Im Moor und auf der Heide. Bruno P. Kremer

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Im Moor und auf der Heide - Bruno P. Kremer Natur erleben

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Moortypen deutlich größer. Um diese Vielfalt in den Griff zu bekommen, verwendet man in der Vegetationskunde neben der Wasser- bzw. Nährstoffversorgung und anderen Einflussgrößen meist auch Merkmale der Entstehungs- bzw. Entwicklungsgeschichte oder die – für Nichtfachleute – in ihrer Begriffsvielfalt ziemlich unübersichtliche Gliederung nach pflanzensoziologischen Kriterien. Für die Zwecke dieses Buches ist sie völlig entbehrlich. Ein allgemein anerkanntes und verbindliches Einteilungsschema, das möglichst viele oder gar alle bisher beschriebenen Moortypen widerspruchsfrei darstellt, gibt es bislang ohnehin nicht. Die in der Grafik (S. 20) wiedergegebenen Möglichkeiten stellen insofern nur eine vereinfachende Übersicht dar.

       Hochmoor

      Aufbau eines Hochmoors (Schema)

       Fragen

Wieso können Hochmoore im Hochgebirge nur unterhalb der aktuellen Waldgrenze existieren?
Was ist das Besondere eines Kondenswassermoors?

       Antworten

      In der Naturlandschaft Mitteleuropas stellen die verschiedenen Formen der grundwasserernährten Niedermoore die ausgedehntesten Moorkomplexe dar. Einst prägten sie das Bild ganzer Großlandschaften, vor allem im Alpenvorland und im breiten nordwesteuropäischen Tieflandgürtel. Derartige Moorlandschaften sind zum Glück immer noch bzw. zumindest in einigermaßen ansehnlichen Resten zu erleben. Je nach Entstehung und Wasserweg lassen sich bei den Niedermooren im Wesentlichen drei Haupttypen unterscheiden:

Verlandungsmoore gehen aus meist flachen Seen oder Weihern hervor.
Versumpfungsmoore entwickeln sich in oft abflusslosen Mulden oder Senken, in denen das Grundwasser über einem wassersperrenden Bodenhorizont oberflächennah ansteht. Ein Spezialfall dieses Niedermoortyps sind die Überflutungsmoore in den Flussauen.
Hangmoore entwickeln sich im Bereich von Quellaustritten und werden daher oft auch als Quellmoore geführt. Man kennt bei diesen Mooren solche, die das Grundwasser lediglich durchströmt (= Durchströmungsmoore), und andere, die zumindest zeitweilig auch überrieselt werden (= Überrieselungsmoore).

      Verlandung eines nährstoffreichen (eutrophen) Sees

       Wie Seen vergehen

      Verlandungsmoore sind die Spätstadien von Stillgewässern. Durch jahrhundertelangen Eintrag von mineralischen Feinteilchen aus dem umliegenden Wassereinzugsgebiet, die sich am Gewässergrund absetzen, wird der Seeboden allmählich aufgehöht. Die Pflanzengürtel, die üblicherweise die Ufervegetation eines Sees zusammensetzen, darunter Schilf (Phragmites australis), Gelbe Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Rohrkolben (Typha latifolia) oder Schneide (Cladium mariscus), schieben sich mit der Zeit immer weiter zur Gewässermitte vor und verkleinern damit die offene Wasserfläche. Zusätzlich können sich jetzt vom Uferbereich her verschiedene Braunmoose, Seggen (Gattung Carex) oder Blasenbinsen (Gattung Blysmus) ansiedeln und mit der Zeit einen Schwingrasen bilden. Darunter versteht man einen kompakten Vegetationskörper, der 1–2 m dick (mächtig) ist und wie eine Luftmatratze auf einem mehrere Meter tiefen Wasserkörper treibt.

       «Schnittige Schönheiten»

       Rohrkolben

      Wenn man ein solches Gebilde vorsichtig (!) betritt, reagiert es tatsächlich ebenso flexibel wie die Bespannung eines Trampolins. Schließlich kann der ursprüngliche Wasserkörper eines Stillgewässers gänzlich von abgestorbener pflanzlicher Biomasse eingenommen werden und somit vollends verlanden. Eine freie Wasserfläche existiert dann nicht mehr – der See ist sozusagen erblindet. Die meisten Seen in den großen eiszeitlich entstandenen Seenplatten (Alpenvorland, Norddeutschland) befinden sich in unterschiedlichen Verlandungsstadien.

       Beobachtungstipp – Blumenparadies Streuwiese

      Für Pflanzenfreunde sind die den Niedermooren im Aussehen recht ähnlichen Sumpf- oder Nasswiesen mit ihrem enormen und betont blumigen Artenreichtum eine besondere Freude. Ihren schönsten Aspekt zeigen sie im Frühsommer. Solange sie nicht gründlich entwässert sind, eignen sie sich nur bedingt für eine landwirtschaftliche Nutzung. In manchen Gegenden, darunter im Alpenvorland, hat man sie gewöhnlich nur zur Gewinnung von Stalleinstreu genutzt, weshalb man sie auch Streuwiesen nennt. Dazu wurden oder werden sie erst im Frühherbst gemäht (einschürige Mahd), nachdem die Frucht- bzw. Samenreife abgeschlossen war, was dem Lebensrhythmus der hier vorkommenden und meist sehr seltenen Arten entgegenkommt.

      Verlandender See

      Erlenbruchwald unter Wasser (im Frühjahr)

       Bruch, Bruchwälder und Brücher

      Im früheren Uferbereich verlandender Seen, wo der Grundwasserstand reliefbedingt immer noch sehr hoch ist, können sich nach der Verlandung eines Gewässers verschiedene Gehölze ansiedeln und fallweise ausgedehnte Bestände bilden. Eine der wichtigsten und am häufigsten dabei beteiligten Pionierarten ist die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa). Sie baut in vielen Moorgebieten die nach ihr benannten Erlenbruchwälder auf. Solche Bruchwälder sind außerordentlich artenreiche, wertvolle und unbedingt schützenswerte Lebensräume. Sie finden sich gebietsweise auch im direkten Umfeld von Hochmooren.

       «Regenernährte Hochmoore»

      In Nordwestdeutschland heißen die gehölzdominierten Bruchgebiete mehrheitlich das Bruch (beispielsweise das Naturschutzgebiet «Worringer Bruch» in einer ehemaligen Rheinschleife nördlich von Köln). Der in der Vegetationskunde üblicherweise verwendete korrekte Plural lautet (übrigens abweichend von den Empfehlungen in vielen Wörterbüchern) die Brücher.

       Fragen

Welche Niedermoore gibt es neben den erwähnten Haupttypen noch?
Was ist ein Schwappmoor?
Was ist ein Bruchwald?
Welches ist der bekannteste Bruchwald/Moorwald der Erde?

      

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