Entdeckungen und Erfindungen, die die Welt veränderten (E-Book). Otto Piller
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Erste Dampfmaschine, entwickelt von James Watt.
Der Engländer George Stephenson (1781–1848) erkannte, dass die Dampfmaschine diese Pferdegespanne ersetzen könnte. Er baute eine Dampflokomotive, die 1814 erstmals für den Kohletransport eingesetzt wurde. Von Stephenson stammt auch die Idee, mit Dampflokomotiven auf einem Schienennetz nicht nur Kohle und andere Güter, sondern auch Personen zu transportieren. So baute er etwa um 1830 die erste größere Eisenbahnstrecke zwischen Manchester und Liverpool mit einer Länge von 48 Kilometern. Kurze Zeit später fuhr darauf eine Dampflkomotive mit angehängten Personenwagen. In den folgenden Jahren wurden in ganz Europa sowie in den USA Eisenbahngesellschaften gegründet und gewaltige Schienennetze errichtet, Tunnels gebohrt, Brücken gebaut und in Fabriken Dampflokomotiven sowie Personen- und Güterwagen hergestellt. Stephenson, der als Vater der Eisenbahn gilt, war zu dieser Zeit europaweit ein gefragter Berater für viele Eisenbahnprojekte. So entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das erste Massenverkehrsmittel der Neuzeit. Dieses hatte größten Einfluss auf die technische, wirtschaftliche und politische Entwicklung der sich rasant industrialisierenden Staaten.
Eine Dampflokomotive mit Bahn.
Das weltweit größte Bahnprojekt wurde in Russland realisiert. Zwischen 1891 und 1916 entstand die Transsibirische Eisenbahn zwischen Moskau und Wladiwostok am Pazifik.
Die Strecke umfasst rund 9300 Kilometer und ist somit die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Die Fahrt beträgt heute etwa eine Woche, wobei rund 400 Bahnhöfe angefahren werden. Ursprünglich diente die transsibirische Eisenbahn dem Rohstoff- und Warentransport, doch schon bald wurde sie auch benutzt, um von den westeuropäischen Hauptstädten aus mit luxuriös ausgestatteten Salonwagen Personenreisen durchzuführen. Leisten konnten sich dies damals allerdings nur die Reichen und Superreichen. Auch innerhalb Europas entstand ein Tourismus für die Oberschicht. Anfang der 1900er-Jahre zum Beispiel zählte das Gurnigelbad im Berner Oberland zu den Luxusdestinationen in Europa. Mit der Eisenbahn konnten gut betuchte Gäste dieses Bad viel leichter erreichen als mit den Pferdekutschen. So war es möglich, in London einen Salon-Eisenbahnwagen zu besteigen, auf dem als Zieldestination das Gurnigelbad angeschrieben war. Die Waggons wurden mit einer Fähre über den Ärmelkanal transportiert, in Calais wieder angekoppelt und weiter ging die Fahrt; über Basel nach Bern bis Thurnen im Gürbetal. Dort warteten Pferdegespanne oder auch erste Autobusse für den Transport ins Gurnigelbad. In den 1930er-Jahren endete dieser Spaß wegen der Weltwirtschaftskrise und des drohenden Zweiten Weltkrieges. Bei Kriegsende diente das Gurnigelbad noch als Flüchtlings- und Internierungsunterkunft, dann wurde der Bau abgerissen.
Salon-Eisenbahnwagen für Reisen von London zum Gurnigelbad.
Die Schweiz hat im Laufe der Zeit das dichteste Eisenbahnnetz Europas aufgebaut. Aufgrund der Topografie mussten viele imposante Brücken und große Tunnel erstellt werden. Dazu ein Beispiel: Im Jahre 1872 begannen die Arbeiten am Scheiteltunnel unter dem Gotthardmassiv. Zehn Jahre später war der damals längste Eisenbahntunnel der Welt fertiggestellt. Über Kehrtunnel im Norden und im Süden mussten zuerst die Einfahrten in Göschenen und Airolo erreicht werden, bis die Züge durch den 15 Kilometer langen Tunnel fahren konnten. Über 130 Jahre lang blieb diese Eisenbahnstrecke die wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen. Im Jahre 2016 wurde nach einer Bauzeit von 17 Jahren der Gotthard-Basistunnel eröffnet. Mit einer Länge von 57 Kilometern ist er wiederum der längste Eisenbahntunnel der Welt und dient ganz Europa für den Waren- und Personentransport.
Der neue Zug Giruno auf der Gotthard Basislinie, gebaut von der Stadlerrail AG. Mit freundlicher Genehmigung der Stadlerrail AG.
Bei diesen Schilderungen darf eines nicht vergessen werden. Beim Bau dieser Eisenbahnstrecken in Europa, im asiatischen Russland und auch in Amerika haben hunderttausende Arbeiter unter erbärmlichsten Bedingungen gearbeitet. Viele verunfallten, wurden krank oder starben. Sozialversicherungen gab es keine oder nur in den minimalsten Ansätzen. Die Überlebenden blieben in der Regel arm und konnten sich die teuren Bahnreisen, die sie ermöglicht hatten, nie leisten. Die Ausbeutung war aus heutiger Sicht inhuman. Diese Menschen dürfen wir nie vergessen.
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