Catilina. Henrik Ibsen
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Verwichenen Sommer, während meines Aufenthalts in der Heimat, und namentlich nach unserer Rückkehr in diese Stadt sind mir die wechselnden Bilder meines Schriftstellerlebens klarer und schärfer vors Auge getreten als je zuvor. Unter anderem nahm ich mir auch den »Catilina« wieder vor. Im einzelnen hatte ich den Inhalt des Buches fast vergessen; aber als ich es von neuem durchlas, fand ich, daß es doch nicht weniges enthielt, wozu ich mich auch heute noch bekennen dürfte, namentlich wenn man in Betracht zieht, daß es meine Erstlingsarbeit war. So mancherlei, wovon meine spätere Dichtung gehandelt hat, – der Widerspruch zwischen Kraft und Streben, zwischen Wille und Möglichkeit, die Tragödie und zugleich Komödie der Menschheit und des Individuums – tritt schon hier in nebelhaften Andeutungen hervor, und ich faßte daher den Entschluß, eine neue Ausgabe zu veranstalten – als eine Art Jubiläumsschrift: ein Entschluß, dem mein Verleger mit gewohnter Bereitwilligkeit seine Billigung gab.
Es ging aber natürlich nicht an, die alte Originalausgabe ohne weiteres wieder abzudrucken; denn sie ist, wie gezeigt wurde, nur der Abdruck meines unfertigen und formlosen Konzepts oder des allerersten rohen Entwurfes. Bei abermaligem Durchlesen entsann ich mich deutlich dessen, was mir ursprünglich vorgeschwebt hatte, und ich sah zugleich, daß die Form so gut wie an keiner Stelle einen befriedigenden Ausdruck für das gab, was ich gewollt hatte.
Ich entschloß mich daher, diese meine Jugenddichtung so durchzuarbeiten, wie ich es meiner Ansicht nach schon damals hätte tun können, sofern mir die nötige Zeit zur Verfügung gestanden hätte und die Verhältnisse mir günstiger gewesen wären. Die Ideen, die Vorstellungen und die Entwicklung des Ganzen dagegen habe ich nicht angetastet. Das Buch ist geblieben, was es ursprünglich war, nur daß es jetzt in vollendeter Gestalt erscheint.
Ich bitte meine Freunde in Skandinavien und anderswo, sich die obigen Bemerkungen gegenwärtig zu halten, wenn sie das Buch in die Hand nehmen; ich bitte sie, es anzunehmen als einen Gruß von mir beim Abschluß eines Zeitraumes, der für mich wechselvoll und reich an Gegensätzen gewesen ist. Viel von dem, was ich mir vor fünfundzwanzig Jahren erträumte, ist in Erfüllung gegangen, wenn auch nicht gerade so oder so schnell, wie ich gehofft hatte. Heut aber glaube ich doch, es war wohl so besser für mich; ich wünschte nicht, es wäre von dem, was dazwischen liegt, irgend etwas unversucht geblieben. Und blicke ich auf das Erlebte wie auf ein Ganzes zurück, so tue ich es mit einem Dank für alles und mit einem Dank an alle.
Dresden, im Februar 1875
HENRIK IBSEN
Personen
Lucius Catilina, ein adliger Römer
Aurelia, seine Gattin
Furia, eine Vestalin
Curius, ein Catilina verwandter Jüngling
Manlius, ein alter Krieger
Lentulus,
Coeparius,
Gabinius,
Statilius,
Cethegus, junge adlige Römer
Ambiorix,
Ollovico, Gesandte der Allobroger
Ein Alter
Priesterinnen und Diener im Tempel der Vesta
Gladiatoren und Krieger
Begleiter der Allobroger
Sullas Geist
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