Das Geheimnis der Spulen. Geri Schnell

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Das Geheimnis der Spulen - Geri Schnell

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alles im grünen Bereich. Das Schlimmste ist überstanden. In langsamer Fahrt geht es zum Gate. Die Triebwerke laufen aus und die Passagiere bereiten sich hektisch auf den Ausstieg vor.

      Gefühlt, eine Stunde später steht sie am Taxistand und der freundliche Fahrer nickt, als sie das Ziel Hilton-Hotel angibt. Jetzt will sie nur noch schlafen, doch zuerst braucht es noch Geduld, der Verkehr in Addis Abeba strapaziert die Nerven von Europäer aufs äusserste. Es ist kaum vorstellbar, wie die Autos, ohne Kollisionen durch dieses Chaos gelangen. Die Erleichterung ist gross, als sie die Auffahrt zum Hotel hochfährt. Jetzt noch die Anmeldeformalitäten erledigen und dann schlafen.

      Vor dem Einschlafen denkt sie darüber nach, wie es dazu kam, dass sie jetzt in einem Hotel in Addis Abeba im Bett liegt. Vor einer Woche schickte ihr Freund Mark, na Freund ist vielleicht etwas übertrieben, eine SMS. Sie hatte Mark vor rund drei Monaten in der Mensa beim Mittagessen getroffen. Er setzte sich an ihren Tisch und wünschte ihr guten Appetit. Dann kamen sie ins Gespräch und Mark fragte, ob sie ein günstiges Hotel kenne. Er müsse zwei Nächte in Zürich übernachten, da er an der Uni einen Kurs besuchen muss. Aus unerklärlichen Gründen hat sie ihm angeboten, in ihrer Bude zu übernachten.

      Nun, sie wurde abends schwach, als er nur in Unterhosen bekleidet, neben ihr im Bett lag. Ihn auf dem Boden schlafen zu lassen, konnte sie ihm wirklich nicht zumuten und Sofa hat sie keines. Was war schon dabei, schliesslich sieht Mark gut aus, hat gute Manieren und sie hatte schon länger keinen Mann mehr in ihrem Bett.

      Das SMS, welches Mark schickte, war nun mehr als geheimnisvoll.

       Hallo Kira

       Ich habe mit meinen Freunden in Aksum eine spannende Entdeckung gemacht. Das solltest du dir unbedingt ansehen. Schreibe mir, wann du in Aksum, das liegt in Äthiopien, eintreffen kannst. Ich hole dich bei der Busstation ab.

       Kuss Mark!

      Einen Moment überlegt sie im Hotelbett, ob es nicht besser wäre, den nächsten Flug nach Europa zu buchen, doch denn überwiegt die Neugier. Was hat er wohl gefunden? Dann gehen ihr die beiden Nächte mit Mark durch den Kopf und sie schläft beruhigt ein.

      Nach dem Frühstück legt sie sich an den Hotelpool. Sie hat noch zu wenig Energie, sich um die Weiterreise nach Aksum zu bemühen. Sie muss sich heute erholen, der Flug von Zürich über London hatte sie gestresst.

      Immer wieder fragt sie sich, was Mark entdeckt hat, dass er eine Studentin, die sich mit einem Studium über künstliche Intelligenz abmüht, um Mithilfe ersucht. Dieses Jahr wird sie den Abschluss nicht schaffen, also kommt es auf einen Monat Verzögerung nicht mehr an. Zudem wollte sie schon lange mal nach Afrika, gut, eigentlich eher Kenia, Namibia oder Südafrika, aber Äthiopien ist auch interessant. Die Äthiopier sind freundliche, aber sehr stolze Leute. Sie sind ihr sofort sympathisch. Sie mag es, wenn Leute selbstsicher auftreten, auch wenn sie ein hartes Leben bewältigen müssen. Das Wenige das sie besitzen, teilen sie mit anderen und das mit einer Selbstverständlichkeit, von der wir Europäer etwas lernen könnten.

      Drei Tage später sitzt Kira im Bus nach Tissiat. Man hat ihr empfohlen, die Strecke nach Aksum nicht an einem Stück zurückzulegen. Sie sei sehr anstrengend und in Tissiat lohnt es sich, die Stromschnelle des blauen Nils zu besuchen. Der Mann an der Rezeption hatte sie gross angeschaut, als sie ihn fragte, wie man am besten nach Aksum reise.

      Schon nach einer Stunde Busfahrt, ist sie froh, dass sie auf den Rat des Portiers gehört hat. Der Bus ist bis auf den letzten Platz besetzt. Sie hat als weisse Frau das Privileg erhalten, ganz hinten zu sitzen. Auf der Bank, welche eigentlich für vier Personen berechnet ist, sitzen nur noch zwei Frauen, die eine mit einem Korb, in welchem zwei, an den Beinen zusammengebundene Hühner liegen. Die zweite Frau auf der anderen Seite, stillt gerade ihr Baby. Kira wird voll in die Betreuung des Kleinen integriert. Als Belohnung erhält sie einen Maiskolben, auf dem sie rumknabbern kann.

      Babysitten, ist noch das kleinste Problem, mit der lauten Musik und dem Gestank im Bus hat sie mehr zu kämpfen. Da kommt ihr das Halten des Babys als willkommene Abwechslung gelegen.

      Die Überquerung des blauen Nils ist nicht spektakulär. Eine riesige Brücke verbindet die beiden Ufer. Im Gegensatz zu Ägypten, ist das Ufer kahl, höchstens einige Kräuter wachsen am steilen Ufer.

      Nach der Brücke steigt die Strasse steil an und windet sich mit unzähligen Serpentinen den Hang hoch. Sie ist froh, dass sie nicht direkt am Fenster sitzt, denn neben der Strasse, fällt das Gelände oft senkrecht in eine tiefe Schlucht ab. Nicht zu vergleichen mit den Passstrassen in der Schweiz. Die Strasse ist schmaler und oft hängt das Heck des Buses direkt über dem Abgrund. Mehrere Buse, welche zertrümmert weiter unten liegen, zeugen davon, dass es nicht immer glimpflich abläuft.

      Einige im Bus müssen sich übergeben. Eine Kurve folgt auf die nächste. Auch Kira kämpft. Die Frau mit den Hühnern, gibt ihr einen Stängel einer Pflanze und deutet an, dass sie darauf kauen soll. Es schmeckt schrecklich, doch es hilft, der Magen beruhigt sich.

      Nun erfordert das Baby die Aufmerksamkeit, ihre Mutter muss etwas im Korb suchen. Kira gibt dem Kleinen den Zeigefinger, genussvoll saugt es daran rum und ist damit zufrieden.

      Endlich führt die Strasse wieder schnurgerade aus. Das Schlimmste scheint überstanden. An einer Haltestelle gibt es eine Pause von einer halben Stunde. Eine Tasse Kaffee und eine Art Brötchen tragen zum Beruhigen des Magens bei. Der Gang zur Toilette ist dringend erforderlich, wenn es auch einige Überwindung braucht, diese zu benutzen.

      Frisch verpflegt, geht es weiter. In Tissiat ist Kira erleichtert, dass sie sich vom Baby und den Hühnern verabschieden kann. Gegenüber der Busstation sieht sie ein Fahrradgeschäft. Sie bieten Fahrräder zum Mieten an. Wenn sie den Schildern folgt und tüchtig in die Pedale tritt, kann sie die Stromschnelle des blauen Nils in einer guten Stunde erreichen, respektive den in der Nähe liegende Campingplatz.

      Die Besichtigung der Fälle verschiebt sie auf Morgen. Im Camp legt sie sich an einer freien Stelle hin und kriecht in den Schlafsack. Kurz überlegt sie, ob sie wohl am Morgen aufwacht und einen leeren Rucksack vorfindet. Es bleibt nichts anderes übrig, sie ist so müde, dass sie das Risiko eingeht.

      Am Morgen ist der Rucksack noch da. Sie hat sich umsonst Sorgen gemacht. Im Camp leistet sie sich ein Frühstück mit Schinken, Eiern und Kaffee. Die Lebensgeister erwachen wieder und die Abenteuerlust ergreift sie. Sie steigt den Weg zu den Wasserfällen hinab. Sie sind allerdings nicht so spektakulär, wie sie erwartet hatte, da ist sogar der Rheinfall imposanter. Trotzdem, in unmittelbarer Nähe der Fälle wachsen einige seltene Pflanzen.

      Sie setzt sich auf einen Felsen und beobachtet die wenigen Touristen, welche sich das Spektakel ansehen. Die meisten sind Einheimische und auch einige Schulklassen, welche vom Lehrer durch die Gegend geführt werden, kann sie ausmachen.

      Kira hat Zeit, zum Nachdenken. Was erwartet sie in Aksum? Nun blättert sie im Reiseprospekt, den sie an der Rezeption im Hotel in Addis gefunden hat. Sie staunt über die grossen Stelen, welche in Aksum zu bewundern sind. Sie sind mindestens so schön, wie die Obelisken in Ägypten. Was hat wohl Mark entdeckt, dass er sie zu dieser Reise animiert hat? Er muss schon einen triftigen Grund haben, nur weil er sich nach ihr sehnt, dürfte als Grund nicht ausreichen. Ist er etwa doch verliebt in sie?

      Was dann? Sie hatte nach den beiden Nächten, noch zwei Wochen an ihn gedacht, doch dann ging sie wieder zum normalen Lebensrhythmus zurück und hatte ihn abgehakt. Sie mochte Mark auf Anhieb, es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, wenn es so etwas überhaupt gibt. Nun ist sie sich nicht mehr im Klaren. Sie redet sich ein, dass sie die Reise nur aus Neugierde angetreten hat. Frauen können es nicht ertragen, wenn sie ein Geheimnis

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