Wirtschaft für Dummies. Sean Masaki Flynn
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Mehr Geld für Mohair
Mohair ist eine außerordentlich warme Wolle, die von einer speziellen Ziegenart stammt. Während des Zweiten Weltkriegs entschied die US-Regierung, dass für die wärmenden Jacken, die von den Bomberpiloten in ihren ungeheizten Cockpits getragen wurden, mehr Mohair verwendet werden sollte. Deshalb begann die Regierung, Mohair zu subventionieren, um die Produktion anzuregen. Heute werden Flugzeuge beheizt, und die Jacken von Bomberpiloten werden aus Kunstfasern hergestellt. Aber die Mohairsubvention bleibt, und Mohairproduzenten erhalten jedes Jahr Millionen von Dollar. Warum? Weil die Mohairproduzenten eine sehr starke Lobby haben, die die US-Regierung jedes Jahr bedrängt, die Subvention zu verlängern. Für jeden Produzenten ist die Subvention sehr viel Geld wert. Und weil nur ein Bruchteil eines Cents der durchschnittlichen Besteuerung in die Mohairsubvention fließt, protestiert niemand dagegen. Folglich überlebt die Mohairsubvention nicht, weil sie für die Gesellschaft nützlich ist, sondern weil sich Lobbying in einer Demokratie auszahlt. Viele andere Staatsprogramme haben einen ähnlich geringen gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Unter dem Aspekt der Transformationskurve betrachtet führen alle diese Staatseingriffe dazu, dass die Wirtschaft eine Outputkombination produziert und verteilt, die sich von der Kombination unterscheidet, die die Gesellschaft gewählt hätte, wenn allein die Märkte über die Produktion und Verteilung entschieden hätten. Abhängig von der jeweils gegebenen konkreten Situation kann die Outputkombination, die durch einen Staatseingriff zustande kommt, gemessen an der Produktionseffizienz, der Allokationseffizienz oder beidem, besser oder schlechter sein als die Marktkombination.
Was gegen Staatseingriffe spricht
Staatseingriffe sind ein starkes Instrument, um die wirtschaftliche Aktivität umzulenken, aber sie machen die Wirtschaft nicht unbedingt besser. Tatsächlich gibt es wenigstens drei gute Gründe, um zu fürchten, dass Staatseingriffe in die Wirtschaft die Dinge verschlimmern:
Partikularinteressen: Staatsprogramme sind oft die Folge der Lobbyarbeit einer speziellen Interessengruppe, die versucht, einer kleinen Gruppe zu helfen, anstatt das Glück der allgemeinen Bevölkerung zu maximieren. Die Lobbyarbeit von Interessengruppen zieht Ressourcen von anderen Verwendungen ab, die oft für zahlreiche Menschen nützlich sind, um nur einigen wenigen Vorteile zu verschaffen.
Ineffizienz: Selbst bei dem Versuch, das Allgemeinwohl zu fördern, leisten Staatsprogramme oft schlechte Dienste, weil es keinen Wettbewerb gibt, der Anreize schafft, Staatsgüter und -dienste effizient zu produzieren.
Inflexibilität: Staatseingriffen fehlt normalerweise die Flexibilität des Preissystems, das in der Lage ist, die Ressourcen immer wieder neu zu verteilen, um das System den Änderungen der Bereitschaft anzupassen, für ein Gut mehr als für ein anderes zu bezahlen. Bis politische Regierungsentscheidungen umgesetzt werden, vergehen oft Jahre, und Gesetze sind normalerweise so präzise formuliert, dass sie kaum an sich ändernde Umstände und schnelle Innovationen angepasst werden können – lauter Dinge, die das Preissystem mit Leichtigkeit handhabt.
Obwohl auch Wettbewerbsmärkte manchmal nicht alles liefern, was die Gesellschaft wünscht, sind Staatseingriffe kein Allheilmittel. (Wettbewerbs-)Märkte sind sehr gut, wenn es um die Bereitstellung der überwiegenden Mehrzahl der gewünschten Dinge geht; und normalerweise können sie dies zu den geringstmöglichen Kosten tun. Folglich sollten Staatseingriffe gut durchdacht sein, um die Dinge nicht schlimmer, sondern besser zu machen.
Eine Mischwirtschaft wählen
In Wirklichkeit entscheiden sich nur wenige Gesellschaften für eine Extremform der Wirtschaft, die entweder vollkommen auf Märkten basiert oder die laufend und umfassend durch Staatseingriffe gesteuert wird. Stattdessen haben sich die meisten Gesellschaften für eine Mischung aus Märkten, Staatseingriffen und der (von Wirtschaftswissenschaftlern so bezeichneten) traditionellen Produktion entschieden. In ihren Reinformen können diese drei Wirtschaftstypen folgendermaßen definiert werden, wobei der Typus der traditionellen Wirtschaft im weitesten Sinne auch dem Sektor »Staat« untergeordnet werden könnte:
Markt: Eine Marktwirtschaft (auch Verkehrswirtschaft) ist eine Wirtschaft, in der fast alle wirtschaftlichen Aktivitäten ohne oder nur mit geringen Staatseingriffen auf Märkten passieren. Weil es keine Staatseingriffe gibt, wird dieses System oft auch als laissez faire bezeichnet, was im Französischen »in Ruhe lassen« bedeutet.
Planwirtschaft: Eine Planwirtschaft (auch Befehlswirtschaft, Zentralplanwirtschaft oder Zentralverwaltungswirtschaft) ist eine Wirtschaft, in der alle wirtschaftlichen Aktivitäten vom Staat gelenkt werden.
Traditionelle Wirtschaft: Eine traditionelle Wirtschaft ist eine Wirtschaft, in der Produktion und Verteilung anhand seit Langem eingeführter kultureller Traditionen erfolgen. Beispielsweise konnte in Indien bis zur Abschaffung des Kastensystems im letzten Jahrhundert die Produktion fast jeden Gutes oder Dienstes nur durch jemanden erfolgen, der in die entsprechende Kaste geboren war. Ähnlich konnte im mittelalterlichen Europa normalerweise nur ein von Geburt Adliger Teil der Regierung werden oder einen hohen militärischen Rang erreichen.
Weil fast jede moderne Wirtschaft eine Mischung aus diesen drei reinen Formen ist, können die meisten modernen Wirtschaften der sehr umfassenden Kategorie der Mischwirtschaft zugeordnet werden. Mit Ausnahme einiger weniger isolierter traditioneller Gesellschaften hat jedoch der Anteil der traditionellen Wirtschaft an der Mischung tendenziell an Bedeutung verloren, weil der größte Teil der Produktion auf Märkte übergegangen ist.
Die genaue Natur der Mischung ist von Land zu Land unterschiedlich: Die Vereinigten Staaten und Großbritannien gewichten Märkte stärker, während beispielsweise Frankreich und Deutschland Staatseingriffe stärker betonen. Andererseits haben einige wenige totalitäre Staaten wie Nordkorea immer noch eine reine Planwirtschaft als Teil ihres allumfassenden autoritären Regimes.
Planwirtschaften ohne laissez faire scheitern
Wie ich im Kasten »Kommunismus, lange Schlangen und Toilettenpapier« in diesem Kapitel erläutere, sind Planwirtschaften in der Praxis gescheitert. Sogar wohlmeinende Regierungen können zentral nicht genügend Informationen über die Produktion und Verteilung sammeln, um das Problem der Allokation der Ressourcen dezentral zufriedenstellend zu lösen. Tatsächlich lösen sie diese Aufgabe viel schlechter als Preissysteme.
Deshalb scheint das entgegengesetzte Extrem, absolut keine Staatseingriffe, eine attraktive Option zu sein. Solche Laissez-faire-Systeme wurden zuerst von französischen Wirtschaftswissenschaftlern vor mehreren Hundert Jahren als Reaktion auf die Gepflogenheiten der damaligen Regierungen geschaffen, sehr nachhaltig in wirtschaftliche Aktivitäten einzugreifen. Doch reine Laissez-faire-Wirtschaften haben nie existiert und können wahrscheinlich auch nie existieren. Der einfache Grund dafür