Predigten durch ein Jahr. Martin Luther

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Predigten durch ein Jahr - Martin Luther

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der Welt, das hat Gott erwählet, daß er zur Schande machte, was stark ist; und das Unedle vor der Welt, und das Verachtete hat Gott erwählet, und das da nichts ist, daß er zunichte machte, was etwas ist.» Nach diesen Spruch ist der meiste Teil, was in diesem Volk weise, heilig, reich, gewaltig gewesen ist, von Gott darum verworfen worden, daß sie das Evangelium nicht annehmen wollten. Dagegen hat Christus die albernen, einfältigen, geringen Leute angenommen, als, Petrus, Andreas, Philippus, welches arme Fischer und Bettler waren, die niemand groß achtete, daß sie den Priestern und Fürsten im Volk die Schuhe wischen sollten. Denn sie waren die Grundsuppe, und wie es Jesaja sagt, die Hefen von dem guten, köstlichen Wein; und allein die Hefe sind geblieben, die der Herr hier Arme, Lahme, Krüppel und Blinde heißt. Diese kommen zu den Gnaden und Ehren, daß sie auf diesem Abendmahl Liebe Gäste sind und alle Fülle habe.

      Das nun der Pharisäer sagt: «Selig sind die, die das Brot im Reich Gottes essen»; Ja, antwortet Christus, selig sind die; aber dir und deinesgleichen ist es nur zu tun um einen Acker und Ochsen, davon redest du. Darum sollst du wissen, daß ein Abendmahl angerichtet ist, davon die Armen essen sollen, wie Christus in Matthäus 11,5 spricht: «Den Armen wird das Evangelium gepredigt»; denn die Gewaltigen, Heiligen, Weisen wollen es nicht haben und sollen es auch nicht haben. Das heißt ja den Juden richtig den Kopf waschen, und besonders diesem hier, der so klug sein will und Brot im Himmelreich essen, und dennoch das Priestertum und Königreich erhalten will, es bleibe Christus und sein Evangelium, wo er wolle. Denn also steht sein Herz, daß er des Herrn Christi gar nicht bedürfte zum Himmel; sondern unser Herr Gott werde zu ihm und allen Juden sagen: Kommt, die Juden, und besonders ihr Priester ihr Heiligen, ihr Fürsten, ihr fetten Bürger, euch ist das Abendmahl bestellt. Ja, sagt er, wahr ist es, geladen seid ihr; aber ihr achtet es nicht und entschuldigt euch, und wollt auch noch Recht haben. Darum lasse ich euch gehen, und nehme eher das geringe Volk an, die Krüppel und Lahmen.

      Dieses alles geht vom Evangelium allein auf die Juden. Denn er sagt von den Lahmen und Krüppeln, die auf der Straße und der Gasse in der Stadt sind, und heißt das Judenvolk eine Stadt, darum daß sie ein ordentliches und wohl geordnetes Volk gewesen sind, und haben das Gesetz, Gottesdienst, Tempel, Priester, König, alles von Gott selbst geordnet und durch Mose angerichtet. Nun schickt er seinen Knecht auch auf die Landstraße, und befiehlt ihm, er soll Gäste nehmen, wo er sie findet, auch die Bettler an den Zäunen, und überall, und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe aus auf die Landstraßen, und an die Zäune, und nötige sie herein zukommen, auf das mein Haus Volk werde.

      Dieses sind wir Heiden, die wir in keiner Stadt gewohnt, das ist, keinen besonderen Gottesdienst gehabt wie die Juden; sondern abgöttisch gewesen sind, deswegen nicht gewußt haben, was wir oder Gott wäre. Darum heißt unser Ding ein freier, offener Platz, auf der Landstraße, im Felde, wo der Teufel überall hinläuft und seinen Raum hat, wie er will. Da gehe hin, spricht der Hausvater, und nötige sie herein. Denn die Welt hat diese Unart, daß sie sich immer wieder gegen das Evangelium sperrt, und will diese Lehre nicht dulden, dagegen aber will dieser Hausvater sein Haus voll Gäste haben; denn er hat alles so gerüstet, daß er Leute haben muß, die Essen, Trinken und fröhlich sind, sollte er sie gleich aus Steinen machen. Und dieses ist auch die Ursache, daß Gott die Welt so lange läßt stehen, so er doch Ursache genug hätte, um unserer Sünde willen sie in jedem Augenblick in einen Haufen zu stoßen. Aber er tut es darum nicht, daß er noch auf mehr Gäste wartet, die auch zu dem Abendmahl gehören. Darum weil nun seine Knechte das liebe Evangelium zu uns bringen, ist dieses ein Zeichen, daß wir, die wir getauft sind und glauben, auch zu diesem Abendmahl gehören. Denn wir sind die großen Herren, die hinter den Zäunen liegen, das ist, blinde, arme, verlorene Heiden. Aber wie zwingt er uns? Will doch unser Herr Gott keinen gezwungenen Dienst haben?

      Also zwingt er uns, daß er uns läßt predigen: «Wer glaubt und getauft wird, der wird selig; der aber nicht glaubt, der wird verdammt.» Da zeigt er beides an, Hölle und Himmel, Tod und Leben, Zorn und Gnade. Denn in der Predigt wird uns erst offenbart unserer Sünde und unser verderblicher Stand, daß wir da vor erschrecken müssen, weil wir hören, daß hier, sobald wir geboren werden, unter des Teufels Reich und in Gottes Zorn sind.

      Dieses heißt also richtig genötigt, wenn man sich also fürchtet vor dem Zorn Gottes und Hilfe von ihm begehrt. Wenn nun solches auch durch die Predigten geschehen ist, und die Herzen so zerschlagen und erschreckt sind, so predigt man denn weiter und sagt: Lieber Mensch, verzage darum nicht, wenn du auch ein Sünder bist und ein so schreckliches Urteil auf dir hast; tue also: gehe hin, du bist doch getauft, höre das Evangelium. Da wirst du lernen, daß Jesus Christus um deinetwillen gestorben, und für deine Sünde durch seinen Tod am Kreuz genug getan hat. Glaubt du das, so sollst du sicher sein vor dem Zorn Gottes und ewigem Tode, und sollst auf diesem herrlichen Abendmahl ein Gast sein, und essen, daß du fein fett und stark werdest.

      Dieses heißt «nötigen,» nämlich, mit der Sünde schrecken: nicht wie der Papst nötigt mit dem Bann. Der schreckt das Gewissen nicht richtig; denn er lehrt nicht, was rechte Sünden sind, sondern geht mit seinem Narrenwerk um: wer seine Ordnung und Menschen Satzungen nicht hält, der soll in den Bann getan werden. Das Evangelium aber offenbart die rechten Sünden und den Zorn Gottes vom Himmel, Römer 1,18, daß wir alle, keiner ausgeschlossen, in Sünden leben und gottlos sind. Das heißt unser Herr Gott uns durch sein Evangelium verkündigen, da er zu den Apostel sagt: «Gehet hin und predigt Buße.» Nun kann man aber die Buße nicht predigen, man sage denn, Gott ist zornig über alle Menschen darum, daß sie voll des Unglaubens, in in und anderer Sünden sind. In dieser Zorn soll sie schrecken, die Gewissen zaghaft und furchtsam machen daß sie sich selbst nötigen und sagen: Acht Herr Gott, was soll ich doch immer tun, daß sich von diesem Jammer frei werde? So wird man ihm sagen: Setze dich hier und iß (denn es sind noch viele Tische frei und viel Essen da) das ist, du bist getauft, darum glaube an Jesu Christum, daß er für deine Sünde gestorben und genug getan hat. Sonst ist kein anderes Mittel, dadurch dir könnte geholfen werden, denn das du getauft werdest und glaubst. Dann wird der Zorn aufhören, und vom Himmel nur Gnade und Barmherzigkeit, Vergebung der Sünden und ewiges Leben scheinen.

      Darum ist «nötigen» hier als Buße und Vergebung der Sünden predigen, Zorn über die Sünder und Gnade über die Gläubigen. So dringt der Zorn und die Buße, daß man nach der Gnade laufen und schreien muß. Dieses ist der rechte Weg zu diesem Abendmahl. Und wird also aus Juden und Heiden eine christliche Kirche, und werden alle zusammen heißen arme, elende Leute, Lahme und Krüppel. Denn sie nehmen das Evangelium nach diesem Schrecken herzlich an und kriechen zum Kreuze. Wer aber dieses nicht tun will, ist er auch noch gleich so weise und klug, wie er immer nur kann, so hatte er hier sein Urteil, daß er dieses Abendmahl nicht schmecken kann, das ist, der Zorn Gottes solle über ihm bleiben, und soll verdammt werden wegen seines Unglaubens. Denn da fragt unser Herr Gott nicht nach ( wie zuvor gesagt), daß sie reich, weise oder heilig sind. Und wenn sie auch schon sicher sind, und meinen, es hat mit ihnen keine Not, werden sie es doch erfahren, daß dies Urteil nicht lügen wird, welches der Herr hier schließt: Sie sollen es nicht schmecken, mein Abendmahl. Wir aber, die es annehmen, und mit erschrockenen Herzen, unserer Sünde wegen, die Gnade Gottes, welche uns im Evangelium durch Christus verkündigt und angeboten wird, nicht ausschlagen, bekommen für Zorn Gnade, für Sünde Ewige Gerechtigkeit und für den ewigen Tod das ewige Leben.

      Dieses schrecklich Urteil geht heutigen Tages, wie wir sehen, gewaltig unter Türken und Juden, daß sie keinen Geruch des Evangeliums haben; ja es ist ihnen ein Ekel, daß sie es nicht leiden und hören können. Also sind unsere Päpste mit Kardinälen und Bischöfen auch, sie riechen diese Kost nicht, daß sie davon sollten satt werden. Aber wir, die wir aus Gottes sonderlicher Gnade zu dieser Lehre gekommen sind, werden fett, stark rund fröhlich davon, und sind über dieser Mahlzeit guter Dinge. Gott gebe, daß wir also beständig bleiben bis ans Ende, Amen.

      Also will nun der Herr in diesem Gleichnis uns ermahnen, daß wir das Evangelium sollen teuer und Wert achten, und uns nicht halten zu dem Haufen, die meinen, sie seien klug, weise, mächtig und heilig. Denn hier steht das Urteil: Sie sollen verworfen sein und dieses Abendmahl nicht schmecken. So soll es uns auch gehen, wenn wir unsere Äcker, Ochsen, Weiber, das ist, geistliche, wie man es jetzt

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