Vom Werden eines Diakons - Rückblicke - Teil 3. Jürgen Ruszkowski

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Vom Werden eines Diakons - Rückblicke - Teil 3 - Jürgen Ruszkowski

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       Haus „Bienenkorb“ mit Waschküche und Nähstube

      Auf dem Rüttelrost – das erste Jahr im Rauhen Haus

      Mir wird eine Unterkunft zusammen mit sieben weiteren Brüdern unter dem Dach im 4. Stock des Hauses „Goldener Boden“ zugewiesen. Ich nenne diese Bude scherzhaft „Massengrab“.

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      „Massengrab“ – 8-Betten-Zimmer

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       Haus „Goldener Boden“ um 1954 – Altenheim

      Mein erster Job ist der eines Trümmerjünglings. Die Kriegsfolgen sind 1954 in Hamburg noch allenthalben stark sichtbar, obwohl schon sehr viel wieder neu aufgebaut worden ist. In Hamburg-Hamm gibt es noch Nissenhütten, halbrunde Wellblechbaracken, als Notunterkünfte für Ausgebombte. Am Horner Weg, direkt neben dem Rauhen Hause, lagen bis kurz vor meinem Eintritt noch die Gleise der Trümmerbahn, die den Bauschutt an den Stadtrand befördert hatte.

      „Wie eine Insel des Friedens, so liegt das Rauhe Haus inmitten der Großstadt Hamburg. Im weiten Park rings um den Teich finden wir die Häuser, von alten Linden umgeben.

      So formuliert der damalige Prospekt der Diakonenanstalt des Rauhen Hauses.

      Das Rauhe Haus war bei einem Bombenangriff im Juli 1943 wenige Wochen nach der Räumung durch die Innere Mission von Brandbomben fast vollständig vernichtet worden.

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      Das Haus ‚Tanne’ beherbergte in den 1950er Jahren die Verwaltung

      Im Obergeschoss wohnte der Vorsteher

      Da die meisten Häuser nach der Enteignung durch den Staat für eine geplante SS-Heimschule leer standen, war niemand da, der die Brandbomben rechtzeitig hätte löschen können.

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      Das Haus ‚Anker’ beherbergte unten rechts die Krankenstube, oben wohnte Füßinger.

      Von den 28 Anstaltsgebäuden waren bei Kriegsende nur noch vier erhalten, nämlich die Häuser „Tanne“, „Anker“, „Schönburg“ und „Kastanie“.

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       Haus „Schönburg“ in den 1950ern – inzwischen durch einen Neubau ersetzt

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       Diese Übersichtstafel über die Kriegsschäden hing in der Eingangshalle des Hauses „Ora et Labora“

      Das Rauhe Haus war durch den Krieg arm geworden. Der Neuaufbau wird zu einem nicht unwesentlichen Teil durch den unermüdlichen Arbeitseinsatz der hauptamtlichen Diakone und der Diakonenschüler ermöglicht.

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       Der Autor beim Steineklopfen

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       Haus „Goldener Boden“ vor und nach dem Wiederaufbau

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       Haus „Johannesburg“ vor und nach dem Wiederaufbau

      Neu erbaut oder wiederhergerichtet sind bereits die „Johannisburg“, der „Goldene Boden“ und „Ora et Labora“ mit dem noch kleinen Wichernsaal und fragmentarisch die alte Schule mit der Küche im Keller, Speisesaal im Hochparterre und Wohnräumen für zwei Jungenfamilien in den Obergeschossen. Eine Holzbaracke am Teich ersetzt die „Fischerhütte“.

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       Holzbaracke am Teich – die „Fischerhütte“

      Das Haus „Bienenkorb“ ist im Bau.

      Auch das „alte Rauhe Haus“ war im Kriege zerstört worden.

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      Die restlichen Steine berge ich zusammen mit den Brüdern Lothar Schulz und Udo Pütt. Füßinger will sie später mal bei einem eventuellen Wiederaufbau mit verwenden.

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       Bergung der Trümmer des alten Rauhen Hauses:

       von rechts: Jürgen Ruszkowski – Lothar Schulz – ? ausgetreten ? – Udo Pütt

      Mehrere Fassaden der ausgebrannten alten Häuser im Anstaltsgelände stehen am Beginn meiner Ausbildungszeit noch und werden von uns Diakonenschülern eingerissen: Ein Seil wird an einem oberen Fenstersims befestigt, etliche Männerarme packen zu und mit „Hau Ruck“ und einer Staubwolke geht die Mauer zu Bruch. Ich sammle die Steine in eine Schubkarre und fahre sie zu einem hohen Haufen zusammen. Ein Brett wird angelegt und mit Kraft geht es mit der Karre bergan. Mit einem Hammer bewaffnet darf ich Tag um Tag, Woche um Woche, von morgens bis abends die Steine vom alten Mörtel befreien. Mein Weg führt also aus dem Sanatorium übergangslos und direkt hinein in härteste Knochenarbeit.

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       Abends bis 22 Uhr und sonntags Telefonwache im Haus „Tanne“

      Abends und am Sonntag darf ich anschließend bis 22 Uhr Telefonwache an der Zentrale im Haus „Tanne“ machen und alle eingehenden Gespräche vermitteln.

      Die Führung der Diakonenanstalt des Rauhen Hauses betreibt die Strategie, den Weizen von der Spreu zu trennen. Wer zu leicht befunden wird, fällt durchs Rüttelrost! Nur handverlesene Männer sollen Diakon werden. Eine harte Schule zum Beginn der Diakonenausbildung ist daher oberstes Gebot. Beim Abbruch der Trümmer der alten Schlosserei (dort befinden sich jetzt die Unterrichtsräume der Fachhochschule) stehe ich an der Rutsche für die Trümmersteine, um diese abzukarren. Dabei geht mir folgendes Bild durch den Kopf: Die Steine werden heil oben in die Rutsche geworfen. Wenn sie unten ankommen, sind sie vom gröbsten Mörtel und Dreck gereinigt, schon durch die Reibung und den Zusammenprall. Aber nicht alle kommen unten heil an. Ein Teil geht entzwei und ist nicht mehr zu gebrauchen. Ebenso ist es mit den jungen Brüdern. Durch die harte Schule in der ersten Zeit fallen alle Illusionen ab. Etliche stehen diese Zeit nicht durch. Sie gehen wieder. Die Austrittsquote liegt zeitweise bei 50%! Ich bin jedoch durch Gerhard Luckow darauf vorbereitet, dass ich mit einer harten Prüfung meiner Dienstbereitschaft rechnen muss und habe eine starke Motivation mitgebracht. - Später entroste ich wochenlang den das Gelände des Rauhen Hauses umgebenden Gitterzaun und streiche ihn neu an. So viel

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