Targeted Therapies - Zielgerichtet in den Tod. Stefan Ammon
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Kaum saß Steffen im Taxi, fuhr dieses auch schon los. Der Fahrer verriegelte die Türen automatisch, grinste in den Rückspiegel und sagte: "Safety first, Sir. Where you want to go?". Das von Deutschland aus gebuchte Hotel war in der Nähe des H2O - Hotels, in dem Professor Berger untergebracht war. Dies war für einen armen Journalisten erstens zu teuer, und zweitens wollte Steffen Professor Berger nicht in die Arme laufen und erklären müssen, was er in Manila mache. "Sogo Hotel Harrison please. Is it far?" "Ok, Sir. Not too far but traffic na. Sevenhundred Pesos lang. Ok?" Siebenhundert Pesos waren knapp vierzehn Euro und kamen Steffen nicht überzogen vor, also verzichtete er auf das Anschalten des Zählers und akzeptierte die genannte Summe. Tatsächlich schien es zu Beginn überhaupt nicht voran zu gehen. Sie standen mehr im Stau, als sie fuhren, die Klimaanlage kühlte nicht wirklich. Es war heiß und stickig. Wenn es schneller vorwärts ging, rumpelte das linke Hinterrad stark, und Steffen hoffte, es würde diese Fahrt noch durchstehen. Nach zehn Minuten hielt der Fahrer an. "Where is the hotel?" fragte Steffen. "Not yet, Sir. Do you like hopia?" Der Fahrer stieg aus dem Wagen und schien sich in einer Art Schnellimbiss auf Rädern etwas zu bestellen. Ein kleines Mädchen drückte seine Nase an die Scheibe des Wagens, guckte Steffen mit traurigen Augen an und hielt die Hand auf. Es war barfuß und seine Kleidung, die nur aus einer Unterhose und einem zerrissenen weißen T-Shirt bestand, war ebenso schmutzig wie das Gesicht des Kindes. Der Fahrer, der mit seinem Snack auf dem Rückweg war, scheuchte das Mädchen fort, gab ihm aber vorher etwas von seiner Zwischenmahlzeit. Er setzte sich wieder hinter das Steuer und setzte die Fahrt fort.
"Eat", sagte er und hielt eine Pappschale mit unbekanntem Essen in Richtung seines Fahrgastes. "No, thanks", sagte Steffen, "I had some food in the airplane. Thank you so much".
Das Hotel schien in einer Ecke mit vielen Bars zu liegen. Überall an der Straße waren Leuchtreklamen und zum Teil Bilder von Bargirls. Die bunten Lichter der Stadt, die sich auf den regennassen Straßen widerspiegelten, erinnerten Steffen an Hamburg. Aber Straßen und Bürgersteige waren hier eher ausgeführt wie in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und es tummelten sich einige wenig vertrauenserweckend scheinende Gestalten auf den Gehwegen, deren Anblick Steffen klar machte, warum der Fahrer die Türen des Wagens verriegelt hatte. Er sah ganze Familien, die in Hauseingängen oder unter Brücken versuchten, sich mit Kartons vor der Nässe zu schützen, umherstreifende Gruppen von Kindern und Jugendlichen, Prostituierte vor kleinen Bars, aus denen laute Musik schallte und immer wieder auch bewaffnete Uniformierte, die vor Hoteleingängen standen. Sie bogen rechts von der Hauptstraße ab und fuhren auf einen Hotel-Hinterhof. Der Fahrer trug den Koffer noch bis zum Eingang, bekam seine siebenhundert Pesos und fragte Steffen mit einem Lächeln nach einem Trinkgeld. So wurden aus den siebenhundert Pesos achthundert und Steffen verschwand im SOGO Hotel.
Das Kürzel SOGO stand für SO GOod, so clean und tatsächlich schien das Hotel europäischen Standard zu haben. Die Angestellten liefen in roten Uniformen herum, und alle grüßten mit artigem Diener und "Good evening, Sir". An der Rezeption erhielt Steffen seinen Schlüssel für Zimmer 356 und zahlte die zwei gebuchten Übernachtungen im Voraus. "By the way - how much is a taxi from the airport to this hotel?" fragte Steffen. "About onehundredfifty Pesos, Sir, antwortete die Rezeptionistin mit einem Lächeln, "but you can take also our service car. Twohundred Pesos only, po". Ok, dachte Steffen und erkannte, dass er den vierfachen Betrag gezahlt hatte. Aber was solls - in Deutschland wäre es teurer gewesen.
Im Zimmer verwandelte sich der Vier-Sterne-Eindruck des Hotels in einen Ein-Sterne-Eindruck. Man hatte ordentlich in die Rezeption investiert, aber in den Räumen gespart. Das Zimmer war winzig, es gab kein Fenster, und es roch muffig. Auf dem Bett war eine Matratze mit Kunstlederbezug über den ein fleckiges Laken gespannt war. In einer Plastiktüte fand Steffen zwei Handtücher, eine dünne Zudecke und eine Pappschachtel mit Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm, Shampoo und Seife. "Immerhin", dachte er und fiel müde aufs Bett. Die Klimaanlage klapperte laut und kühlte den kleinen Raum auf Kühlschranktemperatur herunter. Über den Temperaturregler war Tape geklebt, so dass ihm nur übrig blieb, den Luftzug mittels einer an der Klimaanlage befindlichen Plastikklappe nach oben an die Decke zu regeln. Er schaltete den winzigen Fernseher ein und switchte durch die Programme. Viele Sender in der Landessprache, zwei Pornosender und zwei Kanäle mit englischen Spielfilmen fand er und entschied sich, nach langer Zeit noch einmal "Stirb langsam" mit Bruce Willis zu schauen, worüber er allerdings nach zehn Minuten einschlief.
Um drei Uhr morgens wachte Steffen auf, weil er fror. Die Dusche war komfortabel und heiß, allerdings stand die Toilette ohne Abtrennung direkt daneben, was er als befremdlich empfand. Frisch geduscht, in neuer Unterwäsche und jetzt in die Zudecke eingekuschelt, setzte Steffen seinen unterbrochenen Schlaf fort, bis es um fünf Uhr sehr laut auf dem Flur wurde. Offensichtlich arbeiteten die Mitarbeiter des Hotels gern hier, denn sie sangen laut, lachten und schienen sich auf Distanz etwas zuzurufen. An Schlaf war nicht mehr zu denken, daher zog Steffen sich an, putzte seine Zähne und begab sich auf die Suche nach einem Frühstück. Das Hotel hatte eine Speisekarte auf dem Zimmer, die ihn allerdings nicht ansprach. So fragte er die Rezeption, wo er frühstücken könne und man empfahl ihm Chow King oder Jollibee und beschrieb den Weg. Steffen entschied sich für das näher liegende Ziel Chow King, das nur wenige Meter vom Hotel entfernt war.
Vor dem Hotel ging es auch zu dieser frühen Stunde schon sehr lebhaft zu. Stände mit Obsthändlern, auf dem Boden sitzende Verkäufer von allerlei Kleinkram und sehr einfache Essstände säumten seinen Weg. "Hey my friend - you like chicks?" Der Mann der ihn ansprach trug ein schmutziges Unterhemd, Shorts und Badelatschen. "Chicks? I'm looking for breakfast", sagte Steffen. "Chicks, po. Girls. You want?" "No thanks", erwiderte Steffen und setzte seinen Weg fort. Chow King war eine Junkfood-Kette, die offensichtlich gut besucht war, denn auch so früh morgens stand bereits eine lange Schlange vor dem Tresen, und es schien jeder Platz besetzt zu sein. Steffen bestellte, ohne zu wissen was, Chow Fan und erhielt eine Schüssel voll Reis mit ein paar Frühlingsrollen oben drauf. Dazu eine scharfe Sauce und einen Eistee. Es war zwar nicht das Frühstück, was er sich vorgestellt hatte, aber es war erstaunlich schmackhaft und er genoss seine erste Mahlzeit auf den Philippinen. Die Menschen um ihn herum betrachteten ihn wie einen Außerirdischen. Die Männer nur kurz, die Frauen und Mädchen lange, und einige winkten und lächelten ihm zu.
Steffen nahm sein Handy und probierte, ob es in dem Schnellrestaurant einen freien Internetzugang gab. Scheinbar ja, aber der Verbindungsaufbau scheiterte immer wieder, so dass er es aufgab. Als er aufschaute und durch die Glasscheibe nach draußen blickte, sah er eine Bettlerin auf dem Boden sitzen. Sie hielt ein kleines Kind in ihrem Arm, streckte die Hand in Steffens Richtung aus und rieb sich den Magen. Bevor er sich auf den Rückweg zum Hotel machte, bestellte er dasselbe Gericht noch einmal zum Mitnehmen und gab es der Bettlerin, die lächelte und sich mit den Worten "Salamat po" bedankte.
"Sir. Hello, Sir" Steffen drehte sich um und sah eine junge Frau, die er auch im Chow King schon gesehen hatte. "Your cellphone, Sir. You forgot your cellphone." Die junge Filipina reichte Steffen sein Handy, dass er offensichtlich auf dem Tisch des Schnellrestaurants liegen gelassen hatte.
"Oh my god - thank you so much. It seems I was still sleeping", stammelte Steffen, nahm sein Handy und