Die Neue Neoklassische Schule. Joachim Stiller
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Fixes und variables Kapital
Marx unterscheidet nun ganz richtig zwei Arten von Kapital, das fixe Kapital und das variable Kapital. Das fixe Kapital ist seinem Wesen nach Investitionskapital, das zur Finanzierung der Produktionsmittel verwendet wird. Das variable Kapital geht voll ein in Löhne und Einkommen der Mitarbeiter des Unternehmens.
Das Gesamtkapital C setzt sich also zusammen aus dem fixen Kapital c und dem variablen Kapital v, oder:
C = c + v
In einer Lohnperiode werden nun Waren produziert, die der Unternehmer auf dem Markt verkauft. Dabei erzielt er einen Profit m. Marx nennt ihn den Mehrwert. Der Preis für alle Waren dieser Lohnperiode setzt sich nun zusammen aus:
C‘ = c + v + m
Aus
C = c + v ist also die Gleichung
C‘ = c + v + m geworden.
Die Akkumulation des Kapitals
Der Unternehmer produziert mit seinem Kapital (Unternehmenskapital) Ware, die er mit Profit verkauft. Kann der Unternehmer den Gewinn realisieren, so akkumuliert er Kapital (er häuft es an bzw. wandelt es in Kapital um).
„Anwendung von Profit (Mehrwert) als Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital heißt Akkumulation des Kapitals.“ (Marx)
Darin liegt überhaupt der Sinn der kapitalistischen Produktion. Da der Unternehmer aber in wesenswidriger weise Privateigentümer der Produktionsmittel ist, leitet er daraus das Recht ab, sich den Profit (Mehrwert) anzueignen.
Der Arbeitslohn
Marx macht im 1. Band des Kapitals noch weitere Ausführungen, die für unsere Belange aber ohne Bedeutung sind. Er unterscheidet dann noch zwischen Zeitlohn und Stücklohn, wobei ich mich immer für den Zeitlohn als einzig wesensgemäße Form aussprechen würde. Der Stücklohn birgt immer die Gefahr der Akkordarbeit und ist mit einer wesensgemäßen Betrachtung sozialer Wirklichkeit nicht zu vereinbaren. Denn: Nicht die Ware ist das Ursprüngliche, sondern die Arbeit. Der Preis der Ware wird vom Wert der Arbeit abgeleitet und nicht umgekehrt. Maßstab für die Arbeit kann dabei nur die Zeit sein.
Darüber hinaus vertritt Marx das eherne Lohngesetz, dass wir schon von Ferdinand Lassalle her kennen.
Der Wirtschaftskreislauf
Nachdem wir den 1. Band des Kapitals etwas ausführlicher betrachtet haben, kommen wir nun zum 2. Band, den Engels, genau wie auch den 3. Band, nach Aufzeichnungen von Karl Marx geschrieben hat.
Im 2. Band geht es in erster Linie um die Zirkulation des Kapitals. So schreibt Marx (Engels):
„Der Kreislaufprozess des Kapitals geht vor sich in drei Stufen, welche, nach der Darstellung des 1. Bandes, folgende Reihe bilden:
1. Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G....W durch.
2. Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Warenproduzent; sein Kapital macht den Produktionsprozess durch. Das Resultat: Ware von mehr Wert als dem ihrer Produktionselemente.
3. Stadium: der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäufer; seine Ware wird in Geld umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt
W‘...G‘ durch. Die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals ist also:
G.....W.....P.....W‘.....G‘
In dieser Art führt uns Marx nun durch den gesamten 2. Bandes Kapitals. Wir wollen darauf hier nicht näher eingehen, sondern den Wirtschaftskreislauf einmal zum besseren Verständnis einiger Grundbegriffe bildlich Darstellen. Es handelt sich dabei wohlgemerkt um einen Wirtschaftskreislauf in vereinfachter Form.
Die Profitrate
Bild 1
Nun reinvestiert der Unternehmer seinen Mehrwert als fixes Kapital. In den nächsten Perioden ergibt sich das folgende:
Bild 2
Wir sehen, dass die Profitrate ständig fällt, Dies soll nach Marx zur Verelendung führen, zu Bürgerkriegen (Klassenkampf) und damit zwangsläufig zum Sozialismus.
Diese Rechnung liegt aber eine entscheidende Fehlannahme zugrunde, Wer sagt uns denn, dass der Unternehmer nur das fixe Kapital erhöht. Schafft er Maschinen an, so muss er auch Arbeitskräfte einstellen Die organische Zusammensetzung des Kapitals ist somit konstant, im Gegensatz zum irrigen Postulat Marxens.
Wir gehen bei der folgenden Rechnung davon aus, dass die organische Zusammensetzung des Kapitals konstant bleibt.
Dann ergibt sich:
Bild 3
Wir können deutlich erkennen, dass es gar keinen tendenziellen Fall der Profitrate gibt, sie ist konstant. Daher gibt es im Kapitalismus auch keine Verelendung. Der Sozialismus kann nur die freie Entscheidung freier Bürger sein.
Fazit
Nachdem wir das Herzstück der Mehrwerttheorie, das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate widerlegt haben, möchte ich die Darstellung des Kapitals beenden. Zweifellos ist das Werk eines der revolutionärsten in der Geschichte gewesen. Nahezu alle kommunistischen Revolutionen haben bei Marx ihren Ursprung. Der Grund des Scheiterns der linken Revolution liegt nicht so sehr in der Fehlerhaftigkeit des Marxismus, als vielmehr in der Tatsache, dass Marx keine Vorstellung von einer wesensgemäßen Einrichtung der Gesellschaft hatte. Marx hat lediglich eine Kritik des Kapitalismus geschrieben, eine Antwort ist er uns schuldig geblieben. Die Menschen wussten nun, was sie nicht wollten, aber wie es sein muss, wussten sie nicht, und so ist der Marxismus über den Leninismus und Stalinismus in die Verzerrung geraten und hat nur eine nicht funktionierende Planwirtschaft hervorgebracht.
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