Tübinger Fieberwahn. Maria Stich

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Tübinger Fieberwahn - Maria Stich

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ihr. Seitdem loderte ihr Herz in heißer Liebe für ihn.

      Saskia fühlte eine Welle der Sympathie in sich aufsteigen. Sie umfasste den grünen Marmorstein ihres Glücksbringers.

      Dieser Ambrosius war genau ihr Typ, eine Mischung aus Marlon Brando und James Bond, kräftig und männlich. Gestern war ihr Traummann vor ihr in den Fahrstuhl geschlüpft. Nur den Duft eines herben Parfums hatte er hinterlassen.

      Sie hatte sich anschließend im Drogeriemarkt durch die Männerdüfte geschnüffelt und in Duftfantasien geschwelgt. Es war »Versace Eros«, hatte sie herausgefunden.

      »Danke, liebe Post!«, rief sie strahlend. Jetzt hatte sie endlich einen Anlass, an der Tür von Ambrosius zu klingeln. Sie hob das schwere Päckchen auf, drückte es an die Brust und tänzelte damit durch die Wohnung. Soweit man mit Fellhausschuhen in Form eines Schweinchens tänzeln konnte.

      Sie würde jetzt duschen, die neue schwarze Spitzenunterwäsche anziehen und … Ihre Fantasie ging mit ihr durch.

      Sie stutzte. Erst jetzt bemerkte sie es. Der Liebestaumel hatte anscheinend ihre Sinne vernebelt. Das Päckchen war es, von dem dieser unangenehme Geruch ausging. Das Ding verströmte einen geradezu bestialischen Gestank. Saskia hielt die Luft an. Sie rannte angewidert zur Balkontür und beförderte das stinkende Paket hinaus. Dann schloss sie die Tür und fächelte sich mit dem Geschirrtuch Luft zu.

      In diesem Augenblick klingelte es Sturm an ihrer Wohnungstür. Wer war das? Sie erwartete niemanden! Außerdem würgte sie an dem widerlichen Geruch, der ihre Wohnung verpestete.

      »Was!«, schrie Saskia und riss gleichzeitig die Tür auf. Sie zuckte zurück. Vor ihr stand Ambrosius Ackermann in voller Größe. Er trug eine rosa geblümte Schürze über einem schwarzen Jogginganzug. Seine Füße steckten in goldenen Crocs.

      Er funkelte sie aus geröteten Augen an. Seine sonst so sorgfältig frisierten dunklen Haare standen in allen Richtungen vom Kopf ab. Er fuchtelte mit einem riesigen Küchenmesser vor ihrer Nase herum. Saskia trat einen Schritt zurück.

      »Wo ist sie? Ich hatte sie nur kurz hier im Flur abgestellt!«, stieß er mit hochrotem Gesicht hervor.

      Dann schnupperte er, schob Saskia grob zur Seite und steuerte auf die Küche zu. Er schnüffelte lautstark und blickte suchend um sich. Dann entdeckte er das Päckchen auf dem Balkon.

      »Gott sei Dank! Nicht in den Müll geworfen! Ohne meine Durianfrucht kann ich das ›Perfekte Dinner‹ nicht gewinnen!«, schnaubte er.

      Ambrosius riss die Tür auf, hob das bestialisch stinkende Paket triumphierend auf, klemmte es sich unter den Arm und wandte sich Saskia zu.

      Er beugte sich vor und drückte einen flüchtigen Kuss auf ihre Wange.

      »Am Samstag um 10.00 Uhr feiern wir meinen Sieg beim ›Perfekten Dinner‹ mit einem Sektfrühstück! Sie sind eingeladen!«, rief er glücklich und hastete davon.

      Saskia ließ sich aufs Sofa fallen und befühlte ungläubig ihre Wange.

      »Ambrosius mit dem Stinkepaket, der Anfang einer glücklichen Beziehung«, hauchte sie.

      Dann stand sie auf und öffnete alle Fenster ihrer Wohnung sperrangelweit.

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