Geheimnisvolles Moor. Hartmut Päsler

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Geheimnisvolles Moor - Hartmut Päsler

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Ist die Schicht so mächtig angewachsen, wie auf dieser Schemagrafik, spricht man von einem Hochmoor.

      Die auf den Boden gesunkenen Pflanzenfasern verrotteten nur sehr langsam. Auf dem Gewässerboden schichteten sie sich übereinander, und wurden zu Torf. Je länger die Schichten am Grund des Sees lagern, desto dunkler wird der Torf. Als die Gletscher sich zurückzogen, bedeckten ihre Mitbringsel den gesamten Küstenraum der Nordsee. Die sogenannten Sander und Moränen entstanden. Das sind Sande und Gerölle, die sich sanft zu Geestrücken erhoben und teilweise die ausgehöhlten Tiefen abschlossen. Hier konnte das Schmelzwasser der Eiszeit nicht abfließen. Senken in der Landschaft füllten sich mit Regenwasser oder geschmolzenem Gletschereis.

      Es bildeten sich Landschaften mit tausenden kleineren, mittleren und auch großen Seen. Hier waren sie, die klaren azurnen Gewässer, die kleinen und großen Seen mit reinem mineralischem Untergrund.

       Wind brachte Pollen und Samen, die erst kleine Biotope, später eine flächendeckende Vegetation über dieses Geestland breitete.

       Schmelzwasser, Grundwasser, Überschwemmungen und, durch die Meeresnähe (Nord- und Ostsee) mildes, regenreiches Klima, sorgten für beständigen Wasserüberschuss.

      Sphagnum

      Sphagnum, auch bekannt als Torfmoos oder auch Bleichmoos, konnte sich behaupten in einem kargen Boden am Rande der Seen, die durch nährstoffarmen Regen gespeist wurden. Sphagnum ist eine widerstandsfähige Pflanzen mit bemerkenswerten Eigenschaften: Sie können das 25-fache ihres Gewichtes an Wasser speichern. Das kann die Austrocknung weitläufiger Feuchtgebiete verhindern. Das hat es ja auch, im Falle der Moore, getan.

      Dichte Regenwolken am Horizont werden gleich den Wasserdurst der Sphagnumkolonie stillen. Die über das gesamte Gebiet verteilten Hullen (Büschel) aus Bentgras vermitteln den trügerischen Eindruck von Land.

      Wie ein riesiger Schwamm liegen die Mooswiesen am Rande der Seen. Bis zu 90 % Wasser ist in ihnen gespeichert! Aber auch eine Trockenperiode stecken sie ohne Murren weg.

      Das Einzigartige jedoch ist, dass sie durch Abgabe von Protonen für sich selbst eine saure Umgebung schaffen, die andere Pflanzen nicht vertragen. Eine chemische Keule gegen die Pflanzenkonkurrenten! Nun steht der ungehemmten Verbreitung nichts mehr im Wege. Und zwar wieder auf eine besondere Weise. Zu den wenigen Nährstoffen aus dem Regenwasser brauchen sie Stickstoff, das von einem Pilz, dem Mykorrhiza- Pilz beigesteuert wird.

      Die nächste Besonderheit: Torfmoose haben keine Wurzeln, sie wachsen nach oben, nach unten sterben sie ab. Ja, tatsächlich! Dieses Sphagnum hat das ewige Leben! Was nach unten abstirbt, wächst an derselben Pflanze nach oben hin nach!

      Regelmäßiger Regen führt immer wieder die benötigte Feuchtigkeit nach, die vollgesogenen Pflanzen halten das Wasser fest, erobern weitere Uferregionen und dringen weiter seewärts vor. Abgestorbene Pflanzenteile sinken auf den Boden des Sees, neue wachsen darüber. Auf diese Weise wächst das Moor etwa einen Millimeter im Jahr. Durch das Fehlen des Sauerstoffs verrotten die abgestorbenen Pflanzen nur sehr langsam. Torf entsteht.

      Für Moore ist Regen das Lebenselixier. Man nennt sie deshalb auch Regenwassermoore oder ombrotrophe Moore.

      Die nährstoffarme, saure Welt des Moores vertragen nur einige wenige Sträucher und Gräser. Bäume oder gar Wald sucht man hier vergebens.

       Am Rande des Moores, dort, wo der Einfluss des sauren Bodens etwas an Bedeutung verliert, verschönern die Ebereschen mit roten Beeren, zusammen mit leuchtend weißen Birken, eintöniges Moos und Binsengeflecht. Farblos ist das Moor jedenfalls nicht!

      Heide ist in dem anspruchslosen Gebieten zu Hause. Ihre pinkfarbenen Blüten wetteifern mit der roten Kappe des Fliegenpilzes. Die Früchte der Preiselbeeren locken leuchtend rot und einladend.

      Etwas weiter wagen sich Erlen, Eichen und andere Bäume heraus. Dieses Gehölz um einen Sumpf herum nennt man Bruchwald.

       Zur feuchten Seite hin reihen sich die Pioniere ein. Weiden, Erlen und Birken sind stark im Nehmen. Für sie ist es kein Problem, wenn die Wurzeln und Stämme von Wasser umspült werden. Der Bruchwald ist ein Mantel um ein düsteres, immer noch als bedrohlich empfundenes Moor, mit schwarzem Wasser, über das oft eine weite, graue Decke aus Regenwolken gespannt ist.

      So karg wie die Pflanzenwelt, sieht auch die Tierwelt aus. Fische gibt es nicht in diesem Wasser. Größeres Wild mit seinen schmalen Hufen hat erhebliche Schwierigkeiten. Rehe oder Hirsche würden stecken bleiben oder sogar versinken. Sie halten sich lieber in den anschließenden Bruchwäldern auf. Auch die Binsenbüschel und die harte Heide sind keine Leckerbissen. So bleibt der Lebensraum den Amphibien wie dem Moorfrosch, oder den Reptilien wie der Kreuzotter und der Eidechse vorbehalten. Der weite Himmel aber, der bei Weitem nicht immer nur grau ist, darf sich das Tor zum Moor nennen.

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