Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

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Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker

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Frankfurter Vorort gelegen war und warf einen Umschlag mit Geldscheinen in den Briefschlitz.

      Auf dem Rückweg in die Stadt kaufte ich mir dann in einem Elektro-Markt ein kleines Radio. Die nächsten Tage würde ich zum Großteil zwischen irgendwelchen Hotelwänden verbringen, wollte aber dennoch auf dem Laufenden bleiben. Ich musste wissen, wie weit meine Verfolger waren. Später besorgte ich mir dann ein Zimmer in einer anonymen Absteige am Bahnhof.

      Der Pakistani, der hier den Portier spielte, sah sich zwar jeden Geldschein, den ich ihm vorstreckte, sehr genau unter einem Sichtgerät an, aber für meinen Pass hatte er nur einen flüchtigen Blick. Er notierte sich die Nummer in so ungelenken Buchstaben, dass ich bezweifelte, ob diese Hieroglyphen je wieder zu entziffern sein würden.

      "Frühstück?", fragte er akzentbeladen.

      Ich schüttelte den Kopf. "Nein."

      Das Zimmer war sein Geld nicht wert. An der Decke war Schimmel, der nur notdürftig mit weißer Farbe übertüncht worden war. Am Waschbecken tropfte der Wasserhahn und das Bett machte auch nicht den Eindruck, als könnte man sich dort allzu heftig im Schlaf drehen. Die Federn waren so gut wie ausgeleiert. Es war nicht schwer zu erraten wovon. Ich fragte mich, ob im Preis wenigsten frische Bettwäsche enthalten war. Ich breitete meine Sachen aus. Den Koffer, die Alben von Tina, meine Jacke, die Knarre.

      Ich nahm das Magazin aus dem Griff der Automatik und steckte die Patronen wieder hinein. Dann wandte ich mich den Alben zu. Eigentlich hatte ich das vermeiden wollen, aber ich konnte nicht anders. Ich blätterte in den Folianten herum und sah dabei wieder ihr Gesicht. Ich fragte mich, ob man sie wohl schon gefunden hatte. Sie war nicht zur Arbeit gekommen, vielleicht würde jemand versuchen, bei ihr anzurufen oder sogar vor ihrer Wohnungstür auftauchen. Es kam darauf an, wie hartnäckig der Betreffende war. Wenn ich Glück hatte, würde sie noch eine ganze Weile in ihrer Wohnung liegen. Es war kein schöner Gedanke, aber die ganze Geschichte war nicht besonders schön und dies war nur eines von vielen weiteren hässlichen Details.

      Mir war klar, dass ich mich irgendwann von diesen Alben würde trennen müssen, denn wenn ich Pech hatte, konnten sie der Strick sein, an dem man mich aufhängte. Ich musste sie verschwinden lassen, vernichten...

      Aber noch nicht jetzt, dachte ich.

      Ich hätte es gleich tun sollen. Sofort, ohne zu zögern.

      Jetzt würde ich es sicher vor mir herschieben, bis ich keine andere Wahl mehr hatte und ich konnte nur hoffen, dass es dann zu nicht zu spät war.

      In den nächsten zwei Tagen verpasste ich keine einzige Nachrichtensendung und versorgte mich morgens am Kiosk mit einem Stapel Zeitungen. Aber über die Sache in dem Haus am See brachten sie nichts mehr. Nachrichtensperre, so schätzte ich. Aus fahndungstaktischen Gründen. Sie wollten nicht, dass ich wusste, wie viel sie schon wussten. Auch über Tina fand ich nichts. Dafür las ich eine andere Meldung, die mich aufmerken ließ. Die Polizei hatte die Identität eines Mannes ermittelt, der vor zwei Wochen aus dem Main gefischt worden war: E. L. Nuredinov, Nuklearforscher aus Kasachstan. Ein Spezialgeschoss hatte ihm den Schädel zerfetzt, was die Identifizierung erschwert hatte.

      Das war nun schon die Nummer zwei.

      Und nächsten Donnerstag kam ein Mann namens Krylenko nach Frankfurt und auch sein Tod war schon beschlossene Sache, wenn nicht durch mich, dann durch jemand anderen. Als Mörder kam ich nicht mehr in Frage und wenn ich Erikson nicht völlig falsch verstanden hatte, erwarteten meine Auftraggeber auch gar nicht mehr, dass ich mich einschaltete. Ein Grund mehr für mich, es doch zu tun. Vielleicht hatte ich so eine Chance, an den oder die heranzukommen, die Tina auf dem Gewissen hatten. Vielleicht war es dieser Libanese namens Khalil, vielleicht war auch er nur eine Marionette. Aber ganz gleich, wer die Fäden zog, er sollte nicht ungeschoren davonkommen.

      Ich stand stundenlang an dem kleinen Fenster meines Hotelzimmers und blickte hinaus auf die Straße und grübelte vor mich hin. Wenn ich ehrlich war, dann wusste ich selbst nicht so recht, worauf das ganze eigentlich hinauslaufen sollte, was ich wollte und was nicht. Von einer Sache abgesehen. Ich wollte am Ende noch leben.

      Irgendwann rief ich dann zwischendurch bei Dietrich an, um zu sehen, wie weit er schon war. Erst hatte ich Schwierigkeiten, überhaupt zu ihm durchgestellt zu werden. Ich musste es zweimal versuchen, aber Hartnäckigkeit zahlt sich meistens irgendwann auch aus. Jedenfalls hatte ich ihn schließlich doch an der Strippe.

      "Was wollen Sie?", grunzte er. "Glauben sie, ich kann hexen?"

      "Ich wollte nur wissen, ob Sie auch voran kommen."

      "Sicher."

      "Wissen Sie schon genauer, wann die Papiere fertig sein werden?"

      "Nein."

      "Das wundert mich."

      "Wieso?"

      "Wenn Sie den Auftrag schon vermittelt hätten, hätte man Ihnen sicher gesagt, wie lange die Angelegenheit dauern wird."

      "Lassen Sie mich meinen Job machen und tun Sie Ihren - sofern Sie im Augenblick einen haben. Jedenfalls gehen Sie mir besser nicht weiter auf die Nerven. Sie bekommen Ihre Papiere. Mein Wort darauf!"

      Ich fragte mich, was sein Wort wert sein würde. Ich hoffte genauso viel wie beim letzten Mal. Aber leider unterliegt ja so gut wie alles der Inflation.

      Plötzlich fragte er: "Von wo aus rufen Sie an?"

      "Warum interessiert Sie das?"

      Er schwieg zunächst und ich fragte mich, was das werden sollte. Dann sagte er: "Sie wollten doch Informationen über einen Mann namens Khalil. Libanese, wenn ich mich recht erinnere."

      "Sicher", bestätigte ich.

      "Wie viel wäre Ihnen das wert?"

      "Mindestens so viel wie die Papiere. Wenn es sich um brauchbare Informationen handelt."

      "Können wir uns treffen?"

      "Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, können Sie das auch am Telefon. Außerdem sehen wir uns ja, wenn ich die Papiere kriege."

      Ich hatte keine Lust, mich mit ihm zu treffen, das war die schlichte Wahrheit. Und ich glaubte auch nicht, dass er schon etwas haben konnte, das mich interessierte. Nicht nach den paar Tagen. Ich nahm an, dass er nur etwas heiße Luft produzieren und mich dafür abkassieren wollte. Seine Reaktion gab mir recht.

      "Gut", meinte er. "Dieses Geschäft läuft uns ja nicht weg!"

      "Nein, das tut es nicht."

      Ich legte auf.

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