Dialoge, Monologe, Interviews. Walter Rupp

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Dialoge, Monologe, Interviews - Walter Rupp

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... Ihren Nathan aufzuführen?

      LESSING: In einer Zeit, in der die Religionen einander näher rücken. In einer Zeit, die den Wert des Dialoges wieder entdeckt.

      REGISSEUR: Das mit diesem Nathan ist ja eine ganz hübsche Idee. Aber diese Dialoge. Ehrlich gesagt: Ich habe mich gelangweilt und könnte mir denken, dass es den Zuschauern ebenso ergeht.

      LESSING: Die Barrieren zwischen den Religionen bestehen noch. Oder?

      REGISSEUR: Haben Sie das noch nicht mitbekommen, die Leute sind inzwischen so emanzipiert, dass sie sich aus den verschiedenen Religionen das holen, was ihnen gefällt.

      LESSING: Sie mixen sich aus den verschiedenen Religionen ihre eigene Weltreligion zusammen?

      REGISSEUR: Bald wird es so weit sein.

      LESSING: Bald. – Wenn jeder seine Weltreligion erfunden und seinen Gott erschaffen hat, dann wird der Dialog unmöglich.

      REGISSEUR: *Gibt Manuskript zurück: Herr Lessing, Sie haben doch den Anschluss an unsere Zeit verpasst. Sie sollten Ihr Stück umschreiben.

      FRIEDRICH NIETZSCHE

      DARWINIST: Ich bin nicht wenig überrascht, dass Sie noch immer so aussehen, wie Sie auf allen Bildern abgebildet sind, mit finsterer..., ich meine, mit nachdenklicher Miene.

      NIETZSCHE: Ich habe nie verstehen können, worüber und weshalb sich ein Mensch freut.

      DARWINIST: Sie hatten damals schon, als Sie noch hier waren, etwas Außergewöhnliches an sich.

      NIETZSCHE: etwas Geniales. Genie und Wahn liegen nun einmal nahe beieinander.

      DARWINIST: Die Gebildeten waren von Ihren Gedanken immer fasziniert.

      NIETZSCHE: Sie können sich auch von dem, was sie nicht verstehen, faszinieren lassen.

      DARWINIST: Ist Ihnen nicht ein Fehler unterlaufen, als Sie eines Ihrer Werke „fröhliche Wissenschaften“ nannten? Seit wann sind die Wissenschaften fröhlich?

      NIETZSCHE: Gewiss, diese Bezeichnung mag nicht ganz zutreffend sein. Aber ich wollte das Wort ‚traurig‘ vermeiden.

      DARWINIST: Beim Lesen Ihrer Schriften fällt mir das Pathos auf, mit dem Sie schreiben.

      NIETZSCHE: Ich hatte ja auch etwas zu verkünden.

      DARWINIST: Ihr Stil erinnert an den Ton, mit dem so viele Prediger ihren Hörern auf die Nerven gehen.

      NIETZSCHE: Vergessen Sie nicht, dass mein Vater Pastor war. Wem gelingt es schon, seine Erziehung abzustreifen.

      DARWINIST: Sie halten sich für erziehungsgeschädigt? Die heutigen Psychologen sprechen von einer ekklesiogenen Neurose. Was Sie Ihrem Vater hätten vorwerfen müssen, haben Sie der Kirche vorgeworfen.

      NIETZSCHE: Wenn Sie diesem bigotten religiösen Einfluss ausgesetzt gewesen wären, wären auch Sie krank geworden.

      DARWINIST: Gerade weil Sie selbst krank waren, ist nicht zu verstehen, warum Sie dafür waren, dass das Schwache zugrunde gehen soll?

      NIETZSCHE: Dabei dachte ich natürlich nicht an die großen Denker.

      DARWINIST: Als Sie vom Übermenschen sprachen, war das ernst gemeint?

      NIETZSCHE: Damals schon. Es war eine kühne Idee. Ich konnte unmöglich ahnen, dass sie gedankenlos übernommen wird?

      DARWINIST: Wie stellen Sie sich diesen Übermenschen vor: als Riesen, als Body-Bildner, als Multitalent oder als Genie?

      NIETZSCHE: Ja, was verstehe ich darunter? So konkret wollte das bisher keiner von mir wissen.

      DARWINIST: Die Natur des Menschen muss also ihrer Meinung nach verbessert werden?

      NIETZSCHE: Die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns ist, von uns Denkern einmal abgesehen, viel zu klein. Ich denke da an eine Steigerung in jeder Hinsicht.

      DARWINIST: Wollen Sie, dass die Germanen noch blonder und noch blauäugiger werden, Semiten eine längere Nase und Chinesen noch geschlitztere Augen haben?

      NIETZSCHE: Na und? Ich denke da an die Gehirnleistung eines Einsteins, an die Gemütsschwankungen eines Softie, die Konstitution eines Zehnkämpfers, die Willensstärke eines Napoleons und die Schönheit einer Monroe.

      DARWINIST: Und Sie fürchten nicht, das am Ende etwas anderes herauskommt: die Statur eines Napoleon, die Willensstärke eines Softie, die Schönheit eines Einstein und die Intelligenz einer Monroe?

      NIETZSCHE: Man wird da eben lange an den Naturgesetzen herumexperimentieren müssen.

      DARWINIST: Wenn es eines Tages Übermäuse oder Überschafe geben sollte, wird die Natur aus dem Gleichgewicht geraten.

      NIETZSCHE: Verlangen Sie von mir keine konkreten Antworten. Als Philosoph begnüge ich mich damit, zu denken. Alles andere ist Sache der Naturwissenschaftler, Genforscher oder Biologen.

      DARWINIST: Aber Sie können doch nicht nur spekulieren. Sie müssen doch auch Wege zeigen...

      NIETZSCHE: Nichts ist einfacher als das. Wenn aus irgendwelchen Gründen die Züchtung von Überkatzen oder Überwölfen nicht gelingen sollte, müssen eben die Übermäuse Katzen jagen und die Überschafe Wölfe reißen.

      DARWINIST: Das bedeutet, dass die Mäuse und die Schafe umgestaltet werden müssen.

      NIETZSCHE: Langsam begreifen Sie meine Gedankengänge. Das bedeutet, dass die Natur auch diese Tiere mit Krallen und einem Raubtiergebiss ausstatten muss.

      DARWINIST: Nach Ihren Vorstellungen wäre es auch möglich, dass eines Tages der Überaffe den Durchschnittsmenschen überragt.

      NIETZSCHE: Man wird da eben lange herumexperimentieren müssen, bis das gewünschte Ergebnis heraus kommt.

      Darwinist: Das hört sich so utopisch an.

      NIETZSCHE: Utopisch? Wir Denker eilen da zuweilen der Natur voraus. Dann muss eben die Natur versuchen, uns wieder einzuholen.

      DARWINIST: Bei so kühnen Gedankensprüngen wird sie allerdings mit dem Einholen Mühe haben. –

      SCHOPENHAUER – LEIBNIZ

      SCHOPENHAUER: Herr Kollege Leibniz, überzeugen Sie sich selbst: Die

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