Das unerträgliche annehmen. Joanne Cacciatore

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Das unerträgliche annehmen - Joanne Cacciatore

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von berührenden und manchmal herzzerreißenden Geschichten aus ihrer Praxis und ihrem Leben zeigt Dr. Joanne Cacciatore (von Zehntausenden trauernden Menschen, mit denen sie auf sechs Kontinenten gearbeitet hat, auch liebevoll „Jojo“ genannt), was notwendig ist, um Heilung zu ermöglichen. Mit unverblümter Ehrlichkeit, inspirierendem Mut und beispielhafter Empathie lässt sich Dr. Cacciatore ruhig, mitfühlend und geduldig auf den Schmerz ihrer Klienten ein. Und ihre Leser können sich auf behutsame Weise verwandelt fühlen.

      Das Unerträgliche annehmen erzählt nicht nur bemerkenswerte Geschichten der Heilung, sondern zeigt auch auf beeindruckende Weise, was für eine geheimnisvolle, transformative Kraft die Trauer hat, wenn ihr mitfühlend begegnet wird, sodass unser Herz größer wird, sich unser Kreis des Mitgefühls erweitert und eine tiefere Sinnhaftigkeit in unserem Leben entsteht. Traumatisierte Menschen leben in einer anderen psychologischen Welt als nicht traumatisierte. Aber auch wenn Traumatisierte von Schmerz und Leid überwältigt sind, können sie aus ihrer Alltagstrance erwachen. Dr. Cacciatore erläutert zwei Wege, die einen Wandel ermöglichen: gesteigerte Dankbarkeit und das von ihr so bezeichnete „glühende Mitgefühl“. „Keiner ist so der Dankbarkeit fähig wie jemand, der dem Königreich der Nacht entkommen ist“, erkannte Elie Wiesel. Dr. Cacciatore stellt uns in ihrem Buch Menschen vor, die einen traumatischen Verlust erlitten haben und uns etwas über erweiterte Dankbarkeit und den Dienst an anderen lehren. „Glühendes Mitgefühl“, das aus durchlebter Trauer erwächst, hilft uns, aus unserem Schlummer zu erwachen und wieder voll und ganz zu leben. Es hilft uns, mehr Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen, die genauso leiden wie wir. Dr. Cacciatore ist überzeugt, dass diese Kraft die Welt heilen kann.

      Das Unerträgliche annehmen ist voll herzerwärmender Geschichten und einzigartiger Einblicke und zeigt uns, dass Schmerz ein Tor zur Weisheit und zu glühendem Mitgefühl sein kann. Dr. Cacciatore legt überzeugend dar, dass wir mit der Trauer leben und bei ihr sein müssen. Dieses Buch wird Ihren Horizont erweitern, Ihr Herz erwärmen und Ihre Seele bereichern. Das Unerträgliche annehmen ist nicht nur eine Kritik an Trauervermeidung und ein Plädoyer für Empathie und Mitgefühl, sondern auch eine Einladung zu einem offenen, fürsorglichen, mutigen und zugewandten Leben.

      Ich empfehle dieses Buch von ganzem Herzen allen Menschen, die einen Verlust erlitten haben, Fachleuten für psychische Gesundheit und spirituell Suchenden, Studierenden und Lehrkräften in den Geisteswissenschaften und ganz normalen Menschen, die sich nach einem lebendigeren, erfüllteren Leben sehnen. Nach der Lektüre dieses wunderbaren Buches werden Sie nicht nur besser mit Ihrer eigenen Trauer und dem Kummer anderer Menschen umgehen können, sondern auch weiser leben und lieben.

      Dr. Jeffrey B. Rubin ist Autor von „Psychotherapy and Buddhism: Toward an Integration“ und „The Art of Flourishing: A New East-West Approach to Staying Sane and Finding Love in an Insane World“.

      Prolog

      Das Vergessenwollen verlängert das Exil – und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung. Jüdisches Sprichwort, 1985 von Richard von Weizsäcker bei seiner Rede vor dem Bundestag zitiert

      I.

      Es gibt einen Ort, einen unantastbaren Ort in den tiefsten Winkeln meines Herzens, wo ihr Name eingebrannt, eingehämmert, eingemeißelt ist.

      Es war ein warmer Sommertag, als ich meine Tochter Cheyenne zu Grabe trug, die noch ein Baby war. Ich sah zu, wie Männer in grauen Anzügen weiche Erde auf den kleinen, mit rosafarbenem Satin ausgeschlagenen Sarg schaufelten, der ihren eingewickelten Leichnam enthielt. Es war eine kleine Trauerfeier; nur wenige hatten sie gekannt.

      Keine jungen Freunde waren da, um sich von ihr zu verabschieden und ihren frühen Tod zu beklagen. Keine Lehrer, um ihre Gutherzigkeit zu preisen. Keine frühere Nachbarin, um zu sagen, wie sehr sie ihr Lächeln vermissen würde. Nur ich war da, so fühlte es sich zumindest an, und meine Brüste, die im angestauten Widerspruch zu ihrem plötzlichen Tod brannten.

      Nur wenige Stunden zuvor hatte ich den Sargdeckel eigenhändig geschlossen. Es gibt keine Worte für diesen körperlichen, emotionalen und existenziellen Verlust – außer, dass ich an jenem Tag mit ihr starb.

      Ich hatte mir das nicht gewünscht.

      Ich hatte es nicht gewollt.

      Ich hasste alles daran.

      Ich weiß noch, dass ich mich fragte, wie sich die Welt nach dieser Tragödie überhaupt weiterdrehen konnte. Ich wollte die Autos anbrüllen, die am Friedhof vorbeifuhren. Ich wollte die Vögel in den Bäumen anschreien, die Schatten auf ihren Grabstein warfen. Ich wollte, dass das Gras aufhörte zu wachsen und die Wolken aufhörten vorüberzuziehen und die anderen Kinder, die dort begraben wurden, aufhörten zu sterben.

      Während die Stunden zu Tagen wurden und die Tage zu Wochen, wurde meine Trauer immer stärker und erfasste bald alle Ebenen meines Seins. Es fühlte sich an, als würde ich körperlich sterben, jeden Tag aufs Neue, sobald ich die Augen öffnete – in den seltenen Fällen, in denen ich überhaupt Schlaf gefunden hatte. Das Atmen tat mir weh und von Kopf bis Fuß breitete sich ein allumfassender Schmerz in mir aus.

      Tief in der Nacht strich ich wie ein gefangenes Wildtier durch die Flure, auf der Suche nach meinem Baby.

      Ihr Körper war nicht mehr da, aber alles in mir war evolutionär darauf programmiert, bei ihr zu sein, ihr die Brust zu geben, sie zu besänftigen, ihre Haut zu berühren. Die Sehnsuchtsanfälle waren unstillbar, machten mich verrückt und viele Male bezweifelte ich, überhaupt noch bei Sinnen zu sein. Was ich nicht wusste, war, dass ich mich gerade veränderte, eine qualvolle Verwandlung durchmachte – das Wissen darum hätte meinen Schmerz allerdings nicht im Geringsten gelindert.

      Und bis zum heutigen Tag würde ich all das mit Freuden wieder eintauschen, um sie hier bei mir zu haben …

      Wenn ein geliebter Mensch stirbt, kann das Leben für uns unerträglich werden.

      Und doch werden wir – vom Leben, vom Tod – aufgefordert, es zu ertragen, das Nichterleidbare zu erleiden, das Unaushaltbare auszuhalten. Das Unerträgliche annehmen ist ein Ausdruck meines Herzens und mein Lebenswerk – aufreibend und furchtbar, erfüllend und zutiefst lebendig.

      Dieses Buch wird Ihnen keine seelische Umgehungsstraße anbieten; es wird nicht dazu führen, dass Sie sich nicht mit dem Trauerschmerz auseinandersetzen müssen, und das soll es auch nicht. Wenn wir zutiefst lieben, trauern wir zutiefst; außergewöhnliche Trauer ist ein Ausdruck außergewöhnlicher Liebe. Trauer und Liebe spiegeln einander; das eine ist ohne das andere nicht möglich.

      Was dieses Buch aber hoffentlich tun wird, ist, Ihnen einen sicheren Raum zu eröffnen, damit Sie fühlen und bei Ihrem zu Recht gebrochenen Herzen sein können. Es ist eine Einladung, den qualvollen Schmerz auszuhalten, in der tiefen Nacht der trauernden Seele zu verweilen und bewusst bei dem zu sein, was ist – so schwierig und schmerzvoll es auch ist.

      Das englische Wort bereave leitet sich von dem altenglischen Wort befearfian ab, das „entziehen, wegnehmen, berauben“ bedeutet. Wenn der Tod uns unserer Lieben beraubt, dann hallt unsere Trauer, unser Verlust durch die Zeit. Wir trauern um die Momente von morgen und die Momente des kommenden Monats und Jahres, wir trauern bei Abschlussfeiern und Hochzeiten, bei Geburten und darauffolgenden Todesfällen. Trauer besteht aus zahllosen Einzelteilen, zahllosen Momenten, die alle für sich betrauert werden können. Und durch sie alle wissen wir immer zutiefst, dass jemand fehlt, dass es einen Ort in unserem Herzen gibt, der niemals wieder ausgefüllt werden kann.

      Mit dem Tod eines geliebten Menschen verschwindet auch

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