Pardona 3 - Herz der tausend Welten. Mháire Stritter

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Pardona 3 - Herz der tausend Welten - Mháire Stritter Das Schwarze Auge

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die erste Mahlzeit und die erste Nacht in einem Bett seit Langem.

      Sie ließ sich auf das Bett nieder, nahm die Fibel aus ihrem Haar und drehte sie zwischen den Fingern hin und her. »Tausend Jahre lang musste ich auf all dies verzichten«, sagte sie zu der Seele darin, »deinetwegen. Aber ich bin nicht kleinlich. Immerhin warst du auch mein Portal, mein Ausweg und meine Rettung.« Sie strich sanft über das einfach bearbeitete Metall.

      »Du wirst tausend Jahre und mehr abgelten, was du noch schuldest«, versprach sie.

      Sie trat noch am selben Tag vor die versammelten Shakagra in der großen Halle ihrer unterirdischen Stadt, um zu ihnen zu sprechen und ihnen ihre Aufgaben zuzuweisen.

      »Eure Göttin ist zurückgekehrt!«, hallten ihre Worte von den Wänden der lichtlosen Kaverne wider, »und sie wird euch in dieses neue Zeitalter führen! Die Zeit der fey ist vorbei! Sie haben sich verloren in ihrer Dekadenz und ihrem Hochmut. Die Zeit der Echsen ist vorbei! Sie waren nicht in der Lage, sich an die neue Welt anzupassen! Diese neue Welt sind wir! Die Shakagra und ihre Verbündeten! Mit der Macht des dhaza wird uns die Welt gehören!«

      Die Krieger vor ihr jubelten nicht, aber jeder und jede einzelne murmelte leise »Für die Göttin und das dhaza.« Es war für Acuriën beängstigender als die Kriegsschreie tausender Barbaren.

      Amadena verlor keine Zeit mit weiteren großen Reden. Vielleicht war die Drohung zu Beginn ihrer Ansprachen sogar nur an Acuriën und Kaschmallarun gerichtet gewesen. Der Troll stand, bewacht von vier weiteren Kriegern, am anderen Ende der Halle und starrte weiter ins Nichts. Er hatte immer noch kein Wort gesagt. Acuriën wusste nicht, als die Scharen der Shakagra ihre Hingabe zeigten und ihre Treue erneuerten, in welchem Verhältnis er zu Israni und Kilgan gestanden hatte und warum er seine Seele riskiert und verloren hatte, nur um ihn zu retten. Amadena ließ ihn darüber bewusst im Dunkeln, verbarg alle Gedanken und alles Wissen dazu vor ihm.

      Doch ihre Pläne konnte er klar und deutlich vernehmen. Sie waren weltumspannend, blickten Jahrhunderte in die Zukunft. Offenbarten ein Wissen über die Schöpfung und die Politik der Reiche dieser Welt, das sonst niemand besitzen konnte. Amadena hatte gegenwärtig keine großen Pläne für Aventurien, wo Menschen aus dem Süden und Einwanderer aus Myranor sich bald gegenseitig zerfleischen würden.

      Der Norden jedoch wurde noch von zahlreichen Nachkommen der Hochelfen Ometheons besiedelt. Diese galt es auszurotten. Kein fey sollte künftig mehr auf Dere wandeln, der nicht vom dhaza berührt war. Sie gab ihren Truppen konkrete Anweisungen, wie sie einen Feldzug gegen die letzten fey des Nordens anlegen sollte, um ihren Feind trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit auszulöschen.

      Dann wandte sie sich den anderen Reichen der Welt zu. Das Land der Riesen war dem Namenlosen bereits zu großen Teilen verfallen. Myranor im Westen stand unter der Kontrolle mächtiger Zaubererfamilien, die den verschiedensten Mächten anhingen. Manche huldigten Dämonen, andere vielleicht dem dhaza, doch einige auch göttlichen Kräften. Ihnen allen war gemein, dass sie über Artefakte verfügten, die halb Aventurien in Schutt und Asche legen konnten, denn ihre Zauberei war fremdartig und durch große Weisheit und langfristige Studien perfektioniert. Myranor sollte also das Hauptaugenmerk gelten. Dort wollte Amadena ihren neuen Stützpunkt errichten.

      Schon vor über tausend Jahren hatte Amadena den Shakagra befohlen, Tunnel zum Westkontinent anzulegen. Eine Vorhut war damals auf Wolkenschiffen nach Myranor gereist, um dort eine Kolonie zu gründen. Anschließend sollte der Bau der unterseeischen Anlage von beiden Seiten vonstattengehen. Acuriën konnte sich ein solches Bauwerk nicht vorstellen. Es müsste gewaltige Entfernungen überspannen und wäre unglaublichen Kräften ausgesetzt. Müsste man nicht undenkbar tief graben, bis man sicher unter den Wassermassen des Meeres war, und würde man dort nicht auf die Glut aus den Tiefen Deres stoßen?

      Erst, als Amadena mit der Fibel im Haar den Tunnel betrat, um ihn zu begutachten, und ihre Gedanken an ihren Gefangenen sandte, konnte Acuriën es erfassen. Es war eine Röhre aus dickem Glas, die von der westlichsten Kaverne zunächst steil hinab zum Grund des Meeres führte. Amadenas Augen konnten die Schwärze des Ozeans nicht weit durchdringen, aber zuweilen huschten blasse Wesen nahe genug heran, um im Licht der Lampen, die die Shakagra bei sich trugen, zu schillern. Ihre Körper waren weiß oder durchsichtig, formlos und ohne Augen. Dumpf tasteten sie den gläsernen Tunnel ab, aber selbst die größten unter ihnen, Kalmare mit Armen von vielen Schritt Länge, konnten dem Glas keinen Schaden zufügen.

      Die Röhre war breit genug, damit fünf Shakagra nebeneinander gehen konnten, und das Glas auf die gleiche Weise geformt wie die Behälter im Himmelsturm. Es musste Jahrhunderte gedauert haben, all dies zu erschaffen, aber Amadenas Kinder hatten ja auch genug Zeit gehabt.

      »Sie sind alle geschult im Umgang mit Dämonen und dem Formen von Erzen mit dämonischer Macht«, wisperte Amadena Acuriën zu. »Sie haben diesen Tunnel viel schneller gebaut, als du es dir ausmalst. Und noch viele weitere, ein wahres Netzwerk unter den Meeren, Tore zu verlorenen Orten voll vergessener Macht. Wir werden sie bald bereisen. Schon morgen brechen wir auf.«

      Amadena hatte erneut nicht gelogen. Bereits am Folgetag wurden sie und Kaschmallarun von einem kleinen Trupp Shakagra in den Tunnel eskortiert. Der Troll ging schleppend, vier der Dunkelelfen trugen Amadena in einer Sänfte. Die Dunkelheit des tiefen Meeres zog an ihnen vorbei, durchbrochen nur vom Tanzen weißer Quallen und einzelnen siedenden Quellen, die kochendes Wasser und Asche ausstießen, die noch finsterer waren als das lichtlose Wasser. An ihnen hafteten Gärten von abstrusen Wesen, die mit fiedrigen Armen um sich griffen und grelle, prächtige Farben zeigten, die nur für wenige Augenblicke im Lampenschein sichtbar wurden, bevor sie wieder für lange, lange Zeiten in der Dunkelheit versanken.

      Natürlich legten sie so nicht die Tausenden von Meilen bis zur Küste Myranors, des Kontinents im Westen, zurück. Nach einigen Wegstunden erreichten sie eine gewaltige Glaskuppel, die am Meeresboden verankert war. Von ihr zweigten weitere Röhren nach Süden, Westen und Südwesten ab. Hier war ein weiteres Dutzend Shakagra mit Vorräten und Ausrüstung stationiert und sie alle fielen wortlos vor Amadena auf die Knie. Der Tunnel, der von hier aus nach Westen führte, war etwas schmaler als der bisherige und beherbergte eine Plattform aus einem fremdartigen Metall, auf der Amadena und ihre Begleiter jetzt Platz nahmen. Amadena legte eine Hand auf die Plattform und Runen begannen zu leuchten. Mit einem disharmonischen Summen setzte sich der Schlitten in Bewegung und wurde dabei immer schneller und schneller. Amadena sandte weitere Gedankenbilder an Acuriën und beschrieb ihm die Konstruktion, auf der sie saßen. Ein Transport-Dämon war in die Plattform gebunden und trieb sie voran, während er gleichzeitig ein Kissen aus Luft um ihre Basis erzeugte. Diese Art der Forschung, die Amadena schon vor zweitausend Jahren im Himmelsturm vorangetrieben hatte, machte sich die Kräfte der äußersten Sphäre dienstbar und war von den Ältesten abgelehnt worden. Nun diente sie dazu, sie in wenigen Tagen an die Küste Myranors zu tragen.

      Sie passierten noch weitere Knotenpunkte auf ihrem Weg, tauschten die Bedeckung aus und erneuerten ihre Vorräte. Kaschmallarun starrte die gesamte Fahrt über teilnahmslos in die Schwärze der tiefen See. Er aß nichts und trank nichts. Amadena schien das zunächst völlig gleichgültig zu sein, aber nach einigen Tagen, die sie stumm nebeneinander gesessen hatten, sprach sie ihn beim Umladen auf eine neue Plattform in einer der Glaskuppeln doch wieder an: »Ich weiß, deine Art ist zäh. Aber wenn du nichts trinkst, wirst du verdorren und sterben. Dann muss ich deine Knochen am Ende noch als untoten Troll wiedererheben lassen, damit ich dich nicht völlig umsonst mitgeschleppt habe. Ist es das, was du willst?«

      Der Troll wandte bloß seinen Blick ab. Da traf ihn eine unsichtbare Faust mit einer solchen Wucht, dass er gegen die Wand der Kuppel geschleudert wurde, und drückte sein Gesicht mit einem knirschenden Geräusch gegen das Glas.

      »Ich habe dich etwas gefragt. Antworte mir oder ich mache meine Drohung wahr.«

      Kaschmallarun

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