Camerarius Polyhistor. Группа авторов

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die Würzburger Tagung „Camerarius Polyhistor“, welche 2015 die internationale Camerarius-Forschung zusammengeführt hat.

      Trotz dieser intensivierten Bemühungen steht die Forschung weiterhin vor pragmatischen Schwierigkeiten: Sie sieht sich mit einem außergewöhnlich umfänglichen, thematisch vielfältigen und sprachlich nicht leicht zugänglichen Œuvre konfrontiert, und es mangelt an grundlegenden heuristischen Vorarbeiten.

      Die editorische Erschließung der Camerarius-Schriften ist rudimentär. Neben einzelnen Faksimilia19 und Teilveröffentlichungen20 liegen neuere Ausgaben lediglich zu den drei großen Biographien,21 zu den Eklogen,22 zur Geschichte der Böhmischen Brüder23 und zu einem kleinen Teil des Briefwechsels24 vor. Zumindest sind dank der jüngsten Digitalisierungsprojekte inzwischen gut 90 % der relevanten Drucke als Scans verfügbar. Am schwersten aber wiegt, dass bis heute kein vollständiges Schriftenverzeichnis von Joachim Camerarius existiert, obwohl man sich schon früh um ein solches bemüht hat.25 Auf der Grundlage eines avitorum scriptorum catalogus aus dem Besitz der Camerarii hatte Georg SummerSummer, Georg 1646 eine chronologische Übersicht über die Werke des Joachim Camerarius publiziert.26Summer, Georg Sie wurde von Johann Albert FabriciusFabricius, Johann Albert für die Bibliotheca Graeca ausgewertet, korrigiert und ergänzt,27 und dieses Verzeichnis wurde seinerseits durch August Wilhelm ErnestiErnesti, August Wilhelm (Leipzig 1782/86) fortgeführt.28Ernesti, August Wilhelm Im 20. Jahrhundert kamen mit dem Index Aureliensis und Frank Barons Liste der Erstdrucke zwei Schriftenverzeichnisse hinzu.29 Gegenüber diesen Aufstellungen, die v.a. bibliographische Daten aus zweiter Hand kompilieren, bietet das alphabetische Corpus der Camerarius-Drucke im VD16 einen breiteren Überblick,30 ist aber ebenfalls weder fehlerfrei noch vollständig.

      Demgegenüber übertreffen die Online-Versionen von VD16 und VD17 (http://www.vd16.de und http://www.vd17.de) alle vorgängigen Bibliographien an Umfang. Aktuell sind dort insgesamt 863 Drucke verzeichnet, an denen Joachim Camerarius d.Ä. als Verfasser, Beiträger oder Bearbeiter beteiligt war. Allerdings beschränken sich VD16/17 auf Drucke aus dem deutschen Sprachbereich und verweisen nur auf Digitalisate deutschsprachiger Bibliotheken. Es wird zwar die Art von Camerarius’ Beteiligung an den Drucken genannt, aber nicht, worin seine Beiträgerschaft genau besteht. Wie viele und welche Werke Camerarius verfasst hat, lässt sich bisher also nur annäherungsweise feststellen.

      Das Projekt „Opera Camerarii

      Hier setzt das Projekt „Opera Camerarii“ an: Es hat zum Ziel, ein datenbankgestütztes, vollständiges Verzeichnis von Camerarius’ Werken zu liefern, das die Drucküberlieferung bis ins 17. Jahrhundert berücksichtigt. Die Drucke und die in ihnen enthaltenen Opera Camerarii werden als Datensätze bibliographisch und prosopographisch erfasst. Die Werke erhalten eine inhaltliche Kurzbeschreibung (mit Verschlagwortung), die auch Aspekte ihrer Entstehung, ihrer Funktion und Wirkung berücksichtigt. Zu den Werken zählen dabei alle von Camerarius verfassten (auch unselbständig überlieferten) Texte, einschließlich der von ihm verantworteten Kommentare, Übersetzungen und Editionen, die durch ihre paratextuelle Ausstattung Werkcharakter gewinnen. Auch der Briefwechsel gehört dazu. Er stellt mit über 3000 Exemplaren eine der größten Humanistenkorrespondenzen im deutschsprachigen Raum dar und gewährt umfängliche Einblicke in gelehrte Netzwerke des 16. Jahrhunderts.1 Das bisher nur punktuell analysierte Corpus2 liegt zum einen in insgesamt sieben teils posthum gedruckten Sammelausgaben vor, deren Auswahl Camerarius selbst oder seine Nachfahren vorgenommen haben.3 Zum anderen existieren handschriftliche Briefbestände, insbesondere in der Collectio Camerariana (UB Erlangen, Sammlung Trew; BSB München), die sich teilweise mit den gedruckten Sammlungen überschneiden, deren Zahl aber weit über diese hinausgeht. Ihre Erschließung würde eine eigene hochkomplexe Forschungsaufgabe darstellen.4 Daher konzentriert sich das Projekt „Opera Camerarii“ zunächst auf die im Druck publizierten rund 1500 Briefe zuzüglich der in den anderen Teilen des Œuvres paratextuell überlieferten Widmungsbriefe. Die Briefe enthalten zum einen Informationen zur Genese und Rezeption von Werken des Camerarius;5 zum anderen sind sie für das self-fashioning humanistischer Persönlichkeiten besonders aufschlussreich: Denn Camerarius hat in seinen gedruckten Sammlungen immer wieder handschriftliche Briefe – sowohl seine eigenen als auch diejenigen seiner Briefpartner – überarbeitet, neugedeutet und umgeschrieben, so dass er bisweilen als redaktioneller Bearbeiter des eigenen Briefwechsels hervortritt.6 Die Verzeichnung und der Vergleich der gedruckten Briefe mit erhaltenen handschriftlichen Vorlagen (ca. 200 Briefe), die im Projekt angestrebt werden, versprechen neue Einblicke in die Konstruktion des Selbstbildes, das Camerarius von sich und den gelehrten Freundeskreisen entwarf. Der wichtige Briefwechsel zwischen Camerarius und MelanchthonMelanchthon, Philipp wird an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Projekt „MelanchthonsMelanchthon, Philipp Briefwechsel“ (MBW) erschlossen.7

      Die Erfassung der Werke verfolgt das Ziel, das „Phänomen Camerarius“ in seiner zeitgeschichtlichen Verortung zu erklären und sich dabei von der traditionellen ‚Heroengeschichte‘, von dem individuenzentrierten Ansatz der Literaturgeschichte und von dem bisweilen zu sehr auf ‚Höhenkamm‘-Literatur verengten Blick der Humanismusforschung abzuheben. Camerarius ist kein autark-monolithischer Gelehrter. Seine Werke und die ihnen zugrundeliegenden Denkprozesse und Anliegen sind vielmehr geprägt von bestimmten personellen, diskursiven und historisch-kulturellen Konstellationen, in denen sie entstanden sind und in die sie hineinwirken.8 Die Erfassung und Analyse des umfänglichen Datenmaterials und die sukzessive und systematische Verknüpfung neu gewonnener Erkenntnisse sollen etwa Aufschlüsse darüber geben, welche Konstellationen zum Zustandekommen seines vielfältigen Œuvres beitrugen; welche thematisch-diskursiven und methodischen Schwerpunktsetzungen und Entwicklungen erkennbar sind; welche Formen von Autorschaft dabei begegnen, wie sich Camerarius als Humanist präsentiert und welchen Wirkungsradius seine Schriften besaßen.

      Die im Projekt verwendete Open-Source-Software „Semantic MediaWiki“ (SMW) eignet sich für diese Zwecke besonders. Sie erlaubt es nicht nur, alle werkrelevanten Informationen kleinteilig zu erfassen, zu strukturieren, miteinander zu verknüpfen und mit diversen Filtern abfragbar zu machen. Sie ermöglicht es vielmehr auch, die Datensätze mit definierten Attributen auszustatten und mit Hilfe dieser semantischen Struktur übergeordnete Zusammenhänge abzubilden. So lassen sich etwa für historische Personen Attribute vergeben (z.B. Widmungsempfänger, Brief- und Gesprächspartner, Schüler des Camerarius usw.), die das Wiki auf den jeweiligen Personenseiten nach Kategorien geordnet zusammenführt und mit entsprechenden Werklisten verknüpft (z.B.N.N. ist Widmungsempfänger folgender Werke; N.N. wird als Schüler des Camerarius in folgenden Werken genannt etc.).

      Diese Aufbereitungsmöglichkeiten der Daten werden helfen, die Gelehrtenzirkel, in denen sich Camerarius bewegte und mit denen er sich austauschte, als epistemische Kultur-, Aktivitäts- und Kreativitätszentren genauer zu fassen. Die inhaltliche Erschließung wird es ermöglichen, das breite Œuvre in Genese, Funktion und Wirkung zu überblicken und die programmatische Selbstverortung und -stilisierung des Gelehrten in der res publica litteraria zu bestimmen. Die Ergebnisse des Projekts werden über den Server der Universitätsbibliothek Würzburg in Form eines CamerariusWiki dauerhaft zugänglich gemacht.

      Literaturverzeichnis

      Die Literatur bis 2010 ist bei Hamm 2011 aufgeführt. Ein aktualisiertes Literaturverzeichnis wurde als Vorarbeit für das geplante Projekt erstellt und ist im Camerarius-Wiki abrufbar. Im Folgenden werden nur die im obenstehenden Text zitierten Publikationen genannt.

      Primärliteratur

      Camerarius, Joachim: Historica narratio de Fratrum Orthodoxorum ecclesiis in Bohemia, Moravia et Polonia, Heidelberg 1605, in: Quellen zur Geschichtsschreibung der Böhmischen Brüder. Zwei Darstellungen von Comenius und Camerarius. Mit einem Vorwort von Erich Beyreuther […], Hildesheim 1980.

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