Robert & Julia. Ny Nyloni
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Robert & Julia - Ny Nyloni страница 2
Selten eben.
Dagegen war ihr gerade aufgekündigter Lover ein einziges Arschloch gewesen, aus einer langen Reihe von Arschlöchern. Sie fragte sich in letzter Zeit vermehrt, wieso sie immer und immer wieder auf diese blutleeren, hohlwangigen Typen hereinfiel? Okay, in ihrem sozialen Umfeld gab es eine ganze Menge davon. Schon tätowiert aus dem nörgelnden, bereits alleinerziehenden, frustrierten und viel zu jungen Mutterleib geboren, ein sich völlig überschätzendes Ego wegen extremer Realitätsverneinung und, das Wesentliche, außerstande mit einigermaßen intellektuell veranlagten Frauen auf Augenhöhe emotionale Bindungen einzugehen. Der Hang ging nicht zum Zweitbuch, sondern zur nächsten Smartphone-Generation und der Besuch irgendeiner kulturellen Veranstaltung war sogar noch nerviger als der plötzliche Absturz der Play Station.
Ficken? Ja! Und gut? Na ja. Manchmal war es auch befriedigend, aber fantasieloses Dauerrammeln war dann auch für sie als sexuell sehr inspiriertes Wesen nicht zweimal am Tag zu ertragen. Fast and furios, auch wenn man selber gern und oft in der Horizontalen seinen Spaß suchte, ja eigentlich davon überzeugt war, dass nur dies die einzige Art und Weise sein konnte, seine Seele zu offenbaren und mit jemand anderem zu verschmelzen, aber leider hatte sie das männliche Pendant dazu nie kennengelernt. Immer suchte sie beim ersten Orgasmus mit einem neuen Anwärter in dessen Augen oder Gesten das Mehr, aber es gab in ihrer Welt kein Mehr. Sie wurde in Besitz genommen, sie war ein Sahnestück, eine Prachtschnitte zum Überstülpen. Sie fühlte sich dabei nicht einmal richtig genossen!
Gefühle? Was sollte man denn auch mit Gefühlen? Die verbargen sich bei den meisten Menschen in ihrem Umfeld hinter Frust und Aggression, fest und sicher weggeschlossen. Das war kein akzeptiertes Zahlungsmittel in ihrer Welt.
Gut, ihr gerade entschwundener Lover hatte sie nie geschlagen, nur wundgevögelt, aber besser als gar kein Sex. Genau wie die Nummer am Vortag, als sie sich plötzlich wiederfand in einer kleinen Wohnung im Hessischen und dort mit zwei Typen dieser Gattung gleichzeitig kopulierte. Wohlgemerkt, zwei völlig Fremde, die es ihr besorgten nach den Anweisungen ihres Freundes vor der Webcam ihres neuen Tablets, dass sie sich vor einigen Wochen mühsam zusammengespart hatte und das auch gleichzeitig als ihr Smartphone konfiguriert war. Seitdem filmte allerdings er sie damit in allen möglichen Situationen, die er sich auf Youporn oder Pornhub abgeguckt hatte, wahrscheinlich von seinen ganz privaten Wichsstudien inspiriert, und gebärdete sich dabei wie Steven Spielberg.
Ja, schau mich an dabei! Damit machen wir viel Geld, Baby!
Sie hatte sich extra aufgebrezelt deswegen, der „Regisseur“ hatte sich sogar an den Kosten beteiligt. Sie sollte scharf aussehen. Wie eine Anwältin, die es sich von ihren zwielichtigen Mandanten besorgen lässt. Die kriminellen Hintergründe der beiden waren wahrscheinlich das einzig reale an der Szene gewesen. Tatsächlich war sie aber unglaublich abgegangen und selber erschrocken über die Lüsternheit in ihr, als sie gleichzeitig blasend und vögelnd im Doggy Style einen Orgasmus nach dem anderen erlebte. Sex hatte ihr immer sehr gefallen, aber besonders ihre eigene, lodernde Lust, die sich nährte aus dem Begehren der anderen an ihr, das war für sie ein wichtiger Bestandteil des Liebesakts, wobei man zugeben musste, dass Liebe in diesem Drehbuch keine Rolle spielte. Sie brachte es sogar fertig, aus nächster Nähe ehrlich kommend mit lustverzehrten Gesicht in die Kamera zu stöhnen, hinter der ihr Lover ebenfalls total geil seinen eher unscheinbaren Schwengel bearbeitete! Die beiden anderen waren auch keine Vorzeigeware, daher glaubte sie eh nicht an den Erfolg des Unterfangens. Zum Glück war das Tablet nicht im Auto gewesen, als er sich davonstahl, sie hatte es immer bei sich. Vorsichtshalber schaute sie noch einmal nach in ihrer Handtasche.
So richtig gesehen wurde sie beim Filmen aber auch nicht. Gab es so etwas überhaupt, oder war das nur eine Redensart aus der Literatur a la Pilcher? Jemand erkennen, die gleichen Strömungen zu spüren, auf Pfaden zu wandern, die nicht erklärt werden müssen, die sich auftun, sobald man zusammen losgeht? Das war ihr noch nie passiert und stand demnächst wohl auch nicht auf ihrer Agenda.
Auweia, sie hatte einen totalen Hänger. Wenn sie jetzt hier nicht bald wegkam, dann würde ihre Schicht bei Edeka ohne sie beginnen, der Überlebenskampf noch einmal an Härte zunehmen, ihr Filialleiter war auch so ein Arschloch, nur eine andere Sorte: Oberlippenbart, garantiert nicht tätowiert, spießig, gesellschaftlich unsicher.
Die Dinge würden sowieso genauso weiterlaufen, denn auf ihrem Tablet hatte sie gerade gesehen, dass es ihrem zornigen Lover wohl doch etwas leid tat, dass er sie so hatte stehen lassen, er hatte ihr gerade per WhatsApp mitgeteilt, dass er sie aus Versehen vergessen hätte und bereits auf dem Weg zurück zu ihr war...
Oh sorry Baby! Das ist mir noch nie passiert!
Hatte er angenommen, sie hätte es sich im Kofferraum gemütlich gemacht? Aber wahrscheinlich tat es ihm nur leid, dass er das Filmmaterial nicht gesichert hatte für sich, um es irgendwo im Internet für Geld zu posten.
Dieser Mann dort, gleich da vorne an der Zapfsäule, ja, er verdiente die Bezeichnung Mann mehr als all die anderen zuvor und wie er jetzt hereinkam zum Bezahlen - der war von denen die sie je an sich heran- und hineingelassen hatte, so weit weg wie der Mond.
Frustriert stand sie auf, nahm noch den letzten, schon kalten Schluck aus der Kaffeetasse, ging damit brav zum Abräumregal neben der Tür, warf noch einmal einen letzten Blick zurück auf die beeindruckende Gestalt an der Kasse, wusste aber gar nicht so genau warum und trat dann hinaus in die kühle Nachtluft. Es fröstelte sie, während sie wartete, sie verfluchte sich dafür, ihren fliehenden Hengst vor einer Stunde so vor den Kopf gestoßen zu haben mit ihrer ehrlichen Meinung über seine innerliche Leere, als er ihr sagte, nach dem Tanken könnte sie ihm ja noch einen runterholen beim Fahren.
Das filmen wir zum Abschluss aus nächster Nähe.
Da war sie durchgedreht!
Immer nur Du, Du! Sex und vögeln, nichts als vögeln, rein, raus! Hast du mich jemals gefragt, was ich eigentlich will? Wer ich wirklich bin?
Er hatte sie einfach zurückgelassen, während sie auf der Toilette war. Besser wäre es gewesen, ihm stattdessen wirklich einen zu blasen, auch in POV Nahaufnahme meinetwegen, wie sie es häufig tat nach fruchtlosen Debatten, dann war Ruhe, denn dabei musste man nicht sprechen, nur noch stöhnen, alle hatten ihren Spaß, ja, auch sie und selbst wenn der Fahrer sie nicht berühren konnte währenddessen, denn er musste ja filmen, war es sich selbst anzufassen überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil: Sie genoss ihre liebevolle Art sich zu befriedigen dabei, dann war alles gut, bis sich die Welt auflöste in ein explodierendes Feuerwerk. Es tat ja sonst niemand mit so viel Gefühl und störte keinen großen Geist.
Von hier war es bestimmt noch dreihundert Kilometer bis München, ihrer Arbeitsstelle im Supermarkt, ihrem eigenen, leeren Leben, das genauso unerfüllt weitergehen würde, wenn ihr Tarantino