Glaube. Группа авторов

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Verständnis der grundlegenden religiösen Relation als ›Glaube‹ ist keineswegs allgemeines Element religiöser Sprache, hat vielmehr einen begrenzten geschichtlichen Ursprungsort« (Ebeling 1958: 209). Der Begriff, der im Neuen Testament vor allem von Paulus, in den Evangelien nach Markus und Johannes und im Brief an die Hebräer in je eigener Weise gebraucht wird, stammt aus dem Alten Testament. Das griechische πιστεύειν (»glauben«) mit dem Nomen πίστις (»Glaube«) führt über die Septuaginta, die vorchristliche griechische Übersetzung des Alten Testaments, auf die hebräische Wurzel ʾmn (»fest sein«). Die Übersetzer haben den Kausativstamm ʾæmîn (»[sich] fest machen, glauben«) außer in Spr 26,25 immer mit πιστεύειν oder den Komposita ἐμπιστεύειν (»anvertrauen«) und καταπιστεύειν (»vertrauen«) wiedergegeben, wie umgekehrt πιστεύειν mit Ausnahme von Jer 25,8 für ʾmn steht, und zwar immer für ʾæmîn. Die Prägung ist so eindeutig, dass ohne das Alte Testament weder über den neutestamentlichen Befund noch über die an ihn anschließende Wirkung in der Geschichte der christlichen Theologie geurteilt werden kann.

      1. Die Etymologie von ʾæmîn (»glauben«)

      »Die ʾmn entsprechenden Vokabeln in den andern semitischen Sprachen lassen zusammen mit dem alttestamentlichen Befund keinen Zweifel darüber bestehen, daß die Grundbedeutung der Wurzel ›fest, sicher, zuverlässig‹ ist« (Wildberger 1967: 373). Im Einzelnen lässt sich die Semantik (im Anschluss an Kaiser 2000: 944) so bestimmen: Der Grundstamm (qal) ʾmn bedeutet ein beständiges Beistehen. Im passiven oder reflexiven Stamm (nifal) ist ʾæman das dauerhafte oder |10|zuverlässige Verhalten einer Person, Handlung oder Sache. Im Kausativstamm (hifil) meint ʾæmîn den dieser Zuverlässigkeit antwortenden vertrauensvollen oder treuen rezeptiven Akt. Gerhard Ebeling hat das in die Formeln gefasst, »daß nʾmn dies bezeichnet: daß etwas dem entspricht, was es zu sein verspricht […] Man könnte auch sagen: daß etwas hinsichtlich dessen, was es erwarten läßt, nicht enttäuscht« (Ebeling 1958: 211). Daraufhin hat »das Hiphil hʾmyn […], kausativ bzw. deklarativ, die Bedeutung: etwas nʾmn sein lassen bzw. für nʾmn erklären, also gelten lassen bzw. ihm das zusprechen, daß es dem entspricht, was es verspricht« (Ebeling 1958: 212). Ein Fingerzeig zum Verständnis liegt auch darin, dass die Nomina ʾæmæt (»Gewissheit, Wahrheit«) und ʾæmûnāh (»Festigkeit, Treue«) von demselben Wortstamm gebildet sind. Auch an das geläufige Wort »Amen« ist zu erinnern, im Hebräischen die Formel für nachdrückliche, förmliche Zustimmung: »So sei es!« »Man könnte das Hif umschreiben: ›Zu etwas Amen sagen mit allen Konsequenzen für Objekt und Subjekt‹« (Weiser 1935: 90).

      Für den im engeren Sinne religiösen Gebrauch von ʾæmîn gibt es im Alten Testament nur etwa 28 Belege. Sie sind noch dazu teilweise untereinander vernetzt. »hʾmyn als Glaubensbegriff gehört offensichtlich nicht an den Anfang der israelitischen Religionsgeschichte und taucht als solcher nur in gewissen Schichten des Alten Testamentes auf« (Wildberger 1967: 386). So sehr die Sache am Ende allgemein geworden ist, war sie am Anfang speziell.

      2. Jesaja 7,9b als Ausgangspunkt

      Die Entstehung des Begriffs hat man immer in Jes 7,9b gesucht: ʾim loʾ taʾamînû kî loʾ teʾāmenû (»Wenn ihr euch nicht fest macht, werdet ihr nicht fest stehen«). Luther hat das Wortspiel treffend mit »Gleubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht« übersetzt. »Die Stelle ist hochinteressant. Man sieht in ihr den Begriff des ›Glaubens‹ sich bilden« (Stade 1887: 594 Anm. 2). Sie galt lange Zeit als sicher datierbar. »Die Stelle […] hat den Vorzug, daß wir den Autor, dessen Zeit und geistige Heimat kennen und darum wissen, von welchem Hintergrund her der Satz zu verstehen ist« (Wildberger 1968: 131). »Jesaja scheint den Ausdruck in die religiöse Sprache eingeführt zu haben« (Guthe 1922: 601, Anm. b).

      Diese Sicherheit ist der neueren Exegese verloren gegangen. Das Kapitel Jes 7 unterbricht den Zusammenhang, der zwischen Jesajas |11|Berufung in Jes 6 und der zeichenhaften Zeugung des Sohnes »Raubebald Eilebeute« in Jes 8 bestanden hat (Becker 1997: 24–31). Beide sind als Selbstbericht in der Ich-Rede des Propheten geschrieben. Hingegen berichtet in Jes 7 ein anderer, was Jesaja getan und gesagt haben soll. Der früher verbreitete Vorschlag, diesen Bericht ebenfalls auf eine Ich-Rede zurückzuführen (Budde 1885: 125; Marti 1920: 115), hat gegen sich, dass man keinen Grund nennen kann, warum der Text geändert worden sein sollte.

      Es ist deshalb wahrscheinlich, dass dieses Zwischen-Kapitel nicht auf den Propheten Jesaja im 8. Jahrhundert zurückgeht. Das schließt nicht aus, dass der religiöse Begriff des Glaubens dennoch hier seinen Ursprung hat.

      3. Die Immanuel-Weissagung Jesaja 7,1–17

      Im Mittelpunkt von Jes 7 steht die berühmte Immanuel-Weissagung in V. 14: »Siehe, die junge Frau ist schwanger geworden und wird einen Sohn gebären, den <sollst du> Immanuel nennen.« Die Geburt dieses Kindes soll ein Hoffnungszeichen sein in einer Lage, die durch die Feindschaft zweier Könige bestimmt ist. »Denn ehe der Knabe Böses verwerfen und Gutes wählen kann, wird das Land verlassen sein, vor dessen zwei Königen dir graut« (V. 16). Abgesehen von der äußeren Bedrohung bleiben die Umstände indes unbestimmt: Die junge Frau wird als dem Leser bekannte Person eingeführt. Wer ist sie? Und wer ist das Kind, dessen Geburt bevorsteht?

      Eine Heilsprophetie dieser Art will kein Rätsel aufgeben. Die Lösung findet sich sofort im folgenden Kapitel. Die Ankündigung in Jes 7,14b.16 stimmt in Aufbau und Wortlaut auffallend überein mit der Zeichenhandlung Jes 8,1–4 (Kaiser 1981: 177 Anm. 13). Dort berichtet Jesaja, wie er mit der Prophetin, anscheinend seiner Kollegin, einen Sohn zeugt und ihn auf Jahwes Geheiß maher šālāl ḥāš baz nennt: »Raubebald Eilebeute«. Der Name drückt aus, was das Kind ist, nämlich eine lebende Drohung gegen die Feinde Judas: »denn ehe der Knabe ›Vater‹ und ›Mutter‹ sagen kann, trägt man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor den König von Assur« (V. 4). An seiner kindlichen Sprachentwicklung lässt sich die Niederlage Arams und Israels absehen. Der Anlass für diese Heilsprophetie dürfte jener Angriff gewesen sein, zu dem Aram und Israel sich in den Jahren 734/33 gegen Juda zusammentaten und den man gemeinhin den |12|»syrisch-ephraimitischen Krieg« nennt. Nur ein Jahr später trat der assyrische Großkönig Tiglatpileser III. auf den Plan und machte dem Reich der Aramäer ein Ende. Der König von Israel aber musste sich Assyrien unterwerfen und verlor einen großen Teil seines Gebiets. Es spricht nichts dagegen, dass die Zeichenhandlung auf Jesaja selbst zurückgeht.

      Die Übereinstimmung des Wortlauts stellt außer Frage, dass die Ankündigung in Jes 7 im Vorausblick auf die Zeichenhandlung in Jes 8 gelesen werden soll. Anhand des Berichts aus den Büchern der Könige (2Kön 16,1.5), der dafür eingangs zitiert wird, fügt sie vorab die historischen Umstände hinzu:

      1Es geschah zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Usijas, des Königs von Juda, da zog herauf Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, nach Jerusalem, um gegen es kämpfen. […] 2[…] Da schwankte sein Herz und das Herz seines Volks, wie Waldbäume schwanken im Wind. 3Und Jahwe sprach zu Jesaja: Geh hinaus Ahas entgegen […] 4und sprich zu ihm: […] Fürchte dich nicht, und dein Herz sei nicht verzagt! […] 7So spricht […] Jahwe: Es wird nicht zustande kommen und nicht geschehen! […] 14[…] Siehe, die junge Frau ist schwanger geworden und wird einen Sohn gebären, den <sollst du> Immanuel nennen. […] 16Denn ehe der Knabe Böses verwerfen und Gutes wählen kann, wird das Land, vor dessen zwei Königen dir graut, überlassen sein […] 17[…] an den König von Assur.

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