Homöopathie. Warum und wie sie wirkt. Sven Sommer G.

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Homöopathie. Warum und wie sie wirkt - Sven Sommer G.

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den vielen möglichen Therapiemethoden als die populärste etabliert? Als Erstes kommt einem vielleicht das Fehlen von Nebenwirkungen in den Sinn. Weil sie hohe, ja höchste Verdünnungen aufweist, ist die Homöopathie bekannt für ihre gute Verträglichkeit ohne jegliche Nebenwirkungen. Weiterhin tritt sie als eine sehr patientenorientierte Medizin auf, in der der Mensch als Ganzes die zentrale Rolle spielt. So interessiert sich der Homöopath für die Gesamtheit der Symptome des Kranken und nicht nur für dessen Befunde. Somit ist die Homöopathie keine Gerätemedizin, sondern eine, sich am menschlichen Befinden orientierende, ganzheitliche Heilmethode. Man könnte sie auch als personotrope oder humane Medizin bezeichnen. Aber egal, ob nun human oder harmlos, die Homöopathie hätte sicherlich nicht diesen Beliebtheitsgrad erreicht, wäre sie zudem nicht auch noch hochwirksam.

      Hier jedoch scheiden sich die Geister wie bei keiner anderen Heilmethode. Während die Anhänger der Homöopathie behaupten, die kleinen süßen Pillen würden nahezu unglaubliche Erfolge erzielen und die einzig wahre Medizin überhaupt sein, entgegnen deren Skeptiker, in den hoch verdünnten homöopathischen Mitteln sei entweder fast nichts oder gar nichts mehr enthalten, das wirken könnte. Die Kügelchen seien deshalb nur Zuckerperlen und das Einzige, was sie hervorbrächten, sei Karies. Jegliche Wirkung sei reine Einbildung und beruhe auf dem so genannten Placeboeffekt.

      Was ist sie nun, die Homöopathie? Magische Heilkunst oder reine Einbildung? Hochwirksam, Hokuspokus oder Placebo-Medizin? Über lange Zeit fehlte jegliches Wissen darüber, wie man sich die Homöopathie auf moderner wissenschaftlicher Basis erklären könnte. Doch seit etlichen Jahren wird vermehrt geforscht. Ein paar Wissenschaftler wollen es endlich wissen: Wirken die homöopathischen Mittel oder wirken sie nicht? Natürlich fehlen für solche Studien die finanziellen Mittel, und im Vergleich zu dem, was bei der konventionellen Medizin an Forschungsgeldern fließt, scheint der Etat für die Homöopathieforschung wie ein Tropfen auf dem heißen Stein zu sein. Aber die Ergebnisse lassen sich sehen!

      Leider ist bisher viel zu wenig in der Öffentlichkeit und selbst in Fachkreisen über die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bekannt. So begann ich vor einer geraumen Weile, Artikel darüber zu schreiben, und bekam neben einer Menge positiver Feedbacks auch die Anregung, meine Gedanken in einem Sachbuch zusammenzufassen. Mein Anliegen besteht jedoch darin, diese neuen Erkenntnisse nicht dem Experten, sondern dem Patienten und Anwender näherzubringen. Er ist es ja, der sich immer wieder der Kritik ausgesetzt sieht und in Erklärungsnot gerät, da die Gegner der Homöopathie das Bedürfnis haben, den einfachen Mann vor einem solchen Humbug zu bewahren. Verbal in die Ecke gedrängt, bleibt dem Anwender häufig gar nichts anderes übrig, als zu gestehen: »Ich weiß zwar, dass mir die Mittel helfen, aber ich kann nicht sagen, warum.« So glaube er einfach, die Homöopathie helfe ihm. Höhnisch wird daraufhin entgegnet: Ja, ja, er sage es! Es sei halt nur der Glaube, der da etwas bewirke, doch besonders wissenschaftlich wäre das doch wohl nicht.

      Der erste Teil des Buches – »Homöopathie – die verkannte Medizin?« und »Moderne Erkenntnisse und Theorien« – geht deshalb auf die vielfach hochaktuellen und faszinierenden Forschungsergebnisse zur Homöopathie ein. Damit soll sich der Leser letztendlich ein eigenes Bild darüber machen können, ob die Homöopathie – modernen Maßstäben gemäß – den Anforderungen einer wirksamen Therapieform Genüge tut oder nicht. Für den Skeptiker und Interessierten habe ich versucht, alles möglichst genau zu dokumentieren. Dies bietet die Gelegenheit, das im Buch Behauptete anhand von Quellen- und Literaturangaben zu überprüfen. Auf diese Weise sollte sich jederzeit ein eigener Standpunkt und eine eigene Meinung zum kontroversen Thema »Homöopathie« bilden lassen.

      Der zweite Teil des Buches, »Homöopathie und Psychologie«, handelt von besagtem Brückenschlag zwischen Soma und Psyche bzw. zwischen Medizin und Psychotherapie. Anhand der Persönlichkeitsprofile homöopathischer Typenmittel wird zudem gezeigt, wie die Mittel auf die Konstitution des jeweiligen Patienten wirken und welch tief greifende körperliche und psychische Auswirkungen sie haben.

      Teil drei des Buches ist ganz praktisch ausgelegt und bietet interessierten Leserinnen und Lesern 180 Tipps für die erfolgreiche Selbstanwendung. Mit diesen tausendfach bewährten Ratschlägen, basierend auf der Erfahrung von Generationen homöopathischer Ärzte und Heilpraktiker, kann die sanfte Heilweise der Homöopathie selbst ausprobiert und erfahren werden.

      Für mich selbst waren Recherche und Beschäftigung mit dem wissenschaftlichen Material einerseits aufregend, andererseits aber auch ernüchternd. Ich halte mich durchaus für einen modernen, aufgeklärten Zeitgenossen, der davon überzeugt ist, das ständige »Wissen Schaffen« und nach »Erklärungen Suchen« unserer Wissenschaftler sei die Antwort auf ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich das Funktionieren und die Rätsel der Welt erklären zu wollen.

      Der modernen Wissenschaft scheint es auf diese Weise gelungen zu sein, den Religionen Stein um Stein das Unerklärbare und daher Göttliche zu entreißen. Daher vertraut der aufgeklärte Geist heute im Allgemeinen der Wissenschaft, ja, man könnte fast sagen, er vertraut der Allwissenheit unserer modernen Gelehrten fast so blind wie der Bürger früher an die Allmacht der Kirche und ihrer Vertreter glaubte. Somit wäre der Wissenschaftler zum modernen Priester avanciert. In der Tat sprechen wir von den »Göttern in Weiß«, was nicht von ungefähr kommt, da Ärzte und Forscher in unserer modernen Gesellschaft oft einen mehr als halbgottähnlichen Status innehaben. Ähnlich wie früher der Bürger kaum etwas von dem Kirchenlatein verstand, so geht es dem Laien heutzutage mit Fachwissen und Fachjargon. Was bleibt ihm folglich anderes übrig, als den Adlaten in ihren weißen Laborkitteln zu vertrauen, dass sie es an seiner Statt schon wissen werden. Und in aller Regel schenkt er ihnen uneingeschränkt Glauben. Während es früher die Hohepriester waren, die wussten, was für ihre Mitmenschen gut und was schlecht war, so sind es heute die Vertreter der Wissenschaft. Wird im Englischen vielleicht deshalb von der »scientific community«, der »Wissenschaftsgemeinde« gesprochen?

      Im Unterschied zu dem scheinbar machtgierigen und willkürlichen Handeln der Religionsvertreter besteht dabei ein tiefes Vertrauen in den modernen Forscher als einen selbstlosen Sucher nach der Wahrheit, der zudem dem Beweisprinzip unterstellt ist. Alles Streben seines wissenschaftlichen Handelns gilt demnach der Suche nach neuen Erkenntnissen, die durch Fakten nachvollziehbar, beweisbar und überprüfbar sein sollten. Beim idealen Wissenschaftler, dessen »Lichtgestalt« sich tief in unser kollektives Unterbewusstsein eingebrannt hat, wird davon ausgegangen, dass er neugierig, aufgeschlossen, unvoreingenommen und von einem unbändigen Forscherdrang beseelt ist, dass er mit Teamgeist und Fair Play seinen Kollegen gegenübertritt und dass bei ihm über allem die Wahrheitssuche steht.

      Ein Blick hinter die Kulissen enttäuscht jedoch schwer. Denn da werden einem plötzlich all die Milliardengeschäfte bewusst, die mit Forschungsergebnissen gemacht werden. Wissen stellt somit einen erheblichen Machtfaktor dar. Genau wie in Wirtschaft, Politik, Kirche und anderen Institutionen besteht auch in den Tempeln der Wissenschaft die Gefahr, dass Macht korrumpiert, was einschlägige Untersuchungen und Studien leider immer wieder belegen: In der Forschung steht es mit der Suche nach der Wahrheit nicht zum Besten.2

      Deutlich wird dies auch am Beispiel der Homöopathie. Man sollte eigentlich meinen, all diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die zum Thema »Homöopathie« in den letzten Jahren aufgetaucht sind, würden, wenn schon nicht Verwunderungs- oder gar Entzückensschreie, dann doch zumindest Neugier bei den Akademikern auslösen. Da steht man kurz davor, endlich naturwissenschaftlich erklären zu können, warum diese kleinen Zuckerkügelchen, in denen ja nichts drin sein soll, solch phänomenale Wirkungen erzielen. Ist das nicht hochinteressant? Könnte dies nicht ganz neue Möglichkeiten für die Medizin eröffnen, ja die Forschung vielleicht sogar in ungeahnte Dimensionen vordringen lassen? Man sollte meinen, Wissenschaftler würden sich auf eine solche Gelegenheit stürzen, bei der die reelle Chance besteht, etwas wirklich sensationell und phänomenal Neues zu entdecken. Doch weit gefehlt. Sowohl die Geschichte der Homöopathie als auch die der jüngsten Homöopathieforschung ist voller Intrigen, Falschinformationen, Verdächtigungen, Standesdünkel, Profilierungs- und Profitsucht. Dabei wird anscheinend nach dem Motto vorgegangen: Was nicht

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