Das Fest auf Solhaug. Henrik Ibsen
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Dasselbe Recht nehme ich auch für mein »Fest auf Solhaug« in Anspruch. Ich hoffe nicht minder, man wird in Zukunft jeden der drei Namensvettern ungeschmälert im Besitz dessen lassen, was ihm zu Recht gehört.
Georg Brandes hat gelegentlich das Verhältnis des »Festes auf Solhaug« zu »Svend Dyrings Haus« so dargestellt, als sei mein Stück zwar nicht auf irgend einem Anlehen aufgebaut, aber doch unter einer Einwirkung, einem Einfluß des älteren Dichters auf den jüngeren entstanden. Seine Äußerungen über meine Arbeit sind im übrigen so wohlwollend, daß ich allen Grund habe, ihm dafür, wie für so vieles andere, dankbar zu sein.
Nichtsdestoweniger aber muß ich daran festhalten, daß die Sache in Wirklichkeit sich auch nicht so verhält, wie Brandes sie aufgefaßt hat. Henrik Hertz hat als dramatischer Dichter mich niemals sonderlich angesprochen. Es will mir darum nicht in den Kopf, daß er, mir unbewußt, irgend welchen Einfluß auf meine eigene dramatische Produktion ausgeübt haben könnte.
An diesem Punkt und in Verbindung hiermit könnte ich mich darauf beschränken, auf Dr. Valfrid Vasenius, Dozenten der Ästhetik an der Universität Helsingfors, hinzuweisen. Sowohl in seiner Doktordissertation »Henrik Ibsens dramatiska diktning i dess första skede« (1879) als auch in seinem Werke »Henrik Ibsen, ett skaldeporträtt« (343 Seiten. Jos. Seligmann & Comp., Stockholm 1882) hat er seine Grundanschauung über das hier behandelte Schauspiel entwickelt, - in der letztgenannten Schrift noch unter Berücksichtigung dessen, was ich ihm vor drei Jahren bei einem Zusammensein zu München in aller Kürze mitgeteilt habe. Hierauf könnte ich, wie gesagt, hinweisen.
Aber der Ordnung halber will ich doch selbst auf den folgenden Blättern die Entstehungsgeschichte des »Festes auf Solhaug« in großen Zügen erzählen.
Hier ist sie:
Ich habe diese Vorrede mit der Erklärung eingeleitet, daß das Stück im Sommer 1855 verfaßt worden ist.
Im Jahre vorher hatte ich »Frau Inger auf Oestrot« geschrieben. Die Arbeit an diesem Drama hatte mich genötigt, mich literarisch und historisch in das norwegische Mittelalter, namentlich in dessen spätere Epoche zu vertiefen. Ich versuchte, so gut es ging, mich in die Sitten und Gebräuche jener Zeiten einzuleben, in das Gefühlsleben ihrer Menschen, in ihre Denkungsart und Ausdrucksweise.
Diese Periode ist jedoch nicht ansprechend genug, um lange bei ihr zu verweilen; sie bietet auch nicht sonderlich viel Stoff, der sich zu dramatischer Behandlung eignete.
Ich flüchtete denn auch bald zur eigentlichen Sagazeit hinüber. Aber die Königssagas und überhaupt die strengeren historischen Überlieferungen aus diesem fernen Zeitalter fesselten mich nicht; ich konnte damals für meine dichterischen Zwecke von den Streitigkeiten zwischen Königen und Häuptlingen, zwischen Parteien und Gefolgschaften als Dramatiker keinen Gebrauch machen. Das sollte erst später kommen.
In reichem Maße dagegen fand ich in den isländischen Familiensagas, was ich zur menschlichen Einkleidung der Stimmungen, Vorstellungen und Gedanken brauchte, die mich damals erfüllten oder mir doch mehr oder minder klar vorschwebten. Diese altnordischen literarischen Beiträge zur Personalgeschichte unserer Sagazeit hatte ich bisher nicht gekannt, kaum noch nennen hören. Da fiel mir durch einen Zufall N. M. Petersens hinsichtlich des sprachlichen Tons jedenfalls vortreffliche Übersetzung in die Hände. Aus diesen Familienchroniken mit ihren wechselnden Verhältnissen und Auftritten zwischen Mann und Mann, zwischen Weib und Weib, überhaupt zwischen Menschen und Menschen schlug mir ein persönlicher, voller, lebendiger Lebensgehalt entgegen; und aus diesem meinem Zusammenleben mit all jenen abgeschlossenen, einfachen, persönlichen Naturen entstand in meinem Geiste der erste rohe, unbestimmte Entwurf zu den »Helden auf Helgeland«.
Wie viel von den Einzelheiten sich damals in mir ausgestaltet hat, weiß ich heute nicht mehr anzugeben. Aber erinnere ich mich recht wohl, daß die zwei Gestalten, die zuerst meinen Blick auf sich zogen, die beiden Frauen waren, aus denen später Hjördis und Dagny wurden. Ein großes Festgelage mit aufreizenden Reden und verhängnisvollem Zusammenstoß sollte in dem Stücke vorkommen. Im übrigen wollte ich von Charakteren, Leidenschaften und gegenseitigen Verhältnissen all das aufnehmen, was mir als am meisten typisch für das Leben der Sagazeit erschien. Mit einem Wort, – ich wollte einfach, was in der Völsungensaga episch umgedichtet worden war, dramatisch wiedergeben.
Irgend einen vollständigen, zusammenhängenden Plan habe ich damals wohl nicht entworfen. Doch stand es klar vor mir, daß ein solches Schauspiel das erste sein müßte, was nun geschrieben würde.
Allein da kam mancherlei dazwischen. Das meiste davon, und vermutlich das zunächst und am stärksten Entscheidende, war wohl persönlicher Natur; aber ich glaube doch, es war nicht ganz ohne Bedeutung, daß ich eben damals Landstads Sammlung »Norwegischer Volkslieder«, die ein paar Jahre vorher erschienen war, eingehend studierte. Die Stimmungen, in denen ich mich damals befand, vertrugen sich besser mit der literarischen Romantik des Mittelalters als mit den Tatsachen der Sagas, besser mit der Versform als mit dem Prosastil, besser mit dem sprachmusikalischen Element der Kaempevise als mit dem charakterisierenden der Saga.
So geschah es, daß sich der formlos gärende Entwurf zu der Tragödie »Die Helden auf Helgeland« vorläufig in das lyrische Drama »Das Fest auf Solhaug« umgesetzt hat.
Die beiden Frauengestalten der geplanten Tragödie, die Pflegeschwestern Hjördis und Dagny, wurden in dem ausgeführten lyrischen Drama zu den Schwestern Margit und Signe. Die Abstammung dieses zuletzt genannten Paares von den Frauen der Saga wird leicht in die Augen fallen, wenn man erst darauf aufmerksam geworden ist. Die Familienähnlichkelt ist unverkennbar. Der damals nur flüchtig gezeichnete Held der Tragödie, der weitgereiste und an fremden Königshöfen wohl aufgenommene Häuptling, der Wiking Sigurd, formte sich in den Rittersmann und Sänger Gudmund Alfsön um, der auch lange in fremden Landen umhergezogen war und am Hof des Königs gelebt hatte. Seine Stellung zu den beiden Schwestern wurde gemäß dem Wandel der Zeitumstände und Verhältnisse geändert; aber die Stellung beider Schwestern ihm gegenüber blieb im wesentlichen dieselbe wie in der ursprünglich geplanten und später ausgeführten Tragödie. Das verhängnisvolle Festgelage, an dessen Schilderung mir bei meinem ersten Entwurf so viel gelegen war, wurde in dem Drama der Schauplatz, auf dem die Personen durchweg auftraten. Es bildete den Hintergrund, von dem sich die Handlung abhob, und teilte dem Gesamtbilde die Grundstimmung mit, die ich beabsichtigt hatte. Der Schluß des Stückes wurde natürlich seiner Art gemäß, als der eines Dramas und nicht einer Tragödie, gedämpft und gemildert; aber unter strenggläubigen Ästhetikern dürfte gleichwohl darüber gestritten werden können, ob in diesem Schluß nicht ein Zug von unvermittelter Tragik zurückgeblieben ist, als ein Zeugnis von des Dramas Ursprung.
Hierauf werde ich jedoch nicht weiter eingehen. Ich habe nur aufrecht erhalten und feststellen wollen, daß das vorliegende Schauspiel, ebenso wie alle meine übrigen dramatischen Arbeiten, ein naturnotwendiges Ergebnis meines Lebensganges an einem bestimmten Punkte ist. Es ist von innen heraus entstanden und nicht irgendwie durch äußeren Ansporn oder Einfluß.
So und nicht anders verhält es sich mit der Entstehung des »Festes auf Solhaug.«
Rom, im April 1883
HENRIK IBSEN
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