Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
Gemächlich wanderte ein junges Mädchen den Weg entlang, der sich durch die Heide schlängelte. Die Augen, so blau wie der Himmel, der sich über das verträumte Stückchen Erde wölbte, schienen sich nicht sattsehen zu können an all dem Neuen, Niegeschauten. Der krautbewachsene Boden, die Baumgruppen und Büsche aller Art, der Bach, der munter und geschwätzig über blankgewaschene Steine hüpfte, weiter hinten der Wald, der die Ebene wie schützend umschloß, das alles war dem Stadtkind wundersam neu. An einer Stelle gaben die Bäume einen Durchblick zum Horizont frei, an dem die untergehende Sonne im Halbrund stand. Wie ein Feuerbrand lohte es ringsum. Die im Schauen versunkene Wanderin, die wie ein verwunschenes Wesen in dieser träumenden Einsamkeit anmutete, ließ sich auf den kniehohen Stein, an den sie fast gestoßen wäre, sinken. Dabei gab es ein helles Klingen. Es rührte von der Laute her, die dem Mädchen auf dem Rücken hing. Schräg über die Brust lief ein buntbestickter Lederstreifen, der oben und unten an dem Instrument befestigt war und sich lustig auf dem hellen Grund des Kleides ausnahm. Gleichfalls buntbestickte Lautenbänder flatterten leicht im sachten Abendwind. Eines davon berührte wie liebkosend des Mädchens Hand und weckte es aus seiner Versunkenheit. Den Blick wie trunken ins Weite gerichtet, zog es die Laute auf den Schoß, die Saiten klangen auf, und aus einer Wirrnis von Melodien zupfte die zarte Mädchenhand eine schwermütige Weise. an verlorenes Glück. als wär's ein Zauberland." O nein, was der jungrote Mund da sang, davon konnte das Herz nichts wissen. Ein Sehnen mochte es wohl erfassen, aber unter Tränen an verlorenes Glück zu denken, dazu war dieses Mädchen bestimmt noch zu jung. Hand in Hand mit dem Liebsten durch den Rosenhag wandeln, vielleicht? Wie unter einem Zwang löste sich der Blick der Sängerin vom Horziont, wo das Abendrot allmählich verblaßte, und blieb an zwei Menschen haften, die nur einige Meter entfernt standen und dem Gesang wahrscheinlich gelauscht hatten. Der Rollstuhl gehörte eigentlich nicht hierher, wo alles heiligen Frieden zu atmen schien, auch nicht das finstere Antlitz des Mannes, der hinter dem Stuhl stand. Erschrocken stand das Mädchen auf und näherte sich zögernd den beiden.
Gemächlich wanderte ein junges Mädchen den Weg entlang, der sich durch die Heide schlängelte. Die Augen, so blau wie der Himmel, der sich über das verträumte Stückchen Erde wölbte, schienen sich nicht sattsehen zu können an all dem Neuen, Niegeschauten. Der krautbewachsene Boden, die Baumgruppen und Büsche aller Art, der Bach, der munter und geschwätzig über blankgewaschene Steine hüpfte, weiter hinten der Wald, der die Ebene wie schützend umschloß, das alles war dem Stadtkind wundersam neu. An einer Stelle gaben die Bäume einen Durchblick zum Horizont frei, an dem die untergehende Sonne im Halbrund stand. Wie ein Feuerbrand lohte es ringsum. Die im Schauen versunkene Wanderin, die wie ein verwunschenes Wesen in dieser träumenden Einsamkeit anmutete, ließ sich auf den kniehohen Stein, an den sie fast gestoßen wäre, sinken. Dabei gab es ein helles Klingen. Es rührte von der Laute her, die dem Mädchen auf dem Rücken hing. Schräg über die Brust lief ein buntbestickter Lederstreifen, der oben und unten an dem Instrument befestigt war und sich lustig auf dem hellen Grund des Kleides ausnahm. Gleichfalls buntbestickte Lautenbänder flatterten leicht im sachten Abendwind. Eines davon berührte wie liebkosend des Mädchens Hand und weckte es aus seiner Versunkenheit. Den Blick wie trunken ins Weite gerichtet, zog es die Laute auf den Schoß, die Saiten klangen auf, und aus einer Wirrnis von Melodien zupfte die zarte Mädchenhand eine schwermütige Weise. an verlorenes Glück. als wär's ein Zauberland." O nein, was der jungrote Mund da sang, davon konnte das Herz nichts wissen. Ein Sehnen mochte es wohl erfassen, aber unter Tränen an verlorenes Glück zu denken, dazu war dieses Mädchen bestimmt noch zu jung. Hand in Hand mit dem Liebsten durch den Rosenhag wandeln, vielleicht? Wie unter einem Zwang löste sich der Blick der Sängerin vom Horziont, wo das Abendrot allmählich verblaßte, und blieb an zwei Menschen haften, die nur einige Meter entfernt standen und dem Gesang wahrscheinlich gelauscht hatten. Der Rollstuhl gehörte eigentlich nicht hierher, wo alles heiligen Frieden zu atmen schien, auch nicht das finstere Antlitz des Mannes, der hinter dem Stuhl stand. Erschrocken stand das Mädchen auf und näherte sich zögernd den beiden.