Wenn wir 1918 .... Walter Muller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wenn wir 1918 ... - Walter Muller страница 19
Auf dem Peloponnes wird der Vormarsch in südlicher Richtung fortgesetzt.
Cypern ist von roten Landungstruppen besetzt. Die Seeschlacht vor Port Said hat mit einem vollen Siege der vereinigten roten Mittelmeerflotten geendet. Wieder haben sich mehrere Schiffe der englisch-französischen Flotte uns angeschlossen. Der Rest hat sich in den Suezkanal zurückgezogen. Auch auf den Schiffen im Suezkanal sind Matrosenräte gebildet worden, ohne deren Genehmigung die Schiffsleitung nichts unternehmen darf. Die Flottenleitung fürchtete sich, gegen die Matrosenräte einzuschreiten, da die Mannschaft mit den Roten sympathisiert. Unser Vormarsch auf den Suezkanal ist vorläufig eingestellt worden. Die roten Truppen sind durch den übereilten Vormarsch erschöpft, auch ist ihre Ausrüstung für den Wüstenkampf ungeeignet.
Die Nordstrecke der Küstenbahn ist jetzt notdürftig wiederhergestellt. Durch Palästina rollen ständig neue deutsch-türkisch-russische Verstärkungen heran. Der nördliche Teil der Transjordanbahn ist in unserer Hand. Ein kleiner Teil der arabischen Stämme hat sich bereits am Kampf gegen die Engländer beteiligt. Ibn Saud verhält sich vorläufig neutral. Er will sich am Kampf gegen England beteiligen, wenn die völlige Unabhängigkeit Palästinas und Arabiens in einem einheitlichen Staat garantiert wird und Palästina sofort von arabischen Kräften besetzt werden kann. Die Verhandlungen schweben noch. Östlich Port Said, westlich Alexandria und im Nildelta sind rote Truppen gelandet worden. Die Aufstandsbewegung in Ägypten und im Sudan breitet sich schnell aus.
Wichtige Teile Nordafrikas sind in der Gewalt der Aufständischen. Die italienischen Truppen und die Soldaten der französischen und spanischen Fremdenlegion haben es in vielen Fällen gar nicht erst zum Kampf kommen lassen, sondern sich mit den Aufständischen verbrüdert. Im Flussgebiet des Indus ist die revolutionäre Bewegung stärker geworden. Ein Angriff auf Peschawar misslang. Ein neuer Angriff ist eingeleitet. In Bombay hat sich ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet und die Macht übernommen. Der Aufstand in Kalkutta wurde niedergeschlagen. Die aufständische Bewegung breitet sich aber im ganzen Gangestal und im mittleren Hindostan weiter aus. Auf Ceylon sind Unruhen ausgebrochen.
Die Aufstandsbewegung in Indonesien macht weitere Fortschritte.
Peking und die meisten europäischen Settlements sind in der Hand der Aufständischen. Um Hongkong wird gekämpft.
In Japan und Korea sind Unruhen ausgebrochen. Der Aufstand auf den Philippinen macht Fortschritte. In Buenos Aires ist ein Arbeiteraufstand niedergeschlagen worden.
Blutige Weihnachten
Weihnachten, das christliche Fest der Liebe und des Friedens, ist für den Proletarier noch nie ein Fest der Freude gewesen. Aber niemals, auch nicht im imperialistischen Kriege, waren diese Tage so waffenklirrend und schicksalsschwer, niemals aber auch waren sie so verheißungsvoll wie in diesem Jahre. Diese Tage wären friedlicher, wenn wir vor dem Kapitalismus bedingungslos kapituliert und uns zu dauernden Tributzahlungen an die inländischen und ausländischen Kapitalisten bereit erklärt hätten, wenn wir den Befehl der kapitalistischen Weststaaten befolgt und die Rolle der Henkersknechte an der östlichen Revolution übernommen hätten. Aber dafür müssten wir den Kapitalismus im eigenen Lande wieder aufbauen und müssten weiter für unsere Ausbeuter schuften. Und alle Jahre zu Weihnachten würden von den Kanzeln süße Töne der Liebe und des Friedens erklingen, während man immer neue und immer schrecklichere Vernichtungsmittel fabriziert, um im nächsten Kriege die Proletarier wieder abschlachten zu können. Wir sind froh, dass es anders gekommen ist, dass wir nach den Schrecken des imperialistischen Krieges noch den Mut aufgebracht haben, den Kampf für den Sozialismus aufzunehmen. Wir haben schwere Opfer gebracht, und wir werden sie weiter bringen. Aber diese Opfer werden für den Sozialismus, für die Freiheit aller Menschen und aller Völker gebracht und nicht mehr für ein kleines kapitalistisches Vaterland, das dem Proletarier niemals ein Vaterland war. Wir haben große Erfolge errungen und sehen dem Endsieg entgegen.
Die Weihnachtstage werden die Entscheidung bringen. Heute morgen ist vom Interalliierten Hauptquartier funkentelegraphisch ein Waffenstillstandsangebot eingegangen. Die Entente bietet den Frieden an. Aber sie verkleidet dieses Angebot mit heuchlerischen Phrasen und unverschämten Forderungen. Sie weist stolz auf angebliche Erfolge der Regierungstruppen gegen die Revolutionäre in England, Frankreich und Nordamerika hin. Sie fordert sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen, Auslieferung aller englischen und französischen Schiffe, die sich der roten Flotte angeschlossen haben, Auslieferung aller Kriegsgefangenen und der englischen und französischen Genossen, die in unseren Reihen kämpfen, vorläufige Anerkennung der weißen deutschen Regierung. Pressefreiheit, „demokratische" Wahl einer Nationalversammlung in allen Donau-, Balkan- und Oststaaten. Es ist natürlich nicht daran zu denken, dass wir auf solche Forderungen eingehen. Wir sollen dem Kapital die Möglichkeit geben, die Schmutz- und Lügenkloaken der bürgerlichen Presse zu öffnen, das Volk mit demokratischen und sozialen Phrasen zu umnebeln-, damit Mitteleuropa wieder in eine Reihe von kleinen Staaten zerfällt, in denen zuerst einmal „demokratische" Regierungen entstehen, die der kapitalistischen Diktatur den Weg ebnen. Niemals!
Der Zentralexekutivrat des B. d. S. R. S. hat als Antwort sofort folgendes Funktelegramm aufgegeben: „Zu spät! Wir erkennen die kapitalistischen Regierungen nicht mehr an und verhandeln nur noch mit den Vertretern der englischen, französischen und italienischen Arbeiter. Übergebt sofort die Macht an die Arbeiter- und Soldatenräte! Erst dann werden wir den Kampf einstellen. Der größte Teil der alliierten Flottenbesatzungen, die Mehrheit der italienischen Truppen und Hunderttausende von englischen und französischen Kameraden kämpfen bereits in unseren Reihen für ihr zukünftiges sozialistisches Vaterland. Wir fordern alle Kameraden in den kapitalistischen Armeen der Entente auf, dies Beispiel nachzuahmen und sich mit uns zu verbrüdern!" Gleichzeitig ist im Namen und im Auftrage der sozialistischen Parteien Englands, Frankreichs, Belgiens, Hollands, Dänemarks, Italiens und der Schweiz folgender Aufruf verbreitet worden:
Auf die Barrikaden!!
Arbeitende Männer und Frauen in allen Ländern, die noch von Kapitalisten beherrscht werden! Erhebt euch! Ergreift die Waffen! Zerschmettert eure Peiniger! Befreit die Welt von der Profitwirtschaft! Millionen mussten verbluten, eure Söhne und Väter, Brüder und Gatten wurden in den Tod geschickt und zu gegenseitigem Mord gezwungen, weil die Interessen der Ausbeuter es verlangten. Und noch immer setzen diese Verbrecher am Menschengeschlecht das Gemetzel fort, obwohl ihre Sache völlig aussichtslos ist! Macht Schluss! Wer heute noch — nach soviel Elend und Zerstörung — das Kapital verteidigt, verdient den Namen Mensch nicht mehr und muss vernichtet werden gleich Ungeziefer!
Soldaten der kapitalistischen Heere: kämpft mit, statt gegen uns! Kehrt eure Waffen um! Setzt eure Befehlshaber ab, und wenn sie sich nicht fügen, macht sie nieder!
Und ihr im Hinterland, die man vier Jahre lang missbrauchte und zum Schweigen zwang, folgt dem Gebot der Stunde: kündigt euren Herren und ihrem ganzen Anhang den Gehorsam! Kein Zaudern und kein Mitleid! Schlagt jeden nieder, der sich euch entgegenstellt! Und wenn sie sich verstecken, in ihren Ämtern und Villen verkriechen, lasst euch nicht täuschen! Räuchert sie aus! Zwingt sie, Farbe zu bekennen! Und schont sie nur, wenn sie sich bedingungslos ergeben! Jede unangebrachte Milde wäre ein Verbrechen an der Menschheit. Denkt daran: die weißen deutschen Regierungen in Berlin und München haben in den wenigen Tagen ihrer Herrschaft Zehntausende von Freiheitskämpfern hingemordet. Dasselbe droht den Besten unter euch, wenn ihr jetzt versagt!
Nicht