Captain Paul Watson Interview. Paul Watson

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Captain Paul Watson Interview - Paul  Watson

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Die kommenden Plagen prophezeit. Wir haben diese ganzen neuen, von Tieren übertragenen Viren größtenteils ignoriert – das Hantavirus, MERS, SARS, das West-Nil-Virus. Warum? Weil die westliche Welt nicht davon betroffen war. Weil weiße Menschen nicht davon betroffen waren. Aber dann gibt es die erste weltweite Pandemie seit 1918 und plötzlich fühlen sich die Leute betroffen und sind alarmiert, aber das ist nur ein Vorbote dessen, was uns noch blüht. Impfungen sind nur ein Notbehelf. Sie lösen nicht das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist der Rückgang der Ökosysteme und der Artenvielfalt, was wiederum für die zoonotische Übertragung von Viren verantwortlich ist. Und in Zukunft wird es nur noch schlimmer werden. Infolge des schmelzenden Permafrosts werden neue Krankheitserreger auftreten und durch Pilze ausgelöste Infektionen werden zunehmen. Wir werden in Zukunft mit selbstverursachten biologischen Problemen konfrontiert sein, weil wir nicht bereit waren, im Einklang mit den Gesetzen ökologischer Vielfalt, wechselseitiger Abhängigkeit und begrenzter Ressourcen zu leben. Je mehr wir die Ökosysteme schwächen, desto mehr Probleme schaffen wir.

       Inwieweit hat die Regierung Trump dir oder Sea Shepherd Schwierigkeiten gemacht?

      Eigentlich gar nicht, weil wir in den Vereinigten Staaten nicht so aktiv sind. Tatsache ist, dass die USA in ihren Hoheitsgewässern recht gute Überwachungssysteme haben. Meiner Erfahrung nach ist die Jagd- und Fischereiaufsicht in den einzelnen Bundesstaaten ziemlich effizient. Deshalb müssen wir dort selten eingreifen. Wir haben uns allerdings gegen Pläne gestellt, in den Gewässern vor dem Bundesstaat Washington Wale zu jagen, und bisher konnten wir das auch ganz erfolgreich verhindern. Seit 20 Jahren wurden dort keine Wale mehr getötet und doch wird es immer wieder versucht. Aber wir geben nicht auf. Wir arbeiten jetzt hauptsächlich mit Ländern in Afrika und Lateinamerika zusammen. Wir haben stabile Partnerschaften mit Namibia, Tansania, São Tomé und Príncipe, Kap Verde, Liberia, Sierra Leone, Gabun und Gambia aufgebaut. Die funktionieren sehr gut. In Lateinamerika kooperieren wir mit Peru, Kolumbien, Panama und Mexiko.

      Wir waren beeindruckt von Sea Shepherds Zusammenarbeit mit Gabun und São Tomé und Príncipe und haben atemlos verfolgt, wie zwei deiner Schiffe Jagd auf ein illegales Fischereischiff machten.

      Es war die Thunder, die sich in der Nähe von São Tomé und Príncipe aufhielt. Das war wirklich eine unglaubliche Verfolgungsjagd.

      Unsere Aufklärungsarbeit besteht vor allem darin, Dokumentarfilme zu drehen. Entweder übernehmen wir das selbst oder wir arbeiten mit Leuten zusammen, die sie für uns produzieren. Wir haben 2007 mit Shark Water [dt. Titel: Shark Water – Wenn Haie sterben] angefangen, dann kam 2009 The Cove [Die Bucht], später Chasing the Thunder und dann natürlich die Whale Wars-Serie [Whale Wars – Krieg den Walfängern!]. Außerdem gab es noch einen Film über mich mit dem Titel Watson [Paul Watson – Bekenntnisse eines Öko-Terroristen] und dieses Jahr ist der Dokumentarfilm Seaspiracy herausgekommen. Wir haben festgestellt, dass das am besten funktioniert. Die Schwierigkeit besteht darin, einen Dokumentarfilm zu machen, der das aufgeklärte Publikum nicht langweilt, aber gleichzeitig Menschen erreicht, die sich der Problematik noch nicht bewusst sind. Ich glaube, dass wir auf diese Weise zu den Leuten durchdringen. In Whale Wars haben wir das zum ersten Mal versucht und haben viele Leute angesprochen, die die Tragweite des Problems sonst nicht erfasst hätten. Bei Seaspiracy war nicht nur die Botschaft, sondern auch das Medium wichtig. Da er auf Netflix lief, schaffte er es auf die Top-10-Liste der beliebtesten Filme, in vielen Ländern war er sogar auf Platz 1. Ich glaube, das Geheimnis besteht darin, das richtige Medium zu finden. Der Film Blackfish [Der Killerwal] zum Beispiel wäre niemals so erfolgreich gewesen, wenn CNN ihn nicht über 30 Mal wiederholt hätte. Das muss also unser Schwerpunkt sein.

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       Brutal erschlagene, gehäutete und ermordete Robben

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       Operation Albacore, Gabun, ins Meer geworfener Haifischbeifang. © Simon Ager

      Die Gesetze der Ökologie

      In dem Film Seaspiracy erwähnst du, dass es unmöglich wäre, nachhaltige Fischerei zu betreiben. Glaubst du, dass die Anerkennung dieses Umstands dasjenige ist, was uns beim Schutz der Meeresgebiete voranbringen könnte?

      Es gibt schon nachhaltige Fischerei, aber nur auf dem nichtindustriellen, lokalen Sektor. Die einheimischen Fischer in Afrika, Indien oder Lateinamerika arbeiten nachhaltig. Aber die sind ja nicht das Problem. Das Problem ist die kommerzielle, industrielle Fischerei. Riesige Supertrawler, hundert Meilen lange Kiemennetze, hundert Meilen lange Langleinen, riesige Ringwadennetze und Grundschleppnetze, das ist das Problem. Die Fischereiindustrie ist nirgendwo auf der Welt nachhaltig und wird es nie sein. Kann sie auch gar nicht. Und das hat einen einfachen Grund. Es gibt acht Milliarden Fisch und Fleisch essende Primaten auf unserem Planeten, die kann man nicht nachhaltig ernähren. Wenn man sich die Zahlen vor Augen führt, ist das einfach unfassbar. Auf die Viehwirtschaft entfallen 65 Milliarden Tiere, dann kommt noch der Fisch dazu. Das führt zu Grundwasserverschmutzung, Treibhausgasemissionen und Totwasserzonen im Meer. Ungefähr 30% aller gefangenen Fische werden gar nicht von Menschen gegessen, sondern werden zu Fischmehl verarbeitet und an Hühner, Schweine und Zuchtlachs verfüttert. Wir leben mittlerweile in einer Welt, in der Hühner mehr Fisch fressen als alle Albatrosse und Delfine auf der Welt zusammengenommen. Aus ökologischer Sicht ist das Wahnsinn. Hauskatzen fressen mehr Fisch als sämtliche Robben im Nordatlantik. 2,8 Millionen Tonnen Fisch werden allein zu Katzenfutter verarbeitet und das ist wohl kaum eine artgerechte Nahrung.

      Es gibt ja auch so einige Halbwahrheiten über Aquakultur. Viele Leute kaufen lieber Fisch aus Aquakultur, weil sie glauben, das wäre nachhaltig. Aber wie wir aus Seaspiracy erfahren haben, ist sie nicht nur nicht nachhaltig, sondern trägt auch noch zur Verunreinigung der Meere bei.

      Ja, das liegt an dem massenhaften Einsatz von Antibiotika und Chemikalien. Sie stecken die Fische einmal im Jahr in ein chemisches Bad, um die Seeläuse abzutöten. Seeläuse sind kleine Krebstiere. Und dieser Chemiecocktail gelangt ins Ökosystem und vernichtet Krebse und andere Meerestiere. Nicht nur, dass Antibiotika das Ökosystem verseuchen, sondern, was noch schlimmer ist, die durch die Massentierhaltung entstehenden Viren infizieren die lokalen Fischbestände. Und so ist die zoonotische Übertragung von Viren auf die Wildlachsbestände zu einem riesigen Problem geworden. Im Gegensatz zum Zuchtlachs bekommt der Wildlachs natürlich keine Antibiotika. Die Leute wissen auch nicht, dass ein Zuchtlachs, den man auf einer Fischfarm aufschneidet, kein orangerosa Fleisch hat. Es ist schmutzig-grau. Kein Mensch würde so etwas kaufen. Also setzen sie dem Futter Farbstoff zu. Die rosa Farbe des Wildlachses stammt vom Krill, von dem er sich im Meer ernährt. Und damit der Zuchtfisch genauso aussieht, muss man ihn künstlich färben.

      Es ist schrecklich, diese eingesperrten, gestressten und leidenden Fische zu sehen, zu beobachten, wie sie von Seeläusen bei lebendigem Leibe aufgefressen werden.

      Aquakultur ist extrem ungesund für die Fische und für die Menschen, die sie essen. Die fäkale Verschmutzung des Ökosystems ist hoch. Darüber hinaus braucht man etwa 70 Fische aus dem Meer, um einen einzigen Fisch zu züchten. Und dann werden jedes Jahr auf den Fischfarmen Raubtiere getötet, angefangen bei Adlern über Bären und Otter bis hin zu Robben und Seelöwen, weil man sie als Bedrohung für den Bestand ansieht. Trotzdem machen wir Fortschritte. Wir haben vor Vancouver Island und British Columbia 17 Fischfarmen stillgelegt. Gerade ist ein neues Buch von Richard Flanagan erschienen. Es heißt Toxic und deckt die Missstände auf tasmanischen Lachsfarmen auf. Don Staniford setzt sich für das Verbot von Fischfarmen in Schottland ein. Eine invasive Art wie der Atlantische Lachs hat im Pazifik einfach nichts zu suchen. Wenn man einen

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