Time Is Now. Группа авторов

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Time Is Now - Группа авторов Pop Music Culture

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für seine eleganten elektronischen Songs die Stimmen, wie sie aus dem Pophinterland zu ihm kommen. «Hier gibt es eine viel breitere Palette an Gefühlen und Geschichten als auf der Oberfläche von Youtube», hat Hinton in einem Interview erklärt, «und man bekommt es mit wirklichen und interessanten Dingen zu tun.» Der 27-jährige Amerikaner hat also in den Tiefen des Internets nach Originalen gefahndet, genau so, wie Harry Smith für seine berühmte «Anthology of American Folk Music» von 1952 im unüberblickbaren Wust der alten Folkmusik die wunderlichsten und ergreifendsten Stimmen aufspürte. Die «Anthology» wurde zu einer der einflussreichsten Liedersammlungen der Geschichte, sie beschwor eine Gegenwelt zum Alltag, das «old weird America». Und entwarf so in 84 seltsamen, betörenden Folkaufnahmen den Mythos vom Rock ’n’ Roll.

      Vielleicht lässt sich davon lernen. Wenn Pop aus der Volkskultur wieder herausfinden will, muss er ihr unwegsamstes Gelände erforschen. Da fährt zwar kein Bus hin. Aber vielleicht beginnen die Appalachen ja schon auf der 28. Resultatsseite unserer nächsten Googlesuche. Wer geht mit ins new weird Web?

Mu­si­ker sein

      Wie sieht der All­tag von Schwei­zer Pop­mu­si­kern aus? Bran­dy But­ler, Fa­bian Chi­quet und Ji­mi Jules im Ge­spräch mit Do­mi­nik Land­wehr und Phi­lipp Schny­der von War­ten­see.

      Brandy Butler (*1979): Amerikanerin, die seit dreizehn Jahren in der Schweiz lebt. Musikerin, Sängerin, Schauspielerin. Verfolgt eigene Projekte unter ihrem eigenen Namen: Brandy Butler and the Brokenhearted, Chambersoul, Dee Dee Day Club, Brandy Butler and the Fonxionaires. Arbeitet auch mit Kindern (Muki-Musik).

      Fabian Chiquet (*1985): Hat 2006 zusammen Elia Rediger die Band The bianca Story gegründet und diverse Alben produziert, u.a. auch im Kunstbereich. Produziert auch Musik für Theater. Sein Soloprojekt The Wedding Party Massacre war 2016 auch am m4music zu sehen.

      Jimi Jules (*1987): Macht elektronische Musik seit acht Jahren. Zuvor eher Rock, aber auch Klassik und Jazz. Schwerpunkt liegt heute auf der Produktion von Musik für Dritte.

      Wenn wir uns die Kurzbeschreibung Eurer musikalischen Tätigkeit ansehen, dann fällt uns eines auf: Vielfalt, jeder hat mehr als ein Standbein. Stimmt das? Und welches war Euer erfolgreichstes Projekt der letzten Jahre?

      Jimi Jules: Jeder von uns hat Projekte, mit denen er Geld verdient, und andere, die er vielleicht eher als Hobby betreibt.

      Brandy Butler: Ich bin selber sehr kreativ und habe extrem viele Ideen. Ich habe ein grosses Netzwerk und finde es auch sehr wichtig, in der Gemeinschaft verankert zu sein.

      Jimi: Ich habe vor zwei Jahren den Song «Pushing On» produziert, der überall ausser in der Schweiz vorne in den Charts war: in England, Belgien, USA. Ich hatte gar nicht geplant, den Song rauszubringen. Zuerst war er in den Undergroundplattformen ganz vorn, also da, wo DJs ihre Musik holen.

      Hast Du hier auch Geld verdient? Wenn ja, wie viel?

      Jimi: Ja, da habe ich Geld verdient und konnte sogar die Schulden aus meinem Studium zurückbezahlen. Wie viel? Das sag ich nicht. Aber mit einem Song, der in England in den Top Ten ist, verdient man schon Geld. Ich konnte auch Filmlizenzen verkaufen, das war sehr toll.

      Man hört oft, mit Popmusik könne man kein Geld mehr verdienen. Du hast offenbar den Traum jedes Popmusikers realisieren können …

      Fabian Chiquet: Die Träume der Popmusiker sind sehr unterschiedlich, und da geht es auch nicht immer um Geld. Mein Traum ist es, alle Künste miteinander zu verbinden. Musik ist für mich immer Teil eines Gesamtkunstwerkes. Deshalb unterscheide ich auch nicht zwischen verschiedenen Bereichen. Beides ist wichtig: Musik und die Kunst der Inszenierung, und mit beidem ist es möglich, Geld zu verdienen: Mit The bianca Story habe ich auch viele Songs geschrieben, die im Radio gespielt wurden – der wohl erfolgreichste war übrigens der Remix eines deutschen DJs, der dann auch im Fernsehen benutzt wurde. Wir haben aber auch Geld verdient mit Auftragsmusik für Theaterproduktionen, wo es finanziell dank besserer Subventionen ganz anders aussieht.

      Brandy: Für mich ist Erfolg etwas, was mich berührt hat. Ich habe für grosse Künstler im Background singen können und habe mich sehr über ihren Erfolg gefreut. Für mich ist zum Beispiel mein Kinderprojekt sehr wichtig und auch meine stabilste Einkommensquelle. Das ist sehr bereichernd für mich. Es ist für mich sehr wichtig, mit Menschen zusammen zu sein und die Liebe zur Musik weitergeben zu können.

      Von den Erfolgen der Vergangenheit zu den Herausforderungen der Gegenwart: Was ist für Euch im Moment die grösste Herausforderung?

      Jimi: Ich mache alle paar Monate EPs. Mitte Juni kommt eine Auskoppelung aus meinem Album. Im August mein Projekt mit Kalabrese. Im September das Album und danach eine Tour … das braucht Nerven und Energie auch am Wochenende und in der Nacht. Das Reisen ist sehr anstrengend. Als DJ ist man oft zwanzig Stunden unterwegs, um dann zwei Stunden Musik zu machen. Das Geld kriegt man für die Reise, und der Rest ist Spass.

      Fabian: Ich produziere im Moment vor allem im Studio und komponiere neue Werke. Das braucht zwar viele Nerven, dafür kann man sehr unabhängig entscheiden, wann man arbeiten will.

      Brandy: Ich arbeite im Moment an einem Soloalbum und war gerade mit Eurovision als Backgroundsängerin unterwegs. Dann habe ich eine Tournee mit Erika Stucky gemacht. Ich mache etwas weniger für andere und bin zum ersten Mal im Sommer nicht unterwegs. Ich habe ein Projekt mit dem Pianisten Bojan Z aus Paris, das fast fertig ist, und bin mit Duck Duck Grey aus Genf am Arbeiten, das gibt das erste Popprojekt. Ich habe auch ein neues feministisches Musikprojekt am Start.

      Wie ist bei Euch das Verhältnis zwischen administrativer und kreativer Arbeit?

      Brandy: Früher habe ich alles allein gemacht. Ich habe aber gemerkt, dass ich gar nicht überall gleich gut bin. Deshalb arbeite ich nun mit einem Produzenten, einem Booker.

      Jimi: Bei uns machen sehr wenige das Booking selber. Wir müssen mit Agenturen arbeiten. Auch habe ich einen persönlichen Manager, der mir hilft, die Zeit einzuteilen.

      Fabian: Unterschiedlich, aber das Kreative überwiegt. Es ist immer alles eine Frage des Fokus. Es ist schwierig, mit den vielen Wünschen und Träumen umzugehen. Man muss sich entscheiden und dann etwas durchziehen, sonst verzettelt man sich. Es ist oft besser, weniger zu machen und das dafür richtig gut. Qualität braucht Zeit.

      Ihr habt eine grosse Freiheit. Gibts manchmal auch Momente, in denen ihr lieber einen geregelten Job hättet?

      Fabian: Ja, die gibt es. Grundsätzlich würde ich meinen Job aber als ziemlich geregelt bezeichnen, es ist ja meine Entscheidung, wie ich ihn ausfüllen möchte. Was ich mir eher wünschen würde, wäre besser abschalten zu können. Das ginge vielleicht einfacher in einem Job, wo man nicht so existenziell vom Erfolg seiner Projekte abhängig ist.

      Jimi: Ich habe auch eine Familie. Früher war ich Tag und Nacht unterwegs. Heute ist das nicht mehr so. Seitdem ich ein Kind habe, mache ich oft am Vormittag die anspruchsvollen Sachen und nicht mehr in der Nacht.

      Brandy: Ich hab in den USA als Primarlehrerin gearbeitet und fand das extrem anstrengend. Ich geniesse mein Leben heute, es ist viel einfacher. Ich habe ein Kind, aber arbeite nicht nach einem fixen Plan.

      Den Popmusikern haftet ja das Klischee vom wilden Leben an. Davon ist bei Euch nichts mehr zu spüren.

      Brandy: Wir leben in einer anderen Zeit. Die Leute gehen nicht mehr so gerne aus. Man macht vieles zuhause, schaut Netflix … Die Szene ist viel ruhiger geworden. Früher ist man mit allen seinen Freunden zum Konzert gegangen, heute ist das nicht mehr so.

      Jimi:

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