freu’ mich, dich zu sehen“, sage ich und gehe ihm hoffentlich ohne Kopfschütteln und offenstehenden Mund entgegen.

      „Määänsch, lange nich geseh’n“, meint er, hält mich etwas auf Abstand und schaut mich reichlich kritisch an.

      „Siehs’ abba nich besonders aus“, meint er dann und schüttelt den Kopf. Ich weiß ja, dass er recht hat. Aber er sieht ja nun auch nicht gerade …

      „Na, komm her, altes Sackgesicht, lass dich anpacken!“, sagt er überaus

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