Pardona 3 - Herz der tausend Welten. Mháire Stritter
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»Du bist traurig und ich soll helfen?«, fragte sie. Er machte wieder das bestätigende, entschlossene Geräusch und sie seufzte. »Ich weiß nicht wie«, gab sie zu. »Ich reise und ich nehme andere dabei mit, aber für einen anderen Zweck wurde ich nicht gebaut und so habe ich auch keine Kenntnis davon. Ich bin keine Heilerin, keine Gelehrte.«
Er sah sie an und legte dann eine Pfote gegen die Schnitzerei des grauen Mohns.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir wirklich leid. Ich werde darüber nachdenken müssen.«
Und das tat sie. Während sie sich im Nebel treiben ließ, verfolgte sie die Erinnerungsfäden von alten Befehlen und Wünschen, suchte nach einer Lösung. Als die Schöpferin sie verlassen hatte, war ihr Auftrag gewesen, ein letztes Mal als Zeichen an ihre Gefolgsleute nach Hause zurückzukehren und dann verschollen zu gehen. Die Seherin hatte ihr nicht den Tod befohlen, denn sie war nicht grausam, aber dass sie den großen Geheimnissen, den tiefen Pfaden und den festen Welten fern blieb.
Sie dachte darüber nach und während sie das tat, spielte sie weitere Spiele mit dem Vierbeinigen. Die Zeit verging und sie blieben allein.
Amadena saß im Herzen der Zitadelle, ihre Finger ruhten auf schwarzen Adern und durch sie spürte sie den Herzschlag eines anderen, der weit entfernt auf den Morast herabblickte, den ihre Schöpfung hinterlassen hatte. Sie lauschte zugleich den scheinbar geheimen Gesprächen von maskierten Würdenträgern auf dem Kontinent im Westen, den dankbaren Gesängen ihrer Kinder im Norden, dem Wispern und Scharren minderer Magie von zahllosen, umherwuselnden Menschen in ihren Städten.
Nach Bedarf ließ sie ihre Kraft an ihnen entlangströmen, stärkte eine Spielfigur hier, die einem Fürsten etwas zuflüsterte, wirkte einen Zauber durch den Körper eines ihr lange ergebenen Kämpfers, erschien als Illusion, rief Schwärme von Ratten zusammen, um strauchelnde Helden in Stücke reißen zu lassen.
Viele dieser Spielfiguren würden fallen und neue würden ihren Platz einnehmen. Sie lenkte, sie suchte, sie ließ Befehle erteilen und ihre Diener nach den Spuren von Wesen suchen, deren Kräfte ihr helfen würden, die die Herzen von Gläubigen bewegten, Überzeugung aufbauten und sich von Hingabe nährten.
Währenddessen ertastete sie die Wurzeln des Baumes, in dessen Kronen sie ruhte, schob ihren Willen und ihren Geist geduldig durch das wimmelnde Chaos der Substanz, aus dem diese Zitadelle als Spitze einer Waffe gewachsen war, die die Schöpfung spalten sollte. Es war nicht ihr Plan, nicht ihre Absicht – die Welt sollte erhalten bleiben, auch wenn ihre Form zu wünschen übrig ließ – aber diese Waffe war denkbar nützlich; nur nicht hier, nicht so.
Wie mit einer feinen Nadel im Nerv eines Zahns erfühlte sie den Wuchs und die Un-Natur dieses riesigen Geschwüres. Während sie zugleich Figuren umstieß, verschob und neue auf das Spielfeld setzte, gewann ein Teil ihrer Zukunft an Form.
Zu ihren Füßen klickte und klackte ein Spielzeug, eine kleine mechanische Kreatur. Die darin ruhende Seele schlief, blieb vor der Umgebung des Dämonenbaumes geschützt. Sie erlebte bloß eine weitere lange Zeit ohne Erinnerung, ohne Bewusstsein, ein weiteres Bisschen Unsicherheit und Hilflosigkeit.
»Bald werden wir uns voneinander verabschieden«, wisperte sie. »Es fehlt nicht mehr viel, und wir finden es bald. Die Sucher riechen die Spur von Orimas Wirken im Nebel und dann werden wir handeln, du und ich.«
»Rilmandra«, erklärte sie ihren Namen und sang ihn. Er lief aufgeregt zwischen Symbolen hin und her und sie sprach sie laut aus, fügte Laute zusammen und wenn er frustriert umhersprang, zog sie sie wieder auseinander. Ein Hauchen, ein tiefer Laut, ein sanftes Ende.
»Hond«, sagte sie und er drehte sich begeistert im Kreis, jaulte glücklich. »Du bist Hond!«, wiederholte sie und Hond sprang zu ihr, um ihr die Hände abzulecken. Nach viel, viel Verwirrung wusste sie nun, dass das Zuneigung bedeutete – Rosenzweige und Mandelblüten, Lavendel und Zaunkönig.
Sie lernte auch die Namen der beiden im Eis. Israni und Kilgan: Schwertlilie und Falke für sie und einsame Bergblüten und Siebenschläfer für ihn. Sie erfuhr, dass es andere gegeben hatte, dass sie fort waren und es Hond so tief schmerzte, dass sein Herz ihm zerreißen wollte, und dass ihr neuer Körper eine Seele gehabt hatte, eine Seele von Jasmin und Nachtigall.
»Ich will ja helfen«, versprach Rilmandra. »Ich will es ja!«
Hond seufzte und trabte die Reling entlang, auf der Suche nach anderen Symbolen für seine Botschaft, aber dann hielt er inne. Beide lauschten sie mit ihren sehr verschiedenen Sinnen. Etwas bewegte sich im Nebel, verdrängte ihn auf eine Art und Weise, die sich unangenehm anfühlte.
»Warte«, sagte sie und drehte ihre Segel.
Etwas kam aus dem formlosen Limbus geschossen, wimmelnde Tentakel anstelle eines Arms und zerfetzte graue Flügel auf den Schultern eines vor Schleim schimmernden Körpers. Das Ding griff mit Krallen und Greifarmen nach ihrer Takelage, zerrte an den seidengeflochtenen Leinen und schrie schrill und pfeifend.
Hond gab wütende, abgehackte Rufe von sich und sprang hin und her, während ihr geliehener Körper in einem Echo des Unbehagens und Schmerzes zusammensank, die ihren Geist erfassten. Der Dämon hatte ihre Schutzbarrieren durchbrochen, sie konnte das Loch wie einen Riss im Segel spüren, und sein Schrei drang auf vielen Wegen hinaus in die graue Weite. Der Klang wurde sofort verschluckt, aber das darin verborgene Signal wurde weitergetragen. Irgendwo, noch weit entfernt, ertönte eine Antwort.
»Er muss weg!«, schrie sie. »Er ruft mehr!«
Hond lief hilflos auf und ab und sie warf sich herum, schleuderte das seelenlose Ding an ihrem Mast hin und her, aber es kreischte höhnisch und wiederholte seinen Ruf in die Leere. Entmutigt sah sie mit den Augen ihres kleineren Körpers nach oben, schwankte mit ihren eigenen Bewegungen und Manövern mit und stützte sich an der Reling ab. Hond hielt inne und presste dann auffordernd seine Schulter gegen sie.
Sie sah hinab, dann wieder hoch, und verstand.
Die lange Zeit der Eingewöhnung und Übung hatte ihr eine sichere Kontrolle über den neuen Körper gewährt und mit erleichternder Mühelosigkeit zog sie sich die Griffe und Tritte am Mast hoch. Der Dämon sah ihr entgegen, öffnete ein den halben Kopf spaltendes Maul und zischte sie an. Speichel sprühte herab und brannte auf ihrer Haut ebenso wie auf ihrem Holz.
»Fort mit dir!«, schrie sie und kletterte weiter, griff mit einer Hand nach einer Leine und zog kräftig daran. Das Ding schwankte, zischte erneut und kletterte auf den Segelbaum hinaus. Erneut schrie es und erneut erklang eine Antwort – nur deutlich schneller, näher.
Sie schätzte die Position des Dämons und die von Hond ab und drehte ihre Weltenhülle, die Zeit und Schwere bestimmte, gegen die Ausrichtung ihres Leibs und schüttelte sich. Alles wurde nach oben gerissen, rauschend wölbte sich das Segel aufwärts und der Dämon, überrascht, verlor den Halt. Als er mit einem Kreischen durch die Grenzen ihrer Schutzbarrieren fiel, fing sie mit beiden Armen Hond, die Beine fest um ihren Mast gewickelt. Der Vierbeiner jaulte, wand sich in Angst, und sie presste ihn an sich, murmelte beruhigende Worte, während sie die Schwere langsam wieder zu ihrem Kiel hin ausrichtete.
Dunkle Flecken näherten sich in ihrer Wahrnehmung, aus den unbestimmbaren Richtungen des Limbus, deutlich größere Wesen