Unfuck Yourself. Gary John Bishop

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sind, ist seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden bekannt. Philosophen wie Wittgenstein, Heidegger und Gadamer wussten um die Wichtigkeit und Bedeutung der Sprache in unserem Leben. Wittgenstein sagte, dass die Übereinstimmung zwischen Denken und Wirklichkeit in der Grammatik der Sprache zu finden ist.

      Da ist es gut zu wissen, dass durch wissenschaftliche Studien immer wieder belegt wird, wie stark optimistische Selbstgespräche die Stimmung heben, Selbstvertrauen aufbauen, die Produktivität erhöhen und auch sonst noch einiges bewirken. Wirklich einiges. Aus den Forschungsergebnissen von Professor Hart kann man sogar schließen, dass positive Selbstgespräche von zentraler Bedeutung für ein glückliches und erfolgreiches Leben sind.

      Leider gilt auch der Umkehrschluss: Pessimistische Selbstgespräche verderben uns nicht nur die Laune, sondern können auch ein Gefühl von Machtlosigkeit erzeugen. Da können kleine Probleme plötzlich riesengroß erscheinen, oder es entstehen Probleme, wo eben noch keine waren. Deshalb hier jetzt die Eilmeldung des Tages: Deine Selbstgespräche verarschen dich schlimmer, als du ahnst.

      Mit alldem vor Augen sollte eines jedoch klar sein: Auch wenn es in diesem Buch darum geht, die richtige Sprache für ein besseres Leben zu finden, lege ich dir nicht nahe, nun plötzlich zum positiven Denken überzugehen oder dir persönliche Affirmationen zurechtzulegen. Das wurde bereits mit wechselndem Erfolg und bis zum Erbrechen exerziert und ist ganz bestimmt nicht das, was wir hier vorhaben.

      Ich werde nicht von dir verlangen, dass du dir sagst, du seist ein Tiger, um das innere Tier in dir zu entfesseln. Erstens bist du kein Tiger und zweitens: Ja, genau, du bist kein Tiger. So etwas mag bestimmten Leuten etwas bringen, aber für dergleichen bin ich zu sehr Schotte. Für mich fühlen sich solche Aufforderungen so an, als würde man mich zwingen, einen Eimer Ahornsirup zu trinken. Nein, danke.

      Allen positiv Denkenden da draußen sei deshalb gesagt, dass es hier in eine andere Richtung geht. Dieses Buch ist so angelegt, dass es dir wirklich auf die Beine hilft, und zwar so, wie es sich für dich echt und richtig anfühlt und dir viel mehr von dem erschließt, was in dir steckt.

       DER UNTERSCHIED ZWISCHEN ERFOLG UND MISSERFOLG

      »Wenn Gefühle weitgehend vom Denken bestimmt sind, lassen sie sich in erheblichem Maße dadurch steuern, dass man die eigenen Gedanken kontrolliert, also die inneren Sätze, die Selbstgespräche, ändert, durch die das Gefühl erzeugt wurde.«

      Das Zitat stammt von Albert Ellis, einem der Vorreiter der modernen Psychologie. Ihm fiel auf, dass unsere Gedanken und Äußerungen über das, was wir erleben, unsere Gefühle gegenüber dem Erlebten prägen. Anders gesagt: Unsere Gedanken und Gefühle sind Bettgenossen.

      Weiterhin fiel ihm auf, dass unser Denken oft völlig irrational ist.

      Überleg mal, wie oft du dir schon gesagt hast: »Ich bin so dämlich« oder »Ich vermassle alles« oder »Mein Leben ist gelaufen«. Und wie oft hast du irgendein Vorkommnis als »das Schlimmste, was mir je passiert ist« empfunden und auch so beschrieben?

      Hand hoch, wer hat schon mal völlig überreagiert und musste später feststellen, dass die Sache ganz belanglos war? Okay, du kannst die Hand wieder runternehmen, die Leute gucken schon. Aber wenn du dich zurückerinnerst, siehst du jetzt, dass diesem Augenblick der scheinbar grundlosen Überreaktion ein total krasser innerlich gesprochener Satz vorausging – und schon geht etwas mit dir durch.

      Was wir so sagen und tun, ist nicht immer besonders rational, aber irgendwie sagen und tun wir es trotzdem. Und dann sehen wir nicht einmal klar, was wir uns da antun, welchen emotionalen Ballast wir uns sogar mit harmlos erscheinenden negativen Selbstgesprächen aufladen.

      Selbstgespräche müssen nicht immer besonders drastisch sein, mit den kaum hörbaren schaden wir uns genauso. Bei der Arbeit oder bei einer Tätigkeit denkst du vielleicht: »Puh, ist das schwer! Was ist, wenn ich nicht rechtzeitig fertig werde?« Oder du malst dir aus, wie du es vielleicht »vermasseln« könntest, und bist entsprechend angespannt und besorgt. Auf pessimistische Selbstgespräche können Ärger, Trübsal oder Frust folgen, und die tauchen dann anderswo in Zusammenhängen auf, die mit dem Anlass nichts zu tun zu haben scheinen.

      Solche Selbstgespräche machen das Leben nicht leichter. Je öfter du dir bestätigst, wie schwierig irgendeine Sache ist, desto schwieriger kommt sie dir tatsächlich vor. Und da die automatischen Gedanken in einem stetigen Strom fließen, wir sie alle anhören und die kritische Stimme in unserem Kopf als völlig normal empfinden, merken wir kaum noch, wie diese Gedanken unsere Stimmung in jedem Augenblick prägen und unser Verhalten bestimmen. Am Ende tun – oder lassen – wir nicht das, wozu unser rationaler Verstand uns raten würde.

      Betrachte als einfaches Beispiel die täglichen Verrichtungen, die dir besonders lästig sind, weil du sie innerlich zu etwas Schlimmerem aufgebauscht hast, als sie tatsächlich sind. Wir schieben solche Dinge – das Zusammenlegen der Wäsche, das Ausräumen des Geschirrspülers – vor uns her, obwohl sie eigentlich kaum Zeit fressen oder Mühe machen. Wenn sich genügend Kleinigkeiten dieser Art angestaut haben, passiert es leicht, dass wir sie mit den größeren und wichtigeren Dingen in einen Topf werfen, bis wir nur noch fühlen, dass uns das Leben über den Kopf wächst.

      Weshalb verweigern wir uns manchen Dingen in unserem Leben? Wir führen über solche unliebsamen Aufgaben ein inneres Gespräch, das von irgendeiner negativen Grundüberzeugung ausgeht. Sieh dich in deinem Leben nach solchen festgefahrenen Denkmustern um, dann weißt du, was ich meine. Irgendwo liegt da eine gravierende Selbstgespräch-Blockade vor.

       WIE SPRACHE UNSER LEBEN PRÄGT

      Wie wir sprechen, beeinflusst uns nicht nur im Augenblick des Sprechens. Es sickert auch in unser Unterbewusstsein ein, wird verinnerlicht und beeinflusst unser Denken und Handeln langfristig.

      Im Alltag färben unsere Gespräche und Selbstgespräche sofort darauf ab, wie wir die Welt wahrnehmen, und unsere Wahrnehmung wirkt sich wiederum ganz direkt auf unser Verhalten aus. Also Vorsicht: Die Missachtung deiner Wahrnehmungen kann ernste Folgen haben. Noch schlimmer ist die Illusion, es gebe solche Wahrnehmungen gar nicht.

      Wenn du darüber sprichst, wie »unfair« das Leben ist, wirst du beginnen, dieser Sicht entsprechend zu agieren und zu reagieren. Du wirst dich zurückgesetzt fühlen, obwohl du es objektiv nicht bist, oder, und das ist wissenschaftlich belegt, nur mit halber Kraft arbeiten, weil du bereits »weißt«, dass doch nichts dabei herauskommt. »Unfair« wird schnell zu deiner Realität.

      Wenn du dagegen den Erfolg zum Greifen nah siehst, wirst du alles daransetzen, ihn tatsächlich zu erreichen, wirst danach fiebern, die Aussicht gibt dir Kraft – du glaubst an den Erfolg. Der Glaube an den Erfolg ist zwar wichtig, aber er ist nicht alles. Umgekehrt gilt, dass man auch ohne diesen Glauben erfolgreich sein kann, aber dieser Weg ist deutlich steiniger. Solltest du zweifeln, ob du diesen Glauben hast, lies weiter.

      Mark Aurel, stoischer Philosoph und schließlich Kaiser des Römischen Reichs, hat einmal gesagt: »Das ist eine Regel, an die du dich halten sollst – wenn wieder einmal bittere Gefühle in dir aufkommen, denk nicht: ›Welch ein Missgeschick!‹, sondern sag dir: ›Dies mit Fassung zu tragen ist gutes Geschick.‹«

      Wir können durchaus selbst entscheiden, wie wir unsere Probleme einschätzen. Sie sind lästig, können aber auch ein Sprungbrett sein. Sie halten uns am Boden oder bringen uns voran.

      Tatsächlich glaubten Mark Aurel und die anderen Stoiker, dass äußere Ereignisse keine Macht über uns haben. Wir erzeugen unsere eigene Realität in unserem Kopf.

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