Eiserner Wille. Mike Tyson

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Eiserner Wille - Mike  Tyson Sport

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Was auch immer noch passieren mochte, Foreman war schwer getroffen worden. Seit Jahren hatte kein Gegner Foreman derart hart getroffen und kein Sparringspartner hat es je gewagt. Foreman geriet in Rage. Ali setzte noch eins drauf. Er packte den Champion am Genick und drückte seinen Kopf nach unten, rang ihn nieder, grob und bestimmt, um Foreman zu zeigen, dass er deutlich härter war, als alle glaubten. Der Machtkampf hatte begonnen … Ali tanzte nicht … Es vergingen vielleicht fünfzehn Sekunden. Plötzlich schlug Ali erneut zu. Es war wieder die Rechte … Champions schlagen keine anderen Champions mit der rechten Führhand. Nicht in der ersten Runde.“

      Cus war am Morgen, nachdem Ali von Holmes so brutal zugerichtet worden war, immer noch aufgebracht. Wie erwartet klingelte das Telefon. Kilroy war dran. Ali wollte mit Cus sprechen. Ich saß daneben und hörte zu.

      „Wie konntest du dich von diesem Penner schlagen lassen, Muhammad? Er ist ein Penner! Ein Penner!“ Cus schrie und wir waren beide zutiefst erschüttert. Da lag so viel Aufrichtigkeit in Cus’ Worten, die mir durch Mark und Bein gingen. Es war jedes Mal, als ob eine Explosion das Haus erschütterte, wenn er das Wort „Penner“ aussprach.

      Sie redeten noch eine Weile und dann wechselte Cus das Thema. „Ich habe hier einen jungen Schwarzen, der einmal Schwergewichtsweltmeister werden wird. Mach ihm klar, dass er auf mich hören soll, Ali, okay? Er ist fast fünfzehn und er wird Weltmeister werden.“

      Cus gab mir das Telefon. Ich weinte noch immer und erzählte Ali, dass ich traurig war, weil er verloren hatte. Ali sagte mir, dass er Medikamente nahm, die ihn krank machten, und dass er zurückkommen und Holmes k. o. schlagen werde. Dann sagte ich: „Wenn ich so weit bin, werde ich ihn mir für Sie vorknöpfen.“ Es dauerte etwas länger als sieben Jahre, aber ich habe mein Versprechen gehalten.

      Ein paar Monate darauf sah ich einen weiteren Kampf, der meine Welt auf den Kopf stellte. Mein Held Roberto Durán trat in einem Rückkampf gegen Sugar Ray Leonard an. Der erste Kampf hatte meine Leidenschaft für das Boxen verstärkt, und nun freute ich mich auf den zweiten. Aber Cus verdarb mir den Spaß. „Durán wird den zweiten Kampf nicht gewinnen. Er wird nie mehr so gut sein können. Er ist jetzt schon tot.“

      Cus behielt recht. Wir sahen den Kampf im Fernsehen und Leonard nutzte seine Schnelligkeit, um Durán sechs Runden lang auszuweichen, brachte ein paar schnelle Kombinationen an und ließ ihn ins Leere schlagen. Während der siebten Runde fing Leonard an, Durán zu verhöhnen. An einer Stelle begann er, seine rechte Hand für einen Schwinger in die Luft zu reißen, täuschte aber nur an und versetzte ihm einen Jab mit der Linken auf die Nase. Durán fühlte sich so gedemütigt, dass er gegen Ende der folgenden Runde Leonard den Rücken zudrehte, abwinkte und dem Ringrichter erklärte, er könne nicht mehr. Obwohl Durán es abstreitet, soll er gesagt haben: „No más.“

      Ich fing an zu weinen, denn ich war verletzt, weil jeder schlechte Dinge über meinen Helden sagte. Bei einem Kerl wie Cus winkst du nicht einfach ab und beendest einen Kampf. Du musst jedes Quäntchen Kraft aufwenden und alles geben. Wenn du aufgibst, wird Cus nicht in den Ring steigen und dich ermutigen, er wird dich dort zurücklassen wie einen verdammten Hund. Jahre später behauptete die Ehefrau von Duráns legendärem Trainer Ray Arcel, dass die Art und Weise, wie Durán aufgegeben hatte, Arcel das Herz gebrochen und ihm Jahre seines Lebens genommen habe.

      Duráns Niederlage bewegte mich tagelang. Ich hing traurig im Haus herum, und Cus fing an, sich Sorgen zu machen. Acht Monate darauf, als Durán in den Ring zurückkehrte und gegen einen Burschen aus Jersey namens Nino Gonzales kämpfen sollte, nahm mich Cus beiseite.

      „Ich will, dass du dir morgen Nachmittag mit mir den Kampf ansiehst“, sagte er. „Durán kämpft gegen diesen puerto-ricanischen Jungen aus Bayonne, Nino, und der hat das Herz eines Löwen.“ Cus hob diesen Gonzales regelrecht in den Himmel. Es war ein guter, ausgeglichener Kampf und Nino verpasste Durán sogar eine Platzwunde. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich begriff, warum Cus darauf bestand, dass ich Nino kämpfen sah. Er wollte verhindern, dass ich mich emotional zu sehr an einen Drückeberger band. Aber ich blieb Durán treu und er kam zurück und gewann drei neue Titel. Dadurch zeigte er mir, dass man niemals aufgeben kann, nicht einmal nachdem man es schon getan hat.

      Jetzt, da ich bei Cus lebte, trainierte ich sieben Tage die Woche in der Sporthalle, ohne Ausnahme. Neben den gelegentlichen Besuchen von Bobby Stewart ließ mich Cus gegen ein paar einheimische Jugendliche der Schwergewichtsklasse boxen. Wir kämpften niemals mit Kopfschutz. Cus war der Meinung, dass der Kopfschutz einem Boxer ein falsches Gefühl von Sicherheit gab. Ohne Kopfschutz könne man besser feststellen, woher der Punch kommt, und man achte mehr darauf, den Treffer zu vermeiden. Schon sehr früh lernte ich einen netten neuen Trick: Ein Punch, bekannt als „Blinder“. Du hältst deine Führhand für einen Sekundenbruchteil vor das Gesicht des Gegners, bevor der Schiedsrichter dazu kommt, dich zu verwarnen. Dein Boxhandschuh verdeckt dem Typen für eine Sekunde lang die Sicht, und dann springst du augenblicklich nach rechts, verlagerst dein Gewicht richtig und startest einen Sechs-fünf-zwei. Das war tödlich.

      Nach dem Ali-Holmes-Kampf war Cus der Meinung, ich wäre bereit für meine ersten Kämpfe. Jede Woche fuhr Teddy oder Lennie Daniels, ein älterer Schüler von Cus, ein paar von uns in die Bronx, damit wir in Nelson Cuevas’ Halle kämpfen konnten. Nelson hatte im Gramercy Gym von Cus das Boxen gelernt und war so beeindruckt von Cus’ Hingabe für die Kinder im Viertel, dass er sich dazu entschloss, dasselbe für die Kinder in der Bronx zu tun. Er sparte sich 14.000 Dollar zusammen und eröffnete den Apollo Boxing Club in der Gegend um Fort Apache, dem kriminellsten Teil der Bronx. Die Kämpfe im Apollo wurden „Smokers“ (Raucher) genannt. Es waren nicht autorisierte Kämpfe, besucht von einem Haufen lauter, verrückter Einheimischen, die über gebrauchte Spritzen hinweg eine mit Urin vollgesogene Treppe hochstiegen, drei Dollar an der Tür bezahlten, sich mit Rum betranken, der in Pappbechern serviert wurde, widerliche Zigarren rauchten (deshalb der Name) und auf die Kämpfe wetteten.

      Ich musste an diesen nicht genehmigten Kämpfen teilnehmen, weil ich körperlich schon zu weit entwickelt war, um in der jüngeren Version der Golden Gloves, genannt die Silver Gloves, zu boxen. Sie waren für Kinder und Jugendliche von acht bis fünfzehn Jahren angesetzt, aber als mich John Condon vom Madison Square Garden sah, verbot er mir die Silvers sofort. Ich blickte ängstlich drein. „Ich kann dich nicht im Turnier kämpfen lassen“, sagte er mir. „Du wirst diese Kids verletzen.“ Er war ein guter Mann, der wusste, was die Stunde geschlagen hatte, deshalb verstand ich seine Entscheidung.

      An meinem ersten Abend in der Bronx konnte ich nur zusehen, weil niemand in meiner Gewichtsklasse verfügbar war. Sie hatten nur zwei Schwergewichte, und die waren bereits gegeneinander zum Kampf aufgestellt. Deshalb wurde vereinbart, dass einer von ihnen in der Woche darauf wiederkommen sollte, und damit war ich für meinen ersten Kampf aufgestellt. Die ganze Woche über bereitete ich mich darauf vor, dennoch hatte ich Todesangst, als ich in der Bronx ankam. Ich hatte diesen Kerl eine Woche zuvor kämpfen sehen und wusste, dass ich ihn schlagen konnte, aber ich war einfach unsicher. Ich geriet allmählich in Panik und ging nach unten, um frische Luft zu schnappen. Direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite war eine U-Bahn-Haltestelle. Ich saß auf der Treppe, die zum Gleis hinaufführte – die U-Bahn fuhr auf dieser Teilstrecke als Hochbahn –, und dachte ernsthaft daran, in einen Wagen zu springen, an der Rockaway Avenue auszusteigen und drei Blocks bis zum Haus meiner Mama zu laufen.

      Ich hatte Angst davor, zusammengeschlagen zu werden, ich hatte Angst davor, Menschen im Stich zu lassen, aber im Grunde lief alles darauf hinaus, dass ich nicht gedemütigt werden wollte. Und dann dachte ich an das Buch „In This Corner …!“ und erinnerte mich daran, dass all die Größen ebenfalls Angst gehabt hatten. Cus’ Unterrichtseinheiten über Disziplin kamen mir wieder in den Sinn. Ich riss mich zusammen und ging zurück in die Sporthalle.

      Ich stieg in den Ring mit einem hochgewachsenen Puerto-Ricaner, der einen riesigen Afro hatte. Er war achtzehn, vier Jahre älter als ich. In den ersten beiden Runden gingen wir beide ganz schön

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