Der Koch, der drei Mal lebte. Astrid Keim
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»Sehr geehrter Herr Medenbach,
in der vergangenen Woche hatte ich nochmals einen Traum, bei dem im Gegensatz zu den anderen jedoch jede Einzelheit haften blieb ...«
Sein ehemaliger Klient Jonas Goldberg ist innerhalb seiner Zunft eine Berühmtheit. Viele Menschen kennen und bewundern, ja verehren ihn als begnadeten Künstler seines Faches. Bereits mit knapp dreißig erhielt er seinen ersten Michelin-Stern und wenige Jahre später den zweiten. Keiner, nicht einmal er selbst, zweifelte daran, dass ihm auch die höchste Auszeichnung für einen Koch, der dritte Stern, über kurz oder lang zuerkannt würde.
»... Eine geräumigen Höhle, etwa vier Meter hoch, die zum Ausgang hin schmaler und niedriger wurde, war jetzt mein Zuhause ...«
Bereits während des ersten Sondierungsgespräches war sich Medenbach im Klaren darüber, dass er einen Menschen vor sich hatte, der Herausforderungen nicht nur annahm, sondern seinen ganzen Ehrgeiz darin setzte, andere zu übertrumpfen.
»... Es war ein schöner, blauer Morgen. Am Vortag hatte es geregnet, auf den Blättern und im Gras glitzerte Nässe. Die Sonne stand noch nicht hoch, schien aber schon so warm, dass es ein heißer Tag zu werden versprach. Ich war nach einem Bad im Fluss gerade wieder in unserer Höhle angelangt, als ein tiefes Grollen ertönte und die Erde zu zittern begann ...«
Vor gut drei Jahren hatte der gut gekleidete, gut aussehende Mann um die Vierzig seine Praxis zum ersten Mal aufgesucht. Dass er sich dazu durchringen musste, war bereits den ersten Worten zu entnehmen. Eigentlich habe er nie viel von Psychotherapie gehalten, die das Innerste, das ganz Private nach außen kehrt. Wenn Probleme entstünden, müssten sie eben gelöst werden, das sei ihm bis jetzt aus eigener Kraft immer ziemlich gut gelungen. Mehr als fester Wille und ein bisschen analytischer Verstand sei dazu eigentlich nicht nötig.
»... Etwas Unvorhersehbares geschah ...«
Unvorhersehbares brachten alle Sitzungen mit Jonas Goldberg. Geschichten, die sich unglaublich und unfassbar anhörten. Wie immer hatte Medenbach zu Beginn um Erlaubnis gebeten, die Gespräche aufzeichnen zu dürfen, um Missverständnisse auszuschließen. Glücklicherweise, denn die Mitschnitte übertrafen alle Vorstellungen.
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