Das Skelett im Abflussrohr. Georg Christian Braun
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Die Archäologin hatte sich auf eine interessante Aufgabe eingestellt und Studenten eingeladen, an diesem einmaligen Projekt mitzuwirken. Waldschütz war das überhaupt nicht recht – er hielt die Klappe.
Das Auto mit dem Skelett parkte direkt vor dem Institutseingang, die Gelehrte kam dem Beamten entgegen und half ihm, das Skelett in das Gemäuer zu tragen. Im Gegensatz zum Kommissar dachte die Archäologin weniger an den ehemaligen Menschen, der das Skelett mal gewesen war, für sie versteckte sich darin ein Objekt wissenschaftlichen Interesses und so behandelte sie den Toten auch. Ziemlich ruppig und wenig respektvoll. Waldschütz zog indigniert die Augenbrauen hoch und hatte alle Mühe, den Zorn im Zaume zu halten.
Heidmüller hievte die Knochenteile auf einen Untersuchungstisch und startete erst einmal einige technische Geräte. Nicht nur für die Analyse, sondern zur Veranschaulichung für das studentische Publikum. Selbst zog sie eine Lampe über ihren Kopf, damit sie die Stellen beleuchtete und exakt analysieren konnte. In den Händen hielt sie unterschiedliche Instrumente, von der Pinzette bis zum Schaber – die Leiche wurde noch einmal zerlegt.
„Wo, sagten Sie, haben Sie die Leiche gefunden?“, fragte sie Waldschütz.
„In Stuttgart Bad Cannstatt und dort in einem Abflussrohr.“ In den Augen der Professorin konnte man ihre Gedanken ablesen. Sie dachte ans Wetter, den Zustand der Knochen und natürlich, ob der Tote dort ermordet wurde.
„Schauen Sie die Härte der Knochen“, sprach sie alle im Raume an, „die Knochendichte verrät eine sehr kurze Liegedauer im Rohr. Höchstens vier Wochen.“
„Und wie wirkte sich das Wetter aus?“, wollte Waldschütz wissen.
„Die Hitze war der entscheidende Faktor für die beschleunigte Skelettierung.“ Aha, dachte der Polizist. Mit der Lupe fuhr die Professorin quadratmillimeterweise die Überreste ab, insbesondere den Schädel. Ein kleiner Rest eines Loches war auszumachen.
„Herr Kommissar“, richtete sie das Wort an Jochen Waldschütz, „ich würde mal behaupten wollen, dass der Tote erschossen wurde. Man kann mit mathematischen Formeln das Kaliber der Waffe hochrechnen.“ Dem Vorgang musste noch die 3 - D - Rekonstruktion vorgeschaltet werden. Sie hatte ein entsprechendes Computerprogramm, machte zuvor Bilder vom Toten, ehe sie die Rechenmaschine in Gang setzte.
Die Untersuchung nahm ihren Fortgang. „Ich kann Ihnen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Leichnam nicht länger als drei Tage im Abflussrohr gelegen hat. Denn die Nässe der letzten Tage hätte ihre Spuren in der Knochenstruktur hinterlassen. Das heißt, dass jemand das Skelett dort abgelegt haben muss.“
Waldschütz staunte nicht schlecht. Seine Wut wandelte sich in Respekt. Aber noch nicht genug: „Schauen Sie: Der Mensch litt an Osteoporose und muss – man kann das leicht riechen – zur Behandlung ein Weihrauchpräparat eingenommen haben. Vielleicht ein Priester, der leicht an ein entsprechendes Mittel herankam.“ Waldschütz blieb der Mund offen. Die Krönung kam noch, Heidmüller untersuchte alles haarklein, nicht einmal, nein zwei, drei Male oder häufiger. Dann sagte sie einen Satz, der ein Gemurmel auslöste: „Die Beckenstellung verrät, der Herr muss unmittelbar vor seinem Tod Geschlechtsverkehr gehabt haben. Wenn Sie wünschen, lass ich auch vom Beckenknochen eine 3 -D- Rekonstruktion anfertigen.“ Vor Begeisterung über das Können der Wissenschaftlerin willigte Waldschütz ein. Mittlerweile hatte der Computer das dreidimensionale Gesicht ausgerechnet und in Bildpunkte umgewandelt. Heidmüller druckte es aus und gab Waldschütz das Foto. Der Rechner hatte die Beckenknochenrekonstruktion noch nicht beendet, da fiel der Hauptkommissar in eine untypische Nachdenklichkeit. Kaum ansprechbar grübelte er über dem Gesicht des Toten und überlegte, wer das jetzige Skelett gewesen sein könnte. Waldschütz sagte kein Wort.
„Hier die Beckenrekosntriktion“, drückte die Archäologin dem Kriminalisten das Foto in die Hand. Waldschütz sagte nichts. Er bat um das Skelett, Studenten halfen ihm beim Verladen und dann brachte er den Toten zurück zu Dr. Helmut Schwarz.
„Du sagst ja gar nichts“, wunderte sich der Gerichtsmediziner.
„Warte ab, ich werde schon noch reden“, lächelte Waldschütz und verschwand in seinem Büro.
Der Kommissar war sichtlich geflasht von den Eindrücken der Archäologin. Was die Dame herausgepfrimelt hatte anhand der Knochen, kam für Waldschütz einer Offenbarung gleich. Er schwor sich, mit Heidmüller weiter in Kontakt zu bleiben, sie würde ihm bestimmt zukünftig auch behilflich sein können. Die Arroganz nahm er dafür in Kauf, die Kompetenz der Professorin rechtfertigte ihre Allüren.
In die cremigweiche Gedankenversunkenheit platzte die energische Karin Degelmann hinein:
„Du glaubst es nicht“, musste sie erstmal Luft holen, „unser Stuttgart – Bad Cannstatt das reinste Sündenpfuhl.“
„Ja, hast du etwa geglaubt, wir haben es mit unendlich vielen Engeln zu tun, die um den Heiland herumrauschen.“
„Gewiss nicht. Aber wir sind da in etwas hineingeraten, die Globalisierung ist meines Erachtens von den Verbrechern erfunden worden.“
„Wie meinst du das?“
„Sag ich dir morgen, ich mache Feierabend für heute.“
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